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Hart

Hart

Titel: Hart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Masters
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Warzenmelonen.»
    Trotz meiner Tränen musste ich lächeln. «Melonen?»
    «Das Einkaufen im Supermarkt war die Hölle», sagte sie weise.
    Mein Lachen klang fremd und gezwungen.
    «Danke, dass Sie nach mir geschaut haben», sagte ich.
    «Das vergeht, wissen Sie», sagte sie. «Manchmal dauert es lange. Aber wenn Sie erst einmal merken, dass er gar nicht der war, den Sie immer in ihm gesehen haben, wird der Schmerz vergehen.»
    Ich sah sie an. Sie konnte allenfalls zwanzig sein. Sie ging lächelnd ins Gebäude zurück, und ich ließ die Massage ausfallen, stieg stattdessen in meinen Wagen und fuhr zum See.
    Wenn Sie erst einmal merken, dass er gar nicht der war, den Sie immer in ihm gesehen haben, wird der Schmerz vergehen.
    Ich starrte aufs Wasser. Ich hatte nie daran gedacht, dass ich Michael vielleicht falsch gesehen hatte. Aber wenn ein Mann so liebevoll und offen mit mir war, dann aber plötzlich eine Kehrtwendung machte und verkündete, dass er eine andere wollte, konnte ich ihn dann überhaupt gekannt haben?
    Ich dachte an die Dinge, die mich damals schon gestört hatten. Jetzt, wo ich sie in einem neuen Licht betrachtete – all die langen Abende, die er bei der Arbeit verbracht hatte, die unbeantworteten Anrufe, das Ausweichen vor Fragen und die grundlosen Streitereien   –, kam mir langsam der Verdacht, dass vielleicht doch nicht alles in Ordnung gewesen war. Es war einfach, nur die Oberfläche zu sehen und sich damit zufriedenzugeben. War ich so glücklich gewesen, dass ich mir nicht die Mühe gemacht hatte, genauer hinzuschauen?
    Was hatte Michael sonst noch vor mir verborgen?
    Ich sah aufs Wasser und dachte an Tom.
    Wie gut kennt man jemanden jemals wirklich?
    Wassermotorräder zogen Schaumstreifen hinter sich her. Männer in Badehosen und Frauen in winzigen Bikinissaßen auf Booten und ließen sich von der Sonne bräunen. Kinder spielten fröhlich am Ufer im Wasser. Es war eine Welt der Familien und Paare, und hier saß ich allein in meinem Wagen und beobachtete die Leute.
    Was gab es sonst noch? Was, das ich nicht wusste?
    Ich ließ den Motor an und fuhr mit quietschenden Reifen vom Parkplatz. Glückliche Familien blickten bei dieser Respektlosigkeit empört auf.
    Es gab so vieles, das ich nicht wusste. So viele Fragen stellten sich neu. Wenn ich nicht aufpasste, machte mich das, was ich nicht wusste, noch verrückt, und so fuhr ich einfach nur, statt zu grübeln. Die Tachonadel traf die Sechzig-Meilen-Marke und ging dann weit darüber hinaus. Mir war es gleichgültig, wenn ich aus dem Verkehr gezogen wurde. Dann konnte ich mich wenigstens auf etwas anderes konzentrieren, etwas anderes als die schrecklichen Bilder in meinem Kopf und die Fragen, von denen mein Herz so heftig hämmerte wie der Motor unter der Motorhaube.
    Ich weinte die ganze Fahrt über.
    Fast wäre mir der Sprit ausgegangen. Endlich bog ich, nachdem ich viele Meilen von meinem eigentlichen Weg abgekommen war, bei einer kleinen Tankstelle ein. Ich tankte voll, wendete und fuhr zu Tom zurück.
    Als ich dort ankam, wurde es schon dunkel. Tom saß auf der Vorderveranda und wartete auf mich. Sobald er meinen Wagen sah, sprang er die Treppe hinunter und rannte auf mich zu. Noch bevor ich den Motor ausgestellt hatte, machte er die Tür auf.
    «Wo, zum Teufel, warst du?», fragte er mit einer Stimme, die fast schon von Panik erfüllt war. «Wo bist du gewesen? Ich habe mir Sorgen gemacht!»
    Ich blickte Tom hilflos an.
    «Ich musste einfach ein bisschen herumfahren», sagteich, wobei ich wusste, dass das vollkommen aufrichtig war, aber bei weitem nicht reichte.
    Tom starrte mich an. Er wusste nicht, was er denken sollte, und ich konnte es ihm nicht übelnehmen. Ich wusste selbst nicht, was ich denken sollte.
    «Es tut mir leid», flüsterte ich.
    Tom kniete sich neben mich und berührte mich am Oberschenkel. «Was ist los, Kelley?»
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    «Ich möchte dir helfen, Kelley. Aber wenn du mich nicht an dich heranlässt, kann ich nichts für dich tun. Du musst mir auf halbem Weg entgegenkommen.»
    Mein plötzlich aufflammender Zorn kam völlig unerwartet und war absolut unangemessen. Er wollte mir doch nur helfen. Was hatte ich eigentlich für ein Problem? Warum erwartete ich, dass er meine emotionale Scheiße ohne irgendeine Aufklärung meinerseits ertrug? Sollte er Gedanken lesen, oder was?
    Ich holte tief Luft und sagte alles, was ich dazu sagen konnte: «Es tut mir leid, Tom.»
    «Reiß dich zusammen und

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