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Hart

Hart

Titel: Hart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Masters
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Vier Stunden», wiederholte Tom, und diesmal sah er mich so gequält an, dass ich von etwas erfasst wurde, das fast wie Angst war.
    «Sie haben mir einen Orden verliehen», sagte er. «Soll ich nun stolz darauf sein?»
    Tom drückte die Zigarette heftig auf dem Nachttisch aus und hinterließ einen schwarzen Abdruck.
    «Es gab natürlich Fragen. Und alle sagten natürlich dasselbe aus. Dempsey hat überlebt, aber den Arm verloren, und du kannst dir denken, wie jämmerlich er abgespeist worden ist. Das Militär entschied, dass ich etwas Tapferes und Gutes getan hätte, und verlieh mir einen Orden für die Rettung der anderen Männer meiner Einheit. So lernte ich, dass die meisten Orden keinen Pfifferling wert sind. Keiner kennt wirklich die Geschichte, die dahinter steht, und wer sie kennt, erzählt sie nicht.»
    Tom legte die Packung Marlboro auf den Tisch.
    «Ich kam raus. Wurde wegen der Kugel im Bein als Kriegsversehrter entlassen. Als ich wieder zu Hause war, war icheine Weile praktisch verrückt. Dann schnallte ich mir eine Pistole um und wurde Personenschützer.»
    Jetzt verstand ich.
    «Deswegen hat Melissa dich verlassen», sagte ich. «So ist es passiert.»
    «Ich war eine Weile verrückt», wiederholte er. «Es war nicht ihre Schuld.»
    «Aber deine auch nicht», entgegnete ich.
    Tom zog mich in seine Umarmung.
    «Komm zurück», knurrte er. «Hörst du? Ich weiß, was Dämonen sind. Ich weiß es besser, als du dir vorstellen kannst. Werde diesen Mann los und komm dann zu mir zurück. Ich will nicht für die Sünden eines anderen bezahlen, Kelley.»
    Lange, nachdem Tom eingeschlafen war, lag ich noch wach und starrte die Zigaretten auf dem Nachttisch an.
     
    Am nächsten Morgen fuhr Tom mich zum Flughafen. Der Last-Minute-Flug wurde von einem verständnisvollen Reiseagenten gebucht, und da stand ich nun, das Ticket in der einen und mein Bordgepäck in der anderen Hand. Tom und ich blieben in der Nähe des Check-In-Schalters stehen und sahen uns an, während die Minuten verstrichen.
    «Bist du sicher, dass du alles hast?», fragte er.
    «Ich brauche nicht viel.»
    «Falls du etwas vergessen hast, kannst du es dort kaufen.»
    «Ja.»
    «Hast du eine Telefonkarte?»
    «Du lässt mich kein R-Gespräch machen?»
    «Kelley   …»
    Ich brachte ihn mit einem Kuss zum Schweigen. Als wir fertig waren, atmeten wir beide heftig und kämpften gegen die Tränen an.
    «Ich muss das tun. Ich muss dafür sorgen, dass der Schmerz verschwindet», wiederholte ich dieselben Worte, die ich schon auf der Fahrt zum Flughafen immer wieder gesagt hatte.
    «Ich weiß.»
    «Du weißt es wirklich, nicht wahr?»
    Er nickte und setzte ein tapferes Lächeln auf.
    «Bitte, sei da, wenn ich zurückkomme. Bitte.»
    «Wie könnte ich nicht da sein?», fragte er.
    Noch ein letzter Kuss, dann wandte ich mich zum Gehen, bevor ich meine Meinung ändern konnte. Jeder Schritt fühlte sich an wie eine Trennung von einem lebenswichtigen Teil von mir. Was hatte ich mir eigentlich gedacht? War ich verrückt? Wie konnte ich so einfach von Tom weggehen? Reichte es nicht, mir von ihm bei meinen Problemen helfen zu lassen?
    Ich drehte mich um.
    Tom war verschwunden.

12.
    Das Flugzeug landete pünktlich. Der Reiseagent hatte zum Glück kein Zimmer in einem großen Hotel gebucht, sondern ein kleines Häuschen, das tageweise vermietet wurde. Es lag abgelegen an einem schmalen Meeresarm, war aber zu Fuß nicht weit von mehreren Kneipen und Läden entfernt, die sich am Meer entlangzogen. Es war ein Inselparadies – und ich war dort allein.
    Ich war fest entschlossen, auch wieder allein von dort abzureisen. Ich würde die Gedanken an Michael am Strand zurücklassen und mit reinem Herzen zu Tom zurückkehren. Das hatte er verdient.
    Nachdem ich aus dem Flugzeug gestiegen war, kletterte ich in das kleine Boot, das mich zu meinem Teil der Insel bringen sollte. Der Mann an den Riemen sah mich mit wissendem Blick an. Er war vom Leben unter der heißen Inselsonne tief gebräunt. Seine Augen waren dunkel, beinahe schwarz, das Haar so lang, dass es zottelig herabfiel, und von der Sonne ausgebleicht. Seine Armmuskeln wölbten sich, als er die Ruder ins Wasser tauchte.
    «Willkommen», sagte er.
    Auf dem Weg zum Haus sprachen wir nicht. Beim Rudern blickte er übers Wasser. Als das Wasser zu flach wurde, stieg er aus – blieb aber plötzlich stehen und sah zum Horizont. Er zeigte aufs Meer, und ich folgte seinem Blick.
    Ein Delphin stieg aus dem Wasser auf und stieß

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