Harry Potter und der Orden des Phönix
aus dem Zug geschwemmt. Sie fuhren die Rolltreppe hoch und passierten die Drehkreuze (Mr Weasley hatte seine Freude daran, wie der Leseautomat seine Fahrkarte schluckte), und schließlich traten sie hinaus auf eine breite Straße, die von imposanten Gebäuden gesäumt und schon sehr belebt war.
»Wo sind wir?«, sagte Mr Weasley ratlos und Harrys Herz setzte einen Augenblick aus. Er dachte, sie wären trotz Mr Weasleys ständigen Blicken auf die Karte an der falschen Station ausgestiegen. Doch schon fuhr er fort: »Ah, ja … hier lang, Harry«, und führte ihn in eine Seitenstraße.
»Tut mir leid«, sagte er, »aber ich komme sonst nie mit der Bahn und aus der Muggelperspektive sieht alles ganz anders aus. Ehrlich gesagt habe ich den Besuchereingang noch nie benutzt.«
Mit der Zeit wurden die Häuser kleiner und weniger imposant, und schließlich erreichten sie eine Straße mit einigen schäbig wirkenden Bürobauten, einem Pub und einem überquellenden Müllcontainer. Harry hätte sich das Zaubereiministerium in einer beeindruckenderen Nachbarschaft vorgestellt.
»Da sind wir«, sagte Mr Weasley strahlend und wies auf eine alte rote Telefonzelle, die vor einer mit Graffiti bedeckten Mauer stand und der einige Scheiben fehlten. »Nach dir, Harry.«
Er öffnete die Tür der Telefonzelle.
Harry trat ein und fragte sich, was um alles in der Welt dies eigentlich sollte. Mr Weasley zwängte sich hinter Harry hinein und schloss die Tür. Sie konnten sich kaum rühren. Harry stand gegen das Telefon gedrückt, das schief an der Wand hing, als hätte ein Vandale versucht es herunterzureißen. Mr Weasley langte an Harry vorbei nach dem Hörer.
»Mr Weasley, ich glaube, das ist auch außer Betrieb«, sagte Harry.
»Nein, nein, das geht bestimmt«, sagte Mr Weasley, hielt sich den Hörer über den Kopf und spähte auf die Wählscheibe. »Schaun wir mal … sechs …«, er wählte die Nummer, »zwei … vier … und noch mal vier … und eine Drei …«
Die Wählscheibe surrte sanft zurück, und in der Telefonzelle ertönte eine kühle Frauenstimme, nicht aus dem Hörer in Mr Weasleys Hand, aber so laut und klar, als würde eine unsichtbare Frau direkt neben ihnen stehen.
»Willkommen im Zaubereiministerium. Bitte nennen Sie Ihren Namen und Ihr Anliegen.«
»Ähm …«, sagte Mr Weasley, offenbar unsicher, ob er in den Hörer sprechen sollte oder nicht. Er entschloss sich dazu, die Sprechmuschel ans Ohr zu halten: »Arthur Weasley, Büro gegen den Missbrauch von Muggelartefakten, ist hier als Begleitung von Harry Potter, der aufgefordert wurde, sich zu einer disziplinarischen Anhörung einzufinden …«
»Vielen Dank«, sagte die kühle Frauenstimme. »Besucher, bitte nehmen Sie die Plakette und befestigen Sie sie vorne an Ihrem Umhang.«
Es klickte und ratterte, dann sah Harry etwas aus dem Metallschacht gleiten, aus dem normalerweise die restlichen Münzen fielen. Er nahm es in die Hand: Es war eine quadratische Silberplakette mit dem Aufdruck Harry Potter, disziplinarische Anhörung . Er steckte sie an die Brust seines T-Shirts und die Frauenstimme sprach von neuem.
»Besucher des Ministeriums, Sie werden aufgefordert, sich einer Durchsuchung zu unterziehen und Ihren Zauberstab zur Registrierung am Sicherheitsschalter vorzulegen, der sich am Ende des Atriums befindet.«
Der Boden der Telefonzelle bebte. Langsam versanken sie in der Erde. Harry sah gebannt zu, wie sich der Gehweg über die Fenster der Telefonzelle zu erheben schien, bis am Ende völlige Dunkelheit über ihren Köpfen hereinbrach. Jetzt war nichts mehr zu sehen, nur ein dumpfes Knirschen war zu hören, während die Telefonzelle immer tiefer in die Erde drang. Nach etwa einer Minute, auch wenn es Harry viel länger vorkam, fiel ein Spalt goldenen Lichts auf seine Füße, wurde breiter und stieg an ihm hoch, bis er sein Gesicht traf und Harry blinzeln musste, damit seine Augen nicht tränten.
»Das Zaubereiministerium wünscht Ihnen einen angenehmen Tag«, sagte die Frauenstimme.
Die Tür der Telefonzelle sprang auf und Mr Weasley trat hinaus. Harry folgte ihm mit offenem Mund.
Sie standen am Ende einer langen und prachtvollen Halle mit einem spiegelblank polierten dunklen Holzfußboden. In die pfauenblaue Decke waren schimmernde goldene Symbole eingelassen, die sich ständig bewegten und veränderten wie auf einer riesigen himmlischen Anzeigetafel. In die mit glänzendem dunklem Holz getäfelten Seitenwände waren viele vergoldete Kamine
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