Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Titel: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
Vom Netzwerk:
dazukamen, doch bis zu diesem Moment hatte er sich nie so tödlich geschwächt, so verletzlich und nackt gefühlt, als wäre ihm der größte Teil seiner magischen Kraft entrissen worden. Er wusste genau, was Hermine sagen würde, wenn er etwas davon zur Sprache bringen würde: Der Zauberstab ist nur so gut wie der Zauberer. Aber sie irrte sich, in seinem Fall war es anders. Sie hatte nicht gespürt, wie sich der Zauberstab wie eine Kompassnadel gedreht und goldene Flammen auf seinen Feind abgeschossen hatte. Er hatte den Schutz der Zwillingskerne verloren, und erst jetzt, da er verloren war, erkannte er, wie sehr er sich auf ihn verlassen hatte.
    Er zog die Einzelteile des zerbrochenen Zauberstabs aus der Tasche und steckte sie ohne einen Blick darauf in Hagrids Beutel, der um seinen Hals hing. Der Beutel war jetzt so voll mit kaputten und nutzlosen Dingen, dass kein Platz mehr darin war. Harrys Hand spürte den alten Schnatz durch das Eselsfell, und einen Moment lang musste er gegen die Versuchung ankämpfen, ihn herauszuholen und wegzuwerfen. Unergründlich, nutzlos, unbrauchbar wie alles, was Dumbledore hinterlassen hatte –
    Und sein Zorn auf Dumbledore brach über ihn herein wie Lava, glühte ihn aus, fegte jedes andere Gefühl beiseite. Aus purer Verzweiflung hatten sie sich eingeredet, dass Godric’s Hollow Antworten bereithielte, und sich gegenseitig davon überzeugt, dass sie zurückgehen sollten, dass alles Teil eines geheimen Weges sei, den Dumbledore für sie vorgezeichnet hatte; aber es gab keine Karte, keinen Plan. Dumbledore hatte sie im Dunkeln tappend zurückgelassen, sie mussten allein und ohne Hilfe mit unbekannten und ungeahnten Schrecken kämpfen: Nichts wurde ihnen erklärt, nichts bekamen sie umsonst, sie hatten kein Schwert, und jetzt hatte Harry auch keinen Zauberstab mehr. Und er hatte das Foto des Diebes fallen lassen, und für Voldemort würde es nun sicher leicht sein, herauszufinden, wer dieser Dieb war … Voldemort hatte jetzt alles, was er wissen musste …
    »Harry?«
    Hermine sah aus, als fürchtete sie, er könnte ihr mit ihrem eigenen Zauberstab einen Fluch anhängen. Mit verweintem Gesicht hockte sie sich neben ihn, zwei Tassen Tee in ihren zitternden Händen und unter dem Arm etwas Sperriges.
    »Danke«, sagte er und nahm eine der Tassen.
    »Hast du was dagegen, wenn ich mit dir rede?«
    »Nein«, sagte er, weil er sie nicht verletzen wollte.
    »Harry, du wolltest wissen, wer dieser Mann auf dem Bild war. Also … ich hab das Buch.«
    Zaghaft schob sie es in seinen Schoß, ein druckfrisches Exemplar von Leben und Lügen des Albus Dumbledore.
    »Wo – wie –?«
    »Es war in Bathildas Wohnzimmer, lag einfach da rum … dieser Zettel ragte oben raus.«
    Hermine las die wenigen Zeilen in spitzer giftgrüner Handschrift laut vor:
    »Liebe Batty, danke für deine Hilfe. Hier ist ein Exemplar des Buches, ich hoffe, es gefällt dir. Du hast das alles gesagt, auch wenn du dich nicht mehr daran erinnerst. Rita . Ich glaube, es muss angekommen sein, als die echte Bathilda noch am Leben war, aber vielleicht hatte sie schon nicht mehr die Kraft, es zu lesen?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht.«
    Harry sah hinab auf Dumbledores Gesicht und verspürte grimmige Genugtuung: Jetzt würde er all die Dinge erfahren, die Dumbledore nie für erwähnenswert gehalten hatte, und Dumbledore konnte nichts mehr dagegen tun.
    »Du bist immer noch wirklich wütend auf mich, oder?«, sagte Hermine; er blickte auf, und als er neue Tränen aus ihren Augen quellen sah, wusste er, dass ihm sein Zorn wohl am Gesicht anzumerken war.
    »Nein«, sagte er leise. »Nein, Hermine. Ich weiß, dass es ein Unfall war. Du hast versucht, uns lebend dort rauszukriegen, und du warst sagenhaft. Ich wäre tot, wenn du nicht da gewesen wärst und mir geholfen hättest.«
    Er versuchte ihr feuchtes Lächeln zu erwidern, dann wandte er sich dem Buch zu. Der Buchrücken war steif; offensichtlich war es noch nie aufgeschlagen worden. Er durchblätterte die Seiten auf der Suche nach Fotos. Es dauerte nicht lange, dann stieß er auf das, welches er suchte, mit dem jungen Dumbledore und seinem hübschen Gefährten, die herzhaft über einen längst vergessenen Witz lachten. Harry senkte den Blick auf die Bildunterschrift.
    Albus Dumbledore, kurz nach dem Tod seiner Mutter, mit seinem Freund Gellert Grindelwald.
    Beim letzten Wort blieb Harry einige Sekunden lang der Mund offen stehen. Grindelwald. Sein Freund Grindelwald. Er blickte

Weitere Kostenlose Bücher