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Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Titel: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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selten länger als fünf Minuten am Stück allein ließ. »Der könnte meiner Mutter noch was beibringen«, knurrte Ron, als die langen Koboldfinger ständig an Türkanten auftauchten. Bills Warnung im Sinn, konnte Harry nicht umhin zu vermuten, dass Griphook Ausschau hielt, ob er womöglich hereingelegt wurde. Hermine war so vehement gegen das geplante falsche Spiel, dass Harry den Versuch aufgegeben hatte, sich ihr Wissen zunutze zu machen bei der Frage, wie man es am besten anstellen könnte; Ron fiel in einem jener seltenen Momente, die sie ohne Griphook ergattern konnten, nichts Besseres dazu ein als: »Wir müssen einfach irgendwie improvisieren, Mann.«
    Harry schlief schlecht in dieser Nacht. In den frühen Morgenstunden lag er wach und rief sich ins Gedächtnis zurück, wie er sich in der Nacht gefühlt hatte, bevor sie ins Zaubereiministerium eingedrungen waren, und er erinnerte sich, dass er entschlossen, fast erregt gewesen war. Nun verspürte er jäh aufflackernde Ängste, nagende Zweifel: Er wurde die Befürchtung einfach nicht los, dass alles schiefgehen würde. Immer wieder sagte er sich, dass sie einen guten Plan hatten, dass Griphook wusste, womit sie es zu tun bekommen würden, dass sie auf all die Schwierigkeiten, mit denen sie rechnen mussten, gut vorbereitet waren; und dennoch hatte er ein ungutes Gefühl. Ein-, zweimal hörte er, wie Ron sich bewegte, und war sicher, dass auch er wach lag, doch sie teilten sich das Wohnzimmer mit Dean, deshalb sagte Harry nichts.
    Es war eine Erleichterung, als es sechs Uhr wurde und sie aus ihren Schlafsäcken schlüpfen, sich im Halbdunkel anziehen und dann hinaus in den Garten schleichen konnten, wo sie sich mit Hermine und Griphook treffen wollten. Es war ein kühler Morgen, doch es wehte nur ein leichter Wind, nun, da es Mai war. Harry blickte hoch zu den Sternen, die am dunklen Himmel immer noch blass leuchteten, und lauschte den Wellen, die gegen die Klippe brandeten: Er würde dieses Geräusch vermissen.
    Kleine grüne Schösslinge sprossen nun aus der roten Erde von Dobbys Grab; in einem Jahr würde der Hügel mit Blumen bewachsen sein. Der weiße Stein, der den Namen des Elfen trug, sah bereits verwittert aus. Jetzt wurde Harry klar, dass sie Dobby kaum an einem schöneren Platz hätten bestatten können, doch ihm war schmerzhaft traurig zumute bei dem Gedanken, dass sie ihn zurückließen. Er sah auf das Grab hinab und fragte sich noch einmal, woher der Elf gewusst hatte, wohin er kommen musste, um sie zu retten. Wie von allein wanderten seine Finger zu dem kleinen Beutel, der nach wie vor um seinen Hals hing und durch den er die gezackte Spiegelscherbe ertasten konnte, in der er, davon war er überzeugt, Dumbledores Auge gesehen hatte. Dann hörte er eine Tür aufgehen und drehte sich um.
    Bellatrix Lestrange schritt über den Rasen auf sie zu, in Begleitung von Griphook. Im Gehen stopfte sie die kleine Perlentasche in die Innentasche eines weiteren der alten Umhänge, die sie vom Grimmauldplatz mitgenommen hatten. Obwohl Harry ganz genau wusste, dass es in Wahrheit Hermine war, konnte er einen Schauder des Abscheus nicht unterdrücken. Sie war größer als er, das lange schwarze Haar wogte ihr über den Rücken, und ihre Augen mit den schweren Lidern blickten verächtlich, als sie auf ihm ruhten; doch dann sprach sie und er hörte Hermine aus Bellatrix’ leiser Stimme heraus.
    »Sie hat ekelhaft geschmeckt, schlimmer als Spulenwurzeln! Okay, Ron, komm, damit ich dich herrichten kann …«
    »In Ordnung, aber vergiss nicht, ich mag den Bart nicht zu lang –«
    »Oh, um Himmels willen, es geht hier nicht darum, möglichst gut auszusehen –«
    »Das ist es nicht, der ist nur andauernd im Weg! Aber dass meine Nase ein wenig kürzer war, hat mir gefallen, versuch doch, es so wie letztes Mal hinzukriegen.«
    Seufzend machte sich Hermine an die Arbeit und veränderte leise vor sich hin murmelnd verschiedene Merkmale von Rons Erscheinung. Er sollte eine völlig erfundene Person werden, und sie bauten darauf, dass die feindselige Aura, die von Bellatrix ausging, ihn schützen würde. Harry und Griphook wollten sich unterdessen unter dem Tarnumhang verbergen.
    »Bitte sehr«, sagte Hermine, »wie sieht er aus, Harry?«
    Es war gerade noch möglich, Ron unter seiner Maske zu erkennen, aber nur, dachte Harry, weil er ihn so gut kannte. Rons Haare waren jetzt lang und gewellt, er hatte einen dichten braunen Bart mitsamt Schnurrbart, keine Sommersprossen,

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