Harry Potter und die Heiligtümer des Todes
tut.«
»Jaah, Essen ist eine der fünf Ausnahmen von Gamps Gesetz der Elementaren Transfiguration«, sagte Ron zum allgemeinen Erstaunen.
»Jedenfalls verstecken wir uns schon seit fast zwei Wochen hier«, sagte Seamus, »und jedes Mal, wenn wir mehr Hängematten brauchen, macht der Raum einfach noch welche, und er hat sogar ein ziemlich gutes Bad sprießen lassen, sobald Mädchen aufgetaucht sind –«
»– die dachten, sie würden sich ganz gern waschen, ja«, ergänzte Lavender Brown, die Harry bis dahin nicht bemerkt hatte. Nun, da er sich richtig umsah, erkannte er viele vertraute Gesichter. Beide Patil-Zwillinge waren da, wie auch Terry Boot, Ernie Macmillan, Anthony Goldstein und Michael Corner.
»Aber erzählt uns, was ihr vorhattet«, sagte Ernie, »es gab so viele Gerüchte, wir haben versucht, auf PotterWatch was über euch zu erfahren.« Er wies auf das Radio. »Ihr seid doch nicht in Gringotts eingebrochen?«
»Doch!«, sagte Neville. »Und das mit dem Drachen stimmt auch!«
Es gab von verschiedenen Seiten Beifall und einiges Gejohle; Ron machte eine Verbeugung.
»Auf was wart ihr aus?«, fragte Seamus begierig.
Ehe einer von ihnen die Frage mit einer Gegenfrage abschmettern konnte, spürte Harry einen fürchterlichen, brennenden Schmerz in der Blitznarbe. Rasch kehrte er den neugierigen und freudestrahlenden Gesichtern den Rücken zu, der Raum der Wünsche verschwand, und er stand in einer verfallenen Steinhütte, die fauligen Dielen zu seinen Füßen waren auseinandergerissen, ein ausgegrabenes goldenes Kästchen lag offen und leer neben dem Loch, und Voldemorts zorniger Schrei erschütterte seinen Kopf.
Mit gewaltiger Mühe zog er sich aus Voldemorts Geist heraus, zurück in den Raum der Wünsche, wo er schwankend und mit schweißüberströmtem Gesicht dastand und von Ron auf den Beinen gehalten wurde.
»Alles in Ordnung mit dir, Harry?«, fragte Neville. »Möchtest du dich hinsetzen? Ich schätze, du bist müde, oder –?«
»Nein«, sagte Harry. Er sah Ron und Hermine an und versuchte, ihnen wortlos zu verstehen zu geben, dass Voldemort gerade den Verlust eines der anderen Horkruxe entdeckt hatte. Die Zeit wurde nun knapp: Wenn Voldemort beschloss, als Nächstes nach Hogwarts zu kommen, dann hätten sie ihre Chance verpasst.
»Wir müssen los«, sagte er und las in ihren Gesichtern, dass sie begriffen hatten.
»Und was sollen wir tun, Harry?«, fragte Seamus. »Wie lautet der Plan?«
»Plan?«, wiederholte Harry. Er bot all seine Willenskraft auf, um nicht wieder Voldemorts Zorn nachzugeben: Seine Narbe brannte immer noch. »Also, es gibt etwas, das wir – Ron, Hermine und ich – erledigen müssen, und dann verschwinden wir von hier.«
Nun lachte oder johlte keiner mehr. Neville schien verwirrt.
»Was soll das heißen, von hier verschwinden?«
»Wir sind nicht zurückgekommen, um hierzubleiben«, sagte Harry, während er sich die Narbe rieb, um den Schmerz zu lindern. »Es gibt etwas Wichtiges, das wir tun müssen –«
»Was denn?«
»Das – das kann ich euch nicht sagen.«
Darauf ging ein leises Murren durch die Runde: Nevilles Augenbrauen zogen sich zusammen.
»Warum kannst du es uns nicht sagen? Es hat was mit dem Kampf gegen Du-weißt-schon-wen zu tun, stimmt’s?«
»Nun, jaah –«
»Dann helfen wir dir.«
Die anderen Mitglieder von Dumbledores Armee nickten, manche begeistert, andere ernst. Einige erhoben sich von ihren Stühlen, um ihre Bereitschaft zu bekunden, sofort loszulegen.
»Ihr versteht nicht.« Harry kam es vor, als hätte er das in den letzten paar Stunden häufig gesagt. »Wir – wir können es euch nicht sagen. Wir müssen es – alleine tun.«
»Warum?«, fragte Neville.
»Weil …« Harry war so erpicht darauf, die Suche nach dem fehlenden Horkrux zu beginnen oder zumindest mit Ron und Hermine allein darüber zu sprechen, wo sie damit anfangen sollten, dass es ihm schwerfiel, seine Gedanken zu sammeln. Seine Narbe brannte nach wie vor. »Dumbledore hat uns dreien eine Aufgabe hinterlassen«, sagte er vorsichtig, »und wir sollen nicht darüber reden – ich meine, er wollte, dass wir es tun, nur wir drei.«
»Wir sind seine Armee«, sagte Neville. »Dumbledores Armee. Wir waren da alle gemeinsam drin, wir haben damit weitergemacht, während ihr drei ohne uns weg wart –«
»Es war nicht gerade ein Picknick, Mann«, sagte Ron.
»Das hab ich nicht behauptet, aber ich verstehe nicht, warum ihr uns nicht vertrauen könnt. Jeder in diesem Raum
Weitere Kostenlose Bücher