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Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Titel: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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gelesen, oder?«
    »Ja, das – das hab ich.« Sie zögerte, schien durcheinander und klammerte sich mit ihren kalten Händen an den Teebecher. »Ich glaube, das ist der schlimmste Teil. Ich weiß, Bathilda dachte, dass das alles nur Gerede wäre, aber ›Für das größere Wohl‹ wurde zu Grindelwalds Motto, zu seiner Rechtfertigung aller Gräueltaten, die er später beging. Und … so wie es aussieht … hat er die Idee von Dumbledore. Es heißt, ›Für das größere Wohl‹ sei sogar über dem Eingang von Nurmengard eingemeißelt gewesen.«
    »Was ist Nurmengard?«
    »Das Gefängnis, das Grindelwald bauen ließ, um seine Gegner dort gefangen zu halten. Er ist selber dort gelandet, nachdem Dumbledore ihn gefasst hatte. Wie auch immer, es ist – es ist ein schrecklicher Gedanke, dass Dumbledores Ideen Grindelwald halfen, an die Macht zu kommen. Doch andererseits kann nicht einmal Rita behaupten, dass sie sich mehr als ein paar Monate gekannt hätten, in einem Sommer, als sie beide noch ziemlich jung waren, und –«
    »Ich dachte mir, dass du das sagen würdest«, erwiderte Harry. Er wollte seinen Zorn nicht an ihr auslassen, doch es fiel ihm schwer, seine Stimme ruhig zu halten. »Ich dachte mir, dass du sagen würdest, ›sie waren jung‹. Sie waren genauso alt wie wir heute. Und wir riskieren hier unser Leben, um gegen die dunklen Künste zu kämpfen, während er und sein neuer bester Freund damals die Köpfe zusammensteckten und Pläne schmiedeten, wie sie die Macht über die Muggel erringen können.«
    Seine Wut ließ sich nicht mehr länger bändigen: Er stand auf und ging umher, um sich ein wenig abzureagieren.
    »Ich will nicht verteidigen, was Dumbledore geschrieben hat«, sagte Hermine. »All dieser Quatsch von wegen ›Recht auf Herrschaft‹, das ist nur ›Magie ist Macht‹ neu aufgewärmt. Aber Harry, seine Mutter war gerade gestorben, er saß da allein in dem Haus –«
    »Allein? Er war nicht allein! Er hatte seinen Bruder und seine Schwester zur Gesellschaft, seine Squib-Schwester, die er nach wie vor eingesperrt ließ –«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Hermine. Auch sie stand auf. »Was immer mit diesem Mädchen nicht stimmte, ich glaube nicht, dass sie eine Squib war. Der Dumbledore, den wir kannten, hätte nie und nimmer zugelassen –«
    »Der Dumbledore, von dem wir dachten, dass wir ihn kannten, wollte die Muggel nicht mit Gewalt unterwerfen!«, rief Harry, und seine Stimme schallte über den kahlen Hügel, worauf mehrere Amseln in die Luft stiegen und sich kreischend in den perlweißen Himmel schraubten.
    »Er hat sich verändert, Harry, er hat sich verändert! So einfach ist das! Vielleicht hat er an solche Sachen geglaubt, als er siebzehn war, aber den ganzen Rest seines Lebens hat er dem Kampf gegen die dunklen Künste gewidmet! Dumbledore war es, der Grindelwald aufhielt, er war es, der immer für den Schutz der Muggel und für die Rechte der Muggelstämmigen eingetreten ist, der von Anfang an gegen Du-weißt-schon-wen gekämpft hat und bei dem Versuch starb, ihn zu stürzen!«
    Ritas Buch lag zwischen ihnen auf der Erde, so dass Albus Dumbledores Gesicht sie beide traurig anlächelte.
    »Harry, tut mir leid, aber ich glaube, der wirkliche Grund, weshalb du so zornig bist, ist, dass Dumbledore dir nie selbst irgendetwas davon erzählt hat.«
    »Mag sein!«, brüllte Harry und warf sich die Arme über den Kopf, ohne recht zu wissen, ob er damit seine Wut zügeln oder sich vor der Last seiner zerstörten Illusionen abschirmen wollte. »Überleg mal, was er von mir verlangt hat, Hermine! Riskier dein Leben, Harry! Und noch mal! Und noch mal! Und erwarte nicht von mir, dass ich dir alles erkläre, vertrau mir einfach blindlings, vertrau darauf, dass ich weiß, was ich tue, vertrau mir, auch wenn ich dir nicht vertraue! Nie die ganze Wahrheit! Nie!«
    Seine Stimme überschlug sich vor Anstrengung, und sie standen da und sahen einander an in der weißen Leere, und Harry kam es vor, als wären sie so unbedeutend wie Insekten unter diesem weiten Himmel.
    »Er hat dich geliebt«, flüsterte Hermine. »Ich weiß, dass er dich geliebt hat.«
    Harry ließ die Arme sinken.
    »Ich weiß nicht, wen er geliebt hat, Hermine, mich jedenfalls bestimmt nicht. Das ist keine Liebe, diese Misere, in der er mich zurückgelassen hat. Er hat Gellert Grindelwald verdammt viel mehr von dem anvertraut, was er wirklich dachte, als er mir jemals erzählt hat.«
    Harry hob Hermines Zauberstab auf, den er in den

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