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Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Titel: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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sind, Dumbledore auf seinem bröckelnden Podest zu halten, weinerlich versichern, dass er seine Pläne letzten Endes nicht in die Tat umgesetzt hat, dass er einen Sinneswandel erlebt haben muss, dass er zur Vernunft kam. Doch die Wahrheit ist offenbar viel entsetzlicher.
    Kaum zwei Monate waren vergangen, seit sie ihre große neue Freundschaft geschlossen hatten, da trennten sich Dumbledore und Grindelwald und sahen sich nie wieder, bis sie zu ihrem legendären Duell aufeinandertrafen (mehr dazu in Kapitel 22). Was führte zu dem plötzlichen Bruch? War Dumbledore zur Besinnung gekommen? Hatte er Grindelwald erklärt, dass er mit seinen Plänen nichts mehr zu tun haben wollte? Leider nein.
    »Es lag, glaube ich, daran, dass die arme kleine Ariana gestorben ist«, sagt Bathilda. »Es war ein ungeheurer Schock. Gellert war drüben bei ihnen, als es passierte, und er kam ganz durcheinander zu mir ins Haus zurück, meinte, er wolle am nächsten Tag heimreisen. Furchtbar aufgewühlt, wissen Sie. Also habe ich einen Portschlüssel besorgt und seither habe ich ihn nicht mehr gesehen.
    Albus war außer sich wegen Arianas Tod. Es war so grausam für diese beiden Brüder. Sie hatten die ganze Familie verloren und hatten jetzt nur noch einander. Kein Wunder, dass die Stimmung zwischen ihnen ein wenig gereizt war. Aberforth gab Albus die Schuld, wissen Sie, wie Leute das eben tun unter solch schrecklichen Umständen. Doch Aberforth hat immer ein wenig verrücktes Zeug geredet, der arme Junge. Und trotzdem, dass er Albus bei der Beerdigung die Nase gebrochen hat, war nicht nett. Kendra wäre am Boden zerstört gewesen, wenn sie ihre Söhne so hätte streiten sehen, am Sarg ihrer Tochter. Ein Jammer, dass Gellert nicht bis zum Begräbnis bleiben konnte … er wäre wenigstens ein Trost für Albus gewesen …«
    Dieser fürchterliche Streit am offenen Grab, von dem nur die wenigen wissen, die bei Ariana Dumbledores Beerdigung dabei waren, wirft mehrere Fragen auf. Warum hat Aberforth Dumbledore eigentlich seinen Bruder Albus für den Tod der Schwester verantwortlich gemacht? Geschah es, wie »Batty« vorgibt, nur aus der großen Trauer heraus? Oder könnte es irgendeinen konkreteren Grund für seine Wut gegeben haben? Grindelwald, der wegen beinahe tödlicher Angriffe auf Mitschüler aus Durmstrang hinausgeworfen worden war, floh Stunden nach dem Tod des Mädchens außer Landes, und Albus sah ihn nie wieder (aus Scham oder aus Furcht?), bis ihn die dringenden Bitten der Zaubererwelt dazu zwangen.
    Weder Dumbledore noch Grindelwald scheinen in ihrem späteren Leben diese kurze Jungenfreundschaft jemals erwähnt zu haben. Allerdings kann es keinen Zweifel daran geben, dass Dumbledore seinen Angriff auf Gellert Grindelwald etwa fünf Jahre lang hinauszögerte, eine Zeit des Aufruhrs, in der es zu Todesopfern und Entführungen kam. War es immer noch die Zuneigung zu diesem Mann, oder die Angst, dass öffentlich würde, dass er einst sein bester Freund gewesen war, die Dumbledore zögern ließ? Machte sich Dumbledore nur widerstrebend auf, den Mann zu fassen, über dessen Bekanntschaft er sich einst so gefreut hatte?
    Und wie starb die geheimnisumwitterte Ariana? War sie das unbeabsichtigte Opfer irgendeines schwarzmagischen Ritus? Stieß sie auf etwas, das sie nicht hätte mitbekommen sollen, als die beiden jungen Männer gerade Übungen machten, um dereinst den Weg zu Ruhm und Herrschaft antreten zu können? Ist es möglich, dass Ariana Dumbledore der erste Mensch war, der »für das größere Wohl« gestorben ist?
    Hier endete das Kapitel und Harry blickte auf. Hermine war vor ihm unten auf der Seite angelangt. Sie zog ihm das Buch aus den Händen, offenbar leicht beunruhigt über seinen Gesichtsausdruck, und ohne einen weiteren Blick darauf klappte sie es zu, als wollte sie etwas Ungehöriges verbergen.
    »Harry –«
    Doch er schüttelte den Kopf. Eine innere Gewissheit war in ihm zusammengebrochen; genauso hatte er sich auch gefühlt, als Ron gegangen war. Er hatte Dumbledore vertraut, hatte geglaubt, dass er der Inbegriff von Güte und Weisheit war. Alles lag in Trümmern: Wie viel konnte er noch verlieren? Ron, Dumbledore, den Phönix-Zauberstab …
    »Harry.« Sie schien seine Gedanken vernommen zu haben. »Hör mir zu. Das – das zu lesen ist nicht sonderlich schön –«
    »– ja, das kann man wohl sagen –«
    »– aber vergiss nicht, Harry, das hat Rita Kimmkorn geschrieben.«
    »Du hast diesen Brief an Grindelwald

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