Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
Vom Netzwerk:
vergangenen Schuljahr war keine Zeit gewesen, alles zu erklären, bevor sie nach Hause gefahren waren – selbst wenn er sich imstande gefühlt hätte, der ganzen Schule einen genauen Bericht über die schrecklichen Ereignisse auf jenem Friedhof zu liefern.
    Harry hatte das Ende des Korridors zum Gemeinschaftsraum der Gryffindors erreicht und blieb vor dem Porträt der fetten Dame stehen, da fiel ihm ein, dass er das neue Passwort nicht kannte.
    »Ähm …«, sagte er verdrießlich und starrte zur fetten Dame hoch, die die Falten ihres rosa Seidenkleides glatt strich und seinen Blick streng erwiderte.
    »Kein Passwort, kein Zutritt«, sagte sie hochmütig.
    »Harry, ich weiß es!« Jemand keuchte von hinten auf ihn zu, und als er sich umwandte, sah er Neville herantraben. »Rat mal, wie es heißt! Ich kann’s mir nämlich endlich mal merken –« Er fuchtelte mit dem mickrigen Kaktus, den er ihnen im Zug gezeigt hatte. »Mimbulus mimbeltonia!«
    »Richtig«, sagte die fette Dame, und ihr Porträt schwang ihnen entgegen wie eine Tür und gab den Blick auf ein rundes Loch in der Wand dahinter frei, durch das Harry und Neville jetzt kletterten.
    Der Gemeinschaftsraum der Gryffindors, der unverändert gastlich wirkte, war ein behagliches rundes Turmzimmer voll zerschlissener knuddliger Sessel und wackliger alter Tische. Im Kamin prasselte ein munteres Feuer, und ein paar Schüler wärmten sich daran die Hände, bevor sie zu ihren Schlafsälen hinaufstiegen; auf der anderen Seite des Zimmers pinnten Fred und George Weasley etwas an das schwarze Brett. Harry wünschte ihnen mit einer Handbewegung gute Nacht und ging flugs auf die Tür zum Jungenschlafsaal zu; momentan war ihm nicht sonderlich nach Gesprächen zumute. Neville folgte ihm.
    Dean Thomas und Seamus Finnigan waren schon im Schlafsaal und gerade dabei, Poster und Fotos an die Wände neben ihren Betten zu hängen. Sie hatten sich unterhalten, als Harry die Tür öffnete, verstummten aber jäh, kaum dass sie ihn sahen. Harry fragte sich, ob sie über ihn geredet hatten, und gleich darauf, ob er unter Verfolgungswahn litt.
    »Hi«, sagte er, ging hinüber zu seinem Koffer und öffnete ihn.
    »Hey, Harry«, sagte Dean, der sich gerade seinen Pyjama in den Farben von West Ham anzog. »Schöne Ferien gehabt?«
    »Ging so«, murmelte Harry, da ein wahrheitsgetreuer Bericht über seine Ferien den größten Teil der Nacht in Anspruch genommen hätte und er dazu keine Lust hatte. »Und du?«
    »Ja, war okay«, kicherte Dean. »Besser als bei Seamus jedenfalls, er hat’s mir gerade erzählt.«
    »Warum, was ist passiert, Seamus?«, fragte Neville und stellte den Mimbulus mimbeltonia liebevoll auf sein Nachtschränkchen.
    Seamus antwortete nicht gleich; zunächst sorgte er penibel dafür, dass sein Quidditch-Poster der Kenmare Kestrels auch ja gerade hing. Dann sagte er, Harry immer noch den Rücken zugekehrt: »Meine Mum wollte nicht, dass ich wieder zurückkomme.«
    »Was?«, sagte Harry und hielt beim Ausziehen seines Umhangs inne.
    »Sie wollte nicht, dass ich nach Hogwarts zurückkomme.«
    Seamus wandte sich von seinem Poster ab und zog seinen Schlafanzug aus dem Koffer, noch immer ohne Harry anzusehen.
    »Aber – wieso?«, sagte Harry erstaunt. Er wusste, dass Seamus’ Mutter eine Hexe war, deshalb konnte er nicht verstehen, warum sie sich so wie die Dursleys aufgeführt hatte.
    Seamus antwortete erst, als er seinen Schlafanzug ganz zugeknöpft hatte.
    »Nun ja«, sagte er in gemessenem Ton, »ich vermute … wegen dir.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Harry rasch.
    Sein Herz schlug ziemlich schnell. Er hatte das vage Gefühl, als ob etwas bedrohlich auf ihn zurücken würde.
    »Nun ja«, sagte Seamus wieder und mied weiterhin Harrys Blick, »sie … ähm … nun ja, es ist nicht nur wegen dir, auch wegen Dumbledore …«
    »Sie glaubt dem Tagespropheten?«, sagte Harry. »Sie denkt, ich sei ein Lügner und Dumbledore ein alter Narr?«
    Seamus blickte zu ihm auf.
    »Ja, so ungefähr.«
    Harry schwieg. Er warf seinen Zauberstab auf den Nachttisch, zog seinen Umhang aus, stopfte ihn zornig in den Koffer und schlüpfte in seinen Pyjama. Es widerte ihn an; er hatte es satt, der zu sein, der angestarrt wurde und über den man die ganze Zeit redete. Wenn nur einer von ihnen wüsste, wenn nur einer die leiseste Ahnung hätte, wie es war, wenn einem all diese Dinge passierten … Mrs Finnigan, schoss es ihm wutentbrannt durch den Kopf, diese dumme Frau, sie hatte doch

Weitere Kostenlose Bücher