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Hart

Hart

Titel: Hart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Masters
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steckte die Arme hinein und erhob mich langsam vom Bett. Vom Vorabend war ich noch wund und zuckte zusammen, als ich neben ihm über den Holzboden ging.
    «Es ist Sonntagmorgen. Bist du eine Kirchgängerin?»
    «Seit meiner Kindheit nicht mehr.»
    «Du bist Baptistin aus den Südstaaten?»
    «Ja. Woher weißt du das?»
    Wir gingen die Treppe hinunter, und Tom zwinkerte mir zu. «Weil Südstaatenmädchen richtig wild im Bett sind. Deswegen. All diese Jahre mit Feuer und Schwefel, das muss sich ja irgendwie bemerkbar machen.»
    Lachend ließ ich mich auf den Küchenstuhl fallen. «Klingt so, als wärst du mit ziemlich vielen baptistischen Frauen zusammen gewesen», merkte ich an.
    Tom machte langsam den Kühlschrank zu. Er stellte den Milchkarton auf den Tisch. Jede seiner Bewegungen war kontrolliert, und er wich meinem Blick aus. Dann holte er die Frühstücksflocken so übertrieben langsam aus dem Schrank, dass ich schon glaubte, er werde gar nicht mehr antworten.
    «Tom, ich wollte nicht   …»
    «Ich war mit zu vielen zusammen», sagte er schließlich. Das Schweigen im Raum war erdrückend. Ich begriff allmählich, dass ich nicht die Einzige war, die eine Last mitsich herumschleppte, und dass Toms Bürde vielleicht noch schwerer wog als meine. Ich saß still da, während er Schalen und Löffel auftrug. Er schenkte zwei hohe Gläser Orangensaft ein. Als er meines vor mich hinstellte, berührte ich ihn am Arm. Tom zuckte zusammen und wollte sich zurückziehen, riss sich dann aber zusammen.
    Ich stand auf und schlang meine Arme um ihn. Ich küsste ihn auf die Lippen. Erst reagierte er nicht, doch dann erwiderte er meinen Kuss mit einer Verzweiflung, die mir sagte, welche Schmerzen er litt.
    «Es spielt keine Rolle, Tom.»
    «Stimmt das?», fragte er und sah mich mit seinen braunen Augen herausfordernd an.
    «Ja.»
    Er setzte sich auf seinen Stuhl. Ich folgte seiner Bewegung und landete auf seinem Schoß. Tom musste trotz des ernsten Gesprächsthemas lächeln. Ich spielte mit seinem Haar und legte meinen Kopf an seine Schulter, während er seine Schale mit Reiskrispies füllte. Ich küsste seinen Hals.
    «Meine Beine sind wahrscheinlich so stoppelig wie dein Gesicht», sagte ich.
    «Das stört mich nicht.»
    «Willst du mit mir duschen?»
    «Das hängt davon ab, ob ich dir die Beine rasieren muss.»
    «Nein.»
    Tom schwenkte die trockenen Getreideflocken in seiner Schale. «Ich wäre nicht so nachsichtig wie du.»
    «Was meinst du damit?»
    Tom schob seine Schale mit einem Seufzer von sich. «Du weißt doch, was man sich so über Musiker erzählt? Eine Frau in jeder Stadt. So ist es auch mit den Bodyguards der Musiker. Nur machen wir nicht so viel Aufhebens davon.»
    «Tom   …»
    «Nein. Du weißt es schon, aber ich muss darüber reden. Ich habe das noch nie jemandem gesagt.»
    «Okay.»
    «Ich hatte mehr Frauen, als ich zählen kann», sagte er. «Ich war mit Frauen zusammen, deren Namen ich nicht kannte. Oder mit mehreren Frauen gleichzeitig. Oft sogar. Es hat immer Spaß gemacht, aber mehr war es nie, und hinterher habe ich wirklich nur gehofft, dass sie sich nicht so leer fühlten wie ich.»
    Zu meiner großen Überraschung spürte ich plötzlich Eifersucht in mir aufsteigen. Ich legte meine Lippen an seine Wange und fühlte, wie er die Worte formte.
    «Anfangs sind alle Frauen aufregend. Du denkst, du bist der King, und so hast du eine oder zwei pro Nacht. Dann geht es wochen- und monatelang so weiter, und bald ist es wie ein Fließband voller Mösen, die nichts bedeuten. Aber dann begegnest du plötzlich einer Frau, die dir etwas bedeutet, selbst wenn du noch nicht so recht weißt,
was
, und dann musst du nicht nur dir selbst im Spiegel in die Augen sehen können, sondern auch ihrem Blick standhalten.»
    Ich verflocht meine Hand mit seiner und gab ihm auf diese Weise zu verstehen, dass er weiterreden konnte.
    «Ich messe hier auf übelste Weise mit zweierlei Maß, Kelley. Wenn du mir so was erzählen würdest, würde ich dir die Tür zeigen. Aber ich weiß, dass du nicht diese Art von Frau bist und auch niemals warst. Unser erstes Gespräch und wie du von Michael erzählt hast – da wusste ich, dass du nicht nur jeden Mann beim Namen kennst, mit dem du jemals zusammen warst, sondern dass du dich auch an alle Einzelheiten erinnerst. Wahrscheinlich hast du jeden einzelnen Mann geliebt, nicht wahr?»
    «Ja», flüsterte ich.
    «Aber hier sitze ich und erzähle dir von Hunderten vonFrauen, vielleicht sogar

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