Harry Potter und die Kammer des Schreckens
packte ihn um die Fußgelenke und ließ ihn mit dem Kopf nach unten baumeln.
»So macht man das«, sagte er. Er hob den Gnomen hoch (»Loslassen!«) und begann ihn wie ein Lasso über seinem Kopf zu schwingen. Als er Harrys erschrockenes Gesicht sah, sagte Ron:
»Es tut ihnen nicht weh – man muss sie nur richtig schwindlig machen, damit sie nicht wieder in ihre Löcher zurückfinden.«
Er ließ los: Der Gnom flog zehn Meter durch die Luft und landete mit einem Plumps im Feld jenseits der Hecke.
»Erbärmlich«, kommentierte Fred den Wurf. »Ich wette, ich kann meinen bis zu diesem Baumstumpf schleudern.«
Harry merkte schnell, dass man nicht allzu viel Mitleid mit den Gnomen zu haben brauchte. Den ersten, den er fing, wollte er einfach auf die andere Seite der Hecke fallen lassen, doch der Gnom, der seine Schwäche spürte, versenkte seine messerscharfen Zähnchen in Harrys Finger. Der hatte Mühe, ihn abzuschütteln, bis –
»Mensch, Harry! Das müssen fünfzehn Meter gewesen sein …«
Bald war die Luft erfüllt von fliegenden Gnomen.
»Siehst du, sie sind nicht allzu helle«, sagte George, der fünf oder sechs Gnomen gleichzeitig gepackt hatte. »Sobald sie wissen, dass es mit dem Entgnomen losgeht, stürmen sie hoch, um zuzusehen. Man sollte meinen, inzwischen hätten sie gelernt, in ihren Löchern zu bleiben.«
Mit eingezogenen kleinen Schultern begannen die Gnomen auf dem Feld im Gänsemarsch davonzuziehen.
»Die kommen zurück«, sagte Ron, während sie die Gnomen in der Hecke auf der anderen Seite des Feldes verschwinden sahen. »Denen gefällt es hier … Dad ist nicht streng genug mit ihnen. Er findet sie lustig …«
In diesem Augenblick fiel die Haustür ins Schloss.
»Er ist da!«, sagte George, »Dad ist heimgekommen!«
Sie rannten durch den Garten zurück ins Haus.
Mit geschlossenen Augen und der Brille in der Hand war Mr Weasley auf einem Küchenstuhl zusammengesunken. Er war dünn und hatte nur noch spärliches, doch ebenso rotes Haar wie seine Kinder. Sein langer grüner Umhang war staubig und verschlissen.
»Was für eine Nacht«, murmelte er und griff nach der Teekanne, während sich die Jungen um ihn herum niederließen. »Neun Hausdurchsuchungen. Neun! Und der alte Mundungus Fletcher wollte mir einen Zauberbann auf den Hals jagen, als ich ihm gerade den Rücken zudrehte …«
Mr Weasley nahm einen kräftigen Schluck Tee und seufzte.
»Hast du was gefunden, Dad?«, wollte Fred begierig wissen.
»Nichts außer ein paar schrumpfenden Schlüsseln und einem beißenden Kessel«, gähnte Mr Weasley. »Außerdem noch einige recht üble Dinge, für die wir allerdings nicht zuständig sind. Mortlake haben sie wegen ein paar äußerst merkwürdiger Frettchen zum Verhör mitgenommen, aber das ist Sache des Komitees für experimentelle Zauberei, Gott sei Dank …«
»Warum sollte sich jemand die Mühe machen, Türschlüssel schrumpfen zu lassen?«, fragte George.
»Einfach um die Muggel zu ärgern«, seufzte Mr Weasley. »Verkaufen ihnen Schlüssel, die zusammenschrumpfen, bis nichts mehr übrig ist, und die Muggel können sie dann nie finden, wenn sie sie brauchen … Natürlich ist es sehr schwer, jemanden dafür ranzukriegen, denn kein Muggel würde zugeben, dass sein Schlüssel schrumpft – sie behaupten andauernd, sie würden sie verlieren. Das muss man ihnen lassen, sie tun alles, um die Zauberei zu übersehen, selbst wenn sie ihnen ins Gesicht springt … Aber was unsere Leute inzwischen alles so verzaubern, ihr würdet’s nicht glauben –«
» AUTOS, ZUM BEISPIEL? «
Mrs Weasley war in der Küche erschienen und hielt einen langen Schürhaken wie ein Schwert in der Hand. Mr Weasley riss die Augen auf. Schuldbewusst starrte er seine Frau an.
»A-Autos, Molly, Liebling?«
»Ja, Arthur, Autos«, sagte Mrs Weasley mit blitzenden Augen. »Stell dir vor, ein Zauberer kauft ein rostiges altes Auto und sagt seiner Frau, er wolle es nur auseinandernehmen, um zu sehen, wie es funktioniert, aber in Wahrheit verzaubert er es, damit es fliegen kann.«
Mr Weasley blinzelte.
»Nun, Liebling, ich denke, du wirst feststellen, dass er sich damit durchaus im Rahmen des Gesetzes bewegt, selbst wenn, ähm, er vielleicht besser daran getan hätte, seiner, ähm, Frau die Wahrheit zu sagen … es gibt da eine Lücke im Gesetz, wie du sehen wirst … solange er nämlich nicht beabsichtigte , den Wagen zu fliegen, ist die Tatsache, dass der Wagen fliegen könnte , nicht unbedingt –«
»Arthur
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