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Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Titel: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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Schnee hatte fallen lassen, und setzte sich wieder in den Eingang des Zeltes.
    »Danke für den Tee. Ich mach die Wache noch zu Ende. Geh du wieder ins Warme.«
    Sie zögerte, begriff aber, dass er sie zurückwies. Sie hob das Buch auf und ging an ihm vorbei ins Zelt, strich dabei jedoch mit der Hand leicht über seinen Kopf. Er schloss die Augen, als sie ihn berührte, und hasste sich dafür, dass er wünschte, ihre Worte wären wahr: dass er Dumbledore wirklich wichtig gewesen war.

 
Die silberne Hirschkuh
    Es schneite, als Hermine um Mitternacht die Wache übernahm. Harry hatte wirre und beunruhigende Träume: Nagini wand sich durch seinen Schlaf, schlang sich erst durch einen gigantischen zerbrochenen Ring und dann durch einen Kranz aus Christrosen. Immer wieder erwachte er voller Panik, überzeugt, dass jemand aus der Ferne nach ihm gerufen hatte, und bildete sich ein, dass der Wind, der um das Zelt peitschte, das Geräusch von Schritten oder Stimmen war.
    Schließlich stand er im Dunkeln auf und ging zu Hermine, die im Zelteingang kauerte und im Licht ihres Zauberstabs Geschichte der Zauberei las. Noch immer herrschte dichtes Schneetreiben, und sie war erleichtert über seinen Vorschlag, früh zu packen und weiterzuziehen.
    »Wir suchen uns einen Platz, der besser geschützt ist«, fand auch sie und zog sich bibbernd ein Sweatshirt über ihren Schlafanzug. »Mir war andauernd, als würde ich draußen Leute herumlaufen hören. Ein-, zweimal dachte ich sogar, ich hätte jemanden gesehen.«
    Harry, der sich gerade einen Pullover überzog, hielt inne und warf einen Blick auf das stumme, reglose Spickoskop auf dem Tisch.
    »Das hab ich mir bestimmt nur eingebildet«, sagte Hermine mit nervösem Blick, »der Schnee im Dunkeln, der täuscht die Augen … aber sollten wir nicht für alle Fälle besser unter dem Tarnumhang disapparieren?«
    Eine halbe Stunde später war das Zelt gepackt, und sie disapparierten, Harry mit dem Horkrux um den Hals und Hermine mit der Perlentasche in der Hand. Wie immer brach drückende Enge über sie herein; Harrys Füße lösten sich von dem schneebedeckten Boden und schlugen dann hart wieder auf, offenbar auf gefrorener, mit Blättern bedeckter Erde.
    »Wo sind wir?«, fragte er, schaute sich um und sah wieder eine große Anzahl von Bäumen, während Hermine die Perlentasche öffnete und Zeltstangen herauszog.
    »Im Forest of Dean«, sagte sie. »Ich war hier mal mit meiner Mum und meinem Dad zelten.«
    Auch hier lag Schnee ringsum auf den Bäumen, und es war bitterkalt, doch zumindest waren sie vor dem Wind geschützt. Sie verbrachten den Tag überwiegend im Zelt und wärmten sich dicht zusammengedrängt an den nützlichen hellblauen Flammen, die Hermine so geschickt erzeugte und die man hochnehmen und in einem Gefäß umhertragen konnte. Harry fühlte sich, als würde er gerade von einer kurzen, aber schweren Krankheit genesen, und dass Hermine so fürsorglich war, verstärkte diesen Eindruck. Am Nachmittag wehten neue Flocken zu ihnen herab, so dass selbst ihre geschützte Lichtung bald mit frischem Pulverschnee bedeckt war.
    Nach zwei Nächten, in denen er wenig geschlafen hatte, schienen Harrys Sinne schärfer als sonst. Sie waren so knapp aus Godric’s Hollow entkommen, dass ihm Voldemort näher und bedrohlicher vorkam als zuvor. Als es erneut dämmerte, schlug Harry Hermines Angebot aus, die Wache zu übernehmen, und sagte ihr, sie solle zu Bett gehen.
    Harry legte ein altes Kissen in den Zelteingang und setzte sich, vor Kälte zitternd, obwohl er alle Pullover trug, die er hatte. Stunden verstrichen, und die Dunkelheit vertiefte sich, bis sie fast undurchdringlich war. Er wollte gerade die Karte des Rumtreibers herausholen, um für eine Weile Ginnys Punkt zu beobachten, als ihm einfiel, dass Weihnachtsferien waren und sie daheim im Fuchsbau sein würde.
    In dem endlosen Wald schien jede kleine Bewegung wie vergrößert. Harry war klar, dass er voller Lebewesen sein musste, doch er wünschte, sie würden alle still und reglos bleiben, denn er konnte ihr harmloses Trippeln und Herumschleichen nicht von Geräuschen unterscheiden, die womöglich andere, unheilvolle Bewegungen kundtaten. Er erinnerte sich an das Rascheln eines Umhangs, der vor vielen Jahren über tote Blätter gestreift war, und glaubte sofort, es wieder zu hören, bis er solche Gedanken dann abschüttelte. Ihre Schutzzauber hatten wochenlang gewirkt; warum sollten sie jetzt brechen? Und doch wurde er das Gefühl

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