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Harter Schnitt

Harter Schnitt

Titel: Harter Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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als Glock den Griff um ihre Taille lockerte, um sie abzusetzen. Sie war eine schlanke Frau, aber sie war praktisch totes Gewicht. Der Junge hinter ihr atmete schwer. Er stützte seinen Kopf an ihren Rücken. Wie Tec-9 war auch er eher ein Teenager als ein Mann.
    Das Licht in der Diele veränderte sich. Es wurde dunkler. Anscheinend hatten sie die Jalousien an den vorderen Fenstern heruntergelassen. Sie waren aus Vinyl, was das Licht filterte, aber nicht völlig blockierte. Will konnte alle drei Gestalten noch deutlich erkennen. Evelyn wurde wieder halb getragen, halb gestoßen, diesmal ins Wohnzimmer. Er sah die schwarze Kappe, die Tec-9 schwenkte durch die Luft. Dann waren sie verschwunden, und Will konnte wieder bis in die Küche sehen.
    » Sie sind im Wohnzimmer«, sagte er zu Amanda. » Alle.« Dass ihr eigentlicher Plan nun nicht mehr aufging, musste er nicht erst betonen. Evelyn wurde nicht im hinteren Schlafzimmer festgehalten. Sie wollten sie vorn und in der Mitte, wenn Faith das Haus betrat.
    Amanda sagte: » Sie benutzen sie als Schutzschild, während sie die hinteren Vorhänge zuziehen. Ich habe keine freie Schussbahn.« Sie fluchte leise. » Ich sehe rein gar nichts.«
    » Wo ist Faith?«
    » Sie sollte bald hier sein.«
    Will versuchte, sich zu entspannen, damit seine Schultern nicht zu schmerzen anfingen. Kein Chuck Finn. Evelyn wurde nicht versteckt. Die beiden Jungs hatten das Haus nicht nach Polizisten abgesucht. Sie hatten weder die Vordertür verbarrikadiert noch irgendetwas getan, um dafür zu sorgen, dass ihr Abgang ebenso einfach war wie ihre Ankunft.
    Jede Vorsichtmaßnahme, die sie nicht getroffen hatten, war wie eine immer enger werdende Schlinge um Faith’ Hals.
    Und Will konnte nichts anderes tun, als warten.

18 . Kapitel
    B evor Faith das Haus verließ, nahm sie Jeremys iPhone, um für ihre Kinder ein Video zu machen. Sie sagte ihnen, dass sie sie liebe, dass sie alles für sie seien und dass sie, egal, was heute passierte, immer wissen sollten, dass sie sich nach jedem Haar auf ihren kostbaren Köpfen verzehre. Jeremy sagte sie, dass die Entscheidung, ihn zu behalten, die beste gewesen sei, die sie in ihrem Leben je getroffen habe. Dass er ihr Leben sei. Emma sagte sie dasselbe und fügte hinzu, dass Victor Martinez ein guter Mann sei und es sie sehr freue, dass ihre Tochter ihren Vater kennenlernen würde.
    Melodramatisch hätte Zeke es genannt. Auch für ihn hatte sie ein Video gemacht. Was sie ihrem Bruder gesagt hatte, hatte sie selbst überrascht, vor allem, weil » du Arschloch« kein einziges Mal vorgekommen war. Sie sagte ihm, dass sie ihn liebe. Sie sagte ihm, dass es ihr leidtue, was sie ihm aufgebürdet habe.
    Und dann hatte sie versucht, auch ihrer Mutter ein Video zu hinterlassen. Mindestens ein Dutzend Mal hatte Faith die Aufnahme unterbrochen und neu angefangen. Es gab so vieles zu sagen. Dass es ihr leidtue; dass sie hoffe, Evelyn sei nicht enttäuscht von den Entscheidungen, die sie getroffen hatte; dass alles Gute, das in Faith steckte, von ihren Eltern gekommen sei; dass es ihr einziges Lebensziel gewesen sei, eine so gute Polizistin, eine so gute Mutter, eine so gute Frau zu sein wie ihre eigene Mutter.
    Schließlich hatte sie aufgegeben, weil die Wahrscheinlichkeit, dass Evelyn Mitchell es je sehen würde, sehr gering war.
    Faith sah die ganze Sache durchaus realistisch. Sie wusste, dass sie in eine Falle lief. Zuvor in Saras Küche hatte zwar Amanda Will nicht zugehört, Faith aber schon. Sie erkannte die Logik hinter dem, was er sagte, nämlich dass es hier um mehr ging als nur um schnelles Geld. Amanda war so durchdrungen vom Jagdfieber und von der Vorstellung, diesen Mistkerlen, die die Unverfrorenheit hatten, ihre beste Freundin zu entführen, zu zeigen, dass sie damit nicht durchkommen würden. Will sah die Situation wie immer mit klarerem Kopf. Er kannte die richtigen Fragen, aber, und das war noch wichtiger, er wusste auch, dass man den Antworten aufmerksam zuhören musste.
    Will war ein logisch denkender Mann, nicht von seinen Gefühlen gesteuert– wenigstens glaubte Faith das. Man konnte nicht sagen, was in seinem Kopf vorging. Gott helfe Sara Linton bei der Herkulesarbeit, die ihr bevorstand. Der Handschlag heute Morgen würde nicht das Schlimmste sein. Auch wenn Sara es schaffte, Angie Trent außen vor zu halten, was Faith bezweifelte, war da immer noch Wills unveränderliche Sturheit. Der letzte Mann, bei dem Faith erlebt hatte, wie er sich

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