Hart
komm ins Haus. Wir müssen miteinander reden.»
Ich blieb im Wagen sitzen. Tom ging hinten ums Haus herum in die Küche – ich sah, wie die Lichter angingen. Er wartete lange und kam dann wieder zum Wagen hinaus. Seine Sorge hatte sich in Ärger verwandelt. Er machte die Tür erneut auf. Diesmal war er bei weitem nicht so nett wie zuvor.
«Steig aus.»
Ich stieg aus dem Wagen, sowohl verlegen wegen meines Verhaltens als auch aus unerfindlichen Gründen wütend. Ich war zornig auf Tom, weil er so besorgt um mich war. Und zornig auf mich selbst, weil ich zuließ, dass Michael sich in mein Leben drängte, ohne selbst etwas dafür zu können. Ich war wütend auf mich und traurig über die ganze Situation.
Ich ging ins Haus. Tom kam unmittelbar hinter mir her. Die Überreste des Abendessens standen in der ganzen Küche herum. Ich schnappte mir einen Teller und schob die Reste eines Steaks in den Zerkleinerer. Ich stellte ihn an und lauschte auf das Mahlen. So konnte Tom nicht mit mir reden.
Er beobachtete von seinem Platz beim Küchentresen, wie ich die Küche aufräumte. Mit jeder kleinen Aufgabe verflog mein Ärger ein bisschen mehr. Ich versuchte verzweifelt, ihn festzuhalten.
«Rede mit mir», sagte Tom schließlich.
Mir fiel ein Teller hin. Er zerschellte zu meinen Füßen auf dem Boden. Tom zuckte heftig zusammen, und ich schlug die Hände vors Gesicht.
«Michael», sagte ich, und dann kamen die Tränen.
Tom kam auf mich zu. Feines Porzellan knirschte unter seinen Füßen. Er nahm mich beim Arm.
«Geh da lang», sagte er. «Aber vorsichtig. Du hast einen Schnitt im Fuß.»
Ich blickte nach unten und sah das Blut. Plötzlich war alles verschwommen. Tom fing mich auf, bevor ich fiel, und nahm mich dann auf den Arm. Seine Kinnpartie war angespannt, aber seine Augen waren voller Sorge. Er trug mich durchs Haus und setzte mich auf die Couch.
Die Sonne war schon längst untergegangen, und im Wohnzimmer war es dunkel. Ich lag da, während Tom ins Bad ging und mit den Dingen zurückkam, die er brauchte, um die Wunde zu reinigen. Er breitete ein Handtuch über seinen Schoß und legte meinen Fuß darauf. Wir blickten einander von den entgegengesetzten Enden der Couch aus an.
Das Wasserstoffperoxid war kalt, und ich zuckte heftigzusammen. Die Blasen bildeten einen weißen Schaum auf meinem Fuß.
«Ich war heute im Premier Day Spa. Dort gibt es Sonnenbänke. Ein Blick darauf, und mir wurde schlecht. Körperlich übel. Ich dachte an Michael und diese Frau und daran, dass er sie mehr wollte als mich, und da wurde mir schlecht.»
Tom tupfte meinen Fuß trocken. Er betrachtete ihn genau und gab dann noch einmal Desinfektionsmittel darauf.
«Und weiter?»
«Ich stieg in den Wagen und fuhr zum See. Und dann bin ich gefahren. Einfach nur gefahren.»
Tom blickte einen Moment lang zu mir hoch. Er tupfte meinen Fuß erneut trocken und nahm dann ein Pflaster.
«Ich weiß nicht, warum ich das gemacht habe, Tom. Ich habe nicht darüber nachgedacht. Ich bin einfach nur gefahren, und dann bin ich zurückgekommen, und jetzt weiß ich nicht einmal, wo ich bin.»
«Du weißt nicht, wo du bist?» Er öffnete die Verpackung des Pflasters mit einem leisen, ratschenden Geräusch.
«Emotional.»
«Oh.»
«Ich möchte mich von ihm befreien, Tom. Aber ich weiß nicht, wie.»
Tom schaltete die Tischlampe an. Sie leuchtete gerade so stark, dass wir einander deutlich erkennen konnten.
«Du bist noch nicht bereit für das alles, oder?», fragte er. «Für dich und mich.»
«Ich möchte es gerne sein.»
«Wie kann ich dir helfen?», fragte er. Ein Anklang von Verzweiflung lag in seiner Stimme, eine mühsam beherrschte Angst. «Sag mir, was ich tun kann, Kelley.»
Ich schüttelte den Kopf. «Ich weiß es nicht.»
«Du musst mit ihm reden», sagte Tom. «Du musst ihmall die Fragen stellen, die dich zermürben, Kelley. Du wirst erst von ihm loskommen, wenn du die Antworten kennst.»
Ich schüttelte den Kopf. «Er gibt mir nie eine klare Antwort», sagte ich.
Tom umfing mein Gesicht mit den Händen. «Ich liebe dich», sagte er. «Ich weiß, das ist nicht der beste Moment für so ein Geständnis. Aber du musst wissen, wie weit das hier für mich geht. Ich liebe dich, und ich werde ausdauernd sein.»
Ich küsste ihn, so vertrauensvoll wie eh und je. Wie sehr ich auch suchte, es gab nichts, das mich heimlich warnte, es gab keinen Grund, Tom nicht zu vertrauen. Ich schämte mich, weil ich versucht hatte, einen Makel an ihm zu
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