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Harter Schnitt

Harter Schnitt

Titel: Harter Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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jetzt wieder clean war, sein Geld dürfte längst aufgebraucht sein. Von all den Detectives, gegen die Will ermittelt hatte, war Chuck derjenige, der für seine Verbrechen am wenigsten aufzuweisen hatte. Er hatte seine Beute für Luxusreisen verschleudert, hatte jeden Winkel dieser Erde im Stil eines Multimillionärs gesehen. Allein der Ausflug nach Afrika hatte um die hunderttausend Dollar gekostet. Der einzige Mensch, der wegen der Vorwürfe gegen Chuck Finn wirklich aufgebracht war, war sein Reiseveranstalter.
    Will nahm an, dass er ziemlich bald herausfinden würde, ob Chuck wirklich hinter dem Ganzen steckte. Er hörte die Tür zum Carport aufgehen, das Schlurfen von Pantoffeln auf dem Betonboden. Der Kofferraum öffnete sich einen Spalt, Sonnenlicht flutete herein wie Wasser. Er sah Mrs. Levy mit einer weißen Mülltüte in der Hand vorbeistapfen. Die Plastiktonne schepperte, als sie die Tüte hineinwarf.
    Will umfasste das Gewehr mit einer Hand und hielt mit der anderen den Kofferraumdeckel unten. Seine Bewegung war, wie vermutet, eher eine träge Zunge, die auf den Boden quoll, als ein Superman-Sprung in den Angriff. Roz Levy ging direkt an ihm vorbei. Völlig ungerührt schaute sie stur geradeaus. Sie streckte kurz die Hand aus und schloss den Kofferraumdeckel mit einer mühelosen, kleinen Bewegung. Ohne auch nur einen Blick hinunter zu Will zu werfen, kehrte sie ins Haus zurück, schloss die Tür, und Will drängte sich der Gedanke auf, dass es durchaus möglich war, dass die alte Frau so cool gewesen war, nicht nur ihren Mann umzubringen, sondern deswegen auch Amanda ein ganzes Jahrzehnt lang ins Gesicht zu lügen.
    Einige Sekunden lag Will auf dem Beton, genoss die Kühle auf seiner Haut und sog tief die reine, frische Luft ein, in die sich ein Hauch von Motorenöl aus dem leckenden Heck der Corvair mischte. Dann stützte er sich auf die Ellbogen. Seine Erinnerung an den Carport war zwar präzise, aber so gut wie nutzlos. Er war von einem Ende zum anderen eine weit offene Fläche, wie die Unterführung einer Brücke, nur gefährlicher. Roz Levys Haus erhob sich an der hinteren Breitseite des Carports, auf der anderen Seite befand sich die etwa einen Meter zwanzig hohe Begrenzungsmauer mit verzierten Metallpfosten an beiden Enden als Stützen des Dachs. Unter dem Auto hindurch konnte Will auf die Straße sehen, aber es gab keine Stelle, von der aus er erkennen konnte, ob er beobachtet wurde oder nicht.
    Er schaute zur Seite. Die Mülltonne stand genau in der Mitte zwischen Wand und Auto. Will vermutete, dass ein etwaiger Beobachter seine Bewegungen sofort bemerken werde, aber er hatte so gut wie keine andere Wahl. Er kauerte sich hin. Da er annahm, dass er keine Zeit zu vergeuden hatte, hielt er die Luft an und sprang hinter die Mülltonne.
    Keine Kugeln. Keine Schreie. Nichts als das Hämmern des Herzens in seiner Brust. Bis zur Begrenzungsmauer war es noch mindestens ein Meter. Will wollte sich schon in Bewegung setzen, hielt dann aber inne, weil es wahrscheinlich eine bessere Möglichkeit gab, als mit einem Neonschild, das auf seinen Kopf deutete, hinter der Wand zu sitzen. Er stemmte sich gegen den Mülleimer und schob ihn geduckt weiter nach vorn, um die Lücke zwischen Auto und Mauer zu schließen. So hatte er wenigstens einen gewissen Sichtschutz, wenn auch keine Deckung vor einem etwaigen Beobachter auf der Straße. Die Ziegelwand schützte ihn zwar vor Schüssen aus Evelyns Haus, doch für jeden, der sich ihm vom Hinterhof her näherte, war er ein leichtes Ziel.
    Will konnte nicht ewig so kauern. Er stützte sich auf ein Knie und riskierte einen Blick über die Mauer. Zwischen den Häusern war alles frei. Evelyns Haus stand tiefer auf einer leichten Erhebung. Das Badezimmerfenster hätte er nicht besser platzieren können, auch wenn er der Architekt gewesen wäre. Es befand sich hoch in der Wand, wahrscheinlich in der Dusche. Die Öffnung war schmal, ein kleines Kind passte vielleicht hindurch, aber leider kein erwachsener Mann. Vor allem ein zu groß gewachsener Mann nicht. Die Jalousie war geöffnet. Will konnte den ganzen Flur entlangsehen. Mit dem Zielfernrohr des Gewehrs am Auge erkannte er sogar die Holzmaserung der Tür, die zu Evelyns Carport führte. Sie war geschlossen. Das Weiß zeigte schwarze Pulverflecken, wo die Spurensicherung nach Fingerabdrücken gesucht hatte.
    Sie hatten das bereits durchgesprochen. Wenn Faith das Haus betrat, sollte sie es durch diese Tür tun.
    Wills Handy

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