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Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Titel: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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nicht los, dass heute Nacht irgendetwas anders war.
    Mehrmals zuckte er hoch, mit schmerzendem Nacken, weil er unbequem gegen die Zeltwand gesackt und eingeschlafen war. Die Nacht erreichte nun eine solch samtene, tiefe Schwärze, dass es ihm vorkam, als ob er im Irgendwo zwischen Disapparieren und Apparieren hängen geblieben wäre. Er hatte gerade die Hand vor sein Gesicht gehalten, um zu sehen, ob er seine Finger erkennen konnte, da geschah es.
    Ein helles silbernes Licht tauchte direkt vor ihm auf und bewegte sich durch die Bäume. Woher es auch stammte, es bewegte sich lautlos. Das Licht schien einfach auf ihn zuzuschweben.
    Er sprang auf und hob Hermines Zauberstab, die Stimme gefror ihm im Hals. Er kniff die Augen zusammen, als das Licht ihn zu blenden begann, die Bäume davor pechschwarze Umrisse, und noch immer kam das Ding näher …
    Und dann trat die Quelle des Lichtes hinter einer Eiche hervor. Es war eine silbrig weiße Hirschkuh, mondhell und strahlend, die sich immer noch lautlos ihren Weg auf dem Waldboden suchte, ohne in dem pulvrigen Schnee Hufabdrücke zu hinterlassen. Sie kam auf ihn zu, ihren schönen Kopf mit den großen Augen und langen Wimpern hoch erhoben.
    Harry starrte das Geschöpf an, zutiefst erstaunt, nicht weil es ihm fremd, sondern weil es ihm so unerklärlich vertraut vorkam. Es war, als hätte er ihr Kommen erwartet, doch bis zu diesem Augenblick vergessen, dass sie sich verabredet hatten. Das Bedürfnis, nach Hermine zu rufen, das er eben noch so heftig verspürt hatte, war verschwunden. Er wusste, und er hätte sein Leben darauf gesetzt, dass sie zu ihm gekommen war, und nur zu ihm.
    Sie sahen sich eine ganze Zeit lang an, dann wandte sich die Hirschkuh ab und zog davon.
    »Nein«, sagte er, mit brüchiger Stimme, da er sie so lange nicht gebraucht hatte. »Komm zurück!«
    Sie schritt bedächtig weiter zwischen den Bäumen hindurch und bald bildeten die dicken schwarzen Stämme Streifen auf ihrem Glanz. Eine bange Sekunde lang zögerte er. Die Vorsicht flüsterte: Das könnte ein Trick, ein Köder, eine Falle sein. Doch der Instinkt, der übermächtige Instinkt, sagte ihm, dass dies keine schwarze Magie war. Er ging los und folgte ihr.
    Schnee knirschte unter seinen Füßen, aber die Hirschkuh verursachte kein Geräusch, während sie zwischen den Bäumen hindurchstreifte, denn sie war nichts als Licht. Immer tiefer in den Wald führte sie ihn, und Harry ging zügig hinter ihr her, denn wenn sie einmal stehen blieb, würde sie ihm gewiss erlauben, ganz nahe zu ihr zu kommen. Und dann würde sie sprechen, und die Stimme würde ihm sagen, was er wissen musste.
    Endlich machte sie Halt. Noch einmal wandte sie ihren schönen Kopf zu ihm um, und er rannte los, mit seiner brennenden Frage, doch als er die Lippen öffnete, um sie auszusprechen, verschwand die Hirschkuh.
    Obwohl die Dunkelheit sie vollständig verschluckt hatte, war ihr glänzendes Bild noch in seine Netzhaut eingeprägt; es störte seine Sicht, wurde heller, wenn er die Lider senkte, und verwirrte ihn. Nun kam Furcht in ihm auf: Ihre Gegenwart hatte bedeutet, dass er sicher war.
    »Lumos!«, flüsterte er und die Spitze seines Zauberstabs flammte auf.
    Das Nachbild der Hirschkuh verblasste mit jedem Lidschlag, und er stand da und lauschte den Lauten des Waldes, dem fernen Knacken von Zweigen, dem sanften Rascheln von Schnee. Kam gleich ein Angriff? Hatte sie ihn in einen Hinterhalt gelockt? Bildete er sich nur ein, dass jemand außer Reichweite des Zauberstablichts stand und ihn beobachtete?
    Er hielt den Zauberstab höher. Niemand stürmte auf ihn zu, kein grüner Lichtblitz zuckte hinter einem Baum hervor. Warum hatte sie ihn dann zu dieser Stelle geführt?
    Im Licht des Zauberstabs schimmerte etwas, und Harry wirbelte herum, doch da war nichts weiter als ein kleiner gefrorener Weiher, dessen zersprungene schwarze Oberfläche glitzerte, als er den Zauberstab höher hob, um ihn genauer zu betrachten.
    Er trat recht vorsichtig näher und sah hinab. Das Eis warf seinen verzerrten Schatten und den Lichtstrahl des Zauberstabs zurück, doch tief unter dem dicken, neblig grauen Eispanzer funkelte noch etwas anderes. Ein großes silbernes Kreuz … Sein Herz machte einen Sprung: Er ließ sich am Rand des Weihers auf die Knie fallen und hielt den Zauberstab so schräg, dass er seinen Grund möglichst weit ausleuchtete. Ein glutrotes Funkeln … es war ein Schwert mit glitzernden Rubinen am Griff … das Schwert von Gryffindor

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