Harry Potter und die Heiligtümer des Todes
Schrei aus. Wurmschwanz’ Augen rollten in seinem violetten Gesicht nach oben, er zuckte ein letztes Mal und regte sich dann nicht mehr.
Harry und Ron sahen einander an, dann rannten sie, Wurmschwanz’ Leiche am Boden hinter sich lassend, die Treppe hinauf, zurück in den düsteren Gang, der zum Salon führte. Vorsichtig schlichen sie ihn entlang, bis sie die Salontür erreichten, die angelehnt war. Nun konnten sie deutlich sehen, wie Bellatrix auf Griphook hinabschaute, der Gryffindors Schwert in seinen langfingrigen Händen hielt. Hermine lag zu Bellatrix’ Füßen. Sie rührte sich kaum.
»Nun?«, sagte Bellatrix zu Griphook. »Ist es das echte Schwert?«
Harry wartete mit angehaltenem Atem und kämpfte gegen das Stechen seiner Narbe an.
»Nein«, sagte Griphook. »Es ist eine Fälschung.«
»Bist du sicher?«, keuchte Bellatrix. »Ganz sicher?«
»Ja«, sagte der Kobold.
Erleichterung trat in ihr Gesicht, alle Spannung fiel davon ab.
»Gut«, sagte sie, und mit einem lässigen Schlenker ihres Zauberstabs schlitzte sie einen weiteren tiefen Schnitt in das Gesicht des Kobolds, der schreiend vor ihren Füßen zusammenbrach. Sie stieß ihn beiseite. »Und jetzt«, sagte sie mit höchst triumphierender Stimme, »rufen wir den Dunklen Lord!«
Und sie schob ihren Ärmel hoch und berührte mit dem Zeigefinger das Dunkle Mal.
Augenblicklich fühlte sich Harrys Narbe an, als wäre sie wieder aufgerissen. Seine wahre Umgebung verschwand: Er war Voldemort und der skelettdürre Zauberer vor ihm lachte ihn zahnlos aus; er war erzürnt über den Ruf, den er spürte – er hatte sie gewarnt, er hatte sie angewiesen, ihn nur wegen Potter zu rufen. Wenn sie sich irrten …
»Dann töte mich doch!«, verlangte der alte Mann. »Du wirst nicht gewinnen, du kannst nicht gewinnen! Dieser Zauberstab wird nie und nimmer dir gehören –«
Und Voldemorts Zorn entlud sich: Ein grüner Lichtblitz erfüllte das Gefängnis, und es hob den gebrechlichen alten Körper von seiner Pritsche, dann fiel er leblos wieder hinab, und Voldemort kehrte zum Fenster zurück, mit kaum zu bändigender Wut … sie würden seine Strafe zu spüren bekommen, wenn sie keinen guten Grund hatten, ihn zurückzurufen …
»Und ich glaube«, sagte Bellatrix’ Stimme, »wir können das Schlammblut beseitigen. Greyback, nimm sie, wenn du sie haben willst.«
» NEIIIIIIIIIIIIN !«
Ron war in den Salon gestürmt; Bellatrix wandte sich erschrocken um; sie deutete mit ihrem Zauberstab nun auf Ron –
»Expelliarmus!« , brüllte er, Wurmschwanz’ Zauberstab auf Bellatrix gerichtet, und ihr eigener flog durch die Luft und wurde von Harry aufgefangen, der Ron hinterhergerannt war. Lucius, Narzissa, Draco und Greyback wirbelten herum; Harry schrie: »Stupor!« , und Lucius Malfoy brach neben dem Kamin zusammen. Lichtblitze zuckten aus Dracos, Narzissas und Greybacks Zauberstäben; Harry warf sich zu Boden und ließ sich hinter ein Sofa rollen, um ihnen auszuweichen.
» AUFHÖREN, ODER SIE STIRBT !«
Keuchend lugte Harry hinter dem Sofa hervor. Bellatrix stützte Hermine, die bewusstlos schien, und hielt ihr das kurze silberne Messer an die Kehle.
»Lasst eure Zauberstäbe fallen«, flüsterte sie. »Lasst sie fallen, oder wir werden genau sehen, wie dreckig ihr Blut ist!«
Ron stand stocksteif da, Wurmschwanz’ Zauberstab fest in der Hand. Harry, der immer noch Bellatrix’ Zauberstab hielt, richtete sich auf.
»Ich sagte, lasst sie fallen!«, kreischte sie und drückte die Klinge in Hermines Kehle: Harry sah Blutstropfen hervortreten.
»In Ordnung!«, rief er und ließ Bellatrix’ Zauberstab vor seinen Füßen auf den Boden fallen. Ron tat das Gleiche mit Wurmschwanz’ Zauberstab. Beide hoben die Hände auf Schulterhöhe.
»Gut!«, sagte sie mit einem boshaften Grinsen. »Draco, heb sie auf! Der Dunkle Lord ist unterwegs, Harry Potter! Dein Tod naht heran!«
Harry wusste es; deshalb schmerzte seine Narbe, als wolle sie bersten, und er konnte Voldemort spüren, wie er von weit her über den Himmel flog, über ein dunkles und stürmisches Meer, und bald war er nahe genug, um zu ihnen zu apparieren, und Harry sah keinen Ausweg.
»Nun«, sagte Bellatrix leise, als Draco mit den Zauberstäben zurückgeeilt kam, »Zissy, ich denke, wir sollten diese kleinen Helden wieder fesseln, während Greyback sich um Miss Schlammblut kümmert. Ich bin sicher, der Dunkle Lord wird dir das Mädchen nicht missgönnen, Greyback, nach allem, was du heute Nacht getan
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