Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harter Schnitt

Harter Schnitt

Titel: Harter Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
Vom Netzwerk:
Mutter entlang. » Was weißt du, du Schlampe?«
    » Ich weiß, wer du bist«, antwortete Faith. » Ich kenne dich.«

19 . Kapitel
    W ill hatte das Auge am Visier, als die Tec-9 losging. Zuerst sah er die Blitze, ein zweimaliges grelles Zucken. Eine Millisekunde später hörte er die Schüsse. Er fuhr zusammen, konnte es nicht verhindern. Als er wieder durchs Visier schaute, sah er Faith. Sie stand noch in der Tür zum Wohnzimmer. Ihr Körper schwankte. Er wartete, ob sie umfiel, zählte die Sekunden.
    Sie tat es nicht.
    » Was, zum Teufel, ist passiert?«
    Roz Levy stand auf der anderen Seite der Corvair. Als er unter das Auto sah, schaute er in die Mündung eines glänzend vernickelten Colt Python. Will wusste nicht, wie sie es schaffte, das Ding ruhig zu halten. Der Lauf des Revolvers war mindestens fünfzehn Zentimeter lang. Die Ladung der .375er Magnum konnte einen hydrostatischen Schock erzeugen, was bedeutete, dass die Druckwelle eines Brustschusses stark genug war, um eine Gehirnblutung hervorzurufen.
    Er versuchte, ruhig zu bleiben. » Könnten Sie damit bitte irgendwo anders hinzielen?«
    Sie ließ die Waffe sinken und entspannte den Hahn. » Scheiße«, murmelte sie und stemmte sich in die Höhe. » Da kommt Mandy.«
    Will sah Amanda über den Hinterhof laufen. Sie hatte die Schuhe ausgezogen. In einer Hand hatte sie ihr Funkgerät, in der anderen ihre Glock.
    » Faith ist okay«, sagte er zu ihr. » Sie ist noch im Haus. Ich weiß nicht, wer…«
    » Bewegung«, befahl Amanda und rannte in Roz Levys Haus.
    Will befolgte den Befehl nicht. Stattdessen schaute er durch sein Zielfernrohr noch einmal in Evelyns Haus. Faith stand noch immer in der Tür zum Wohnzimmer. Sie hatte die Hände mit den Innenflächen nach unten vor sich ausgestreckt, als versuchte sie, mit jemandem vernünftig zu reden. Waren es nur Warnschüsse gewesen, oder war jemand getötet worden? Der Schütze, der aus fahrenden Autos agierte, bevorzugte zwei Schüsse, einer direkt nach dem anderen. Wenn sie Evelyn getötet hätte, würde Faith nicht einfach so mit ausgestreckten Händen dastehen. Will wusste instinktiv, dass sie dann entweder auf dem Boden läge oder schießen würde, wenn ihrer Mutter irgendetwas passiert wäre.
    » Will!«, fauchte Amanda.
    Er hielt das Gewehr dicht am Körper, als er am Auto vorbei ins Haus lief. Die Frauen standen in einem Raum, der früher wohl ein Wintergarten gewesen war, jetzt aber als Wäschekammer diente. Bevor er die Tür schließen konnte, fing Roz Levy an, Amanda anzuschreien.
    » Gib mir den zurück.«
    Amanda hatte den Python. » Du hättest uns alle umbringen können.« Sie klappte die Trommel heraus und leerte die .38er Special-Patronen auf den Trockner. » Ich sollte dich auf der Stelle verhaften.«
    » Versuchs doch.«
    Roz Levy war nicht die Einzige, die sauer war. Will spürte, wie ihm die Kehle eng wurde, so sehr musste er sich anstrengen, um nicht zu schreien. » Sie sagten, es würde ein einfacher Austausch werden. Sie sagten, sie würden das Geld nehmen und Evelyn frei…«
    » Halten Sie den Mund, Will.« Amanda drückte die leere Trommel wieder in den Revolver zurück und warf ihn auf die Waschmaschine.
    Offensichtlich verstand sie Wills Schweigen als Befehlsbefolgung, aber er war so wütend, dass er sich nicht zu sprechen traute. Ein Streit würde nichts daran ändern, dass Faith ohne klaren Fluchtplan in diesem Haus feststeckte. Jetzt konnten sie nichts mehr tun, als auf das SWAT -Sonderkommando zu warten und so zu tun, als wäre das eine normale Geiselnahme und kein Selbstmordkommando.
    Außer, Will ging selbst hinein. Er griff nach seinem Gewehr. Er sollte dort rein. Er sollte genau das tun, was Faith vor zwei Tagen getan hatte, sollte durch die Tür stürmen und zu schießen anfangen.
    Amanda packte sein Handgelenk. » Wagen Sie es nicht, diesen Raum zu verlassen«, warnte sie. » Wenn’s sein muss, erschieße ich sie höchstpersönlich.«
    Will taten allmählich die Zähne weh, so fest biss er sie zusammen. Er riss sich von ihr los und knallte gegen einen Metallstuhl, der mitten im Raum stand. Von hier aus fiel ihm eine Hochgeschwindigkeitskamera auf einem Stativ auf, deren Objektiv auf das Fenster in der Tür gerichtet war. Roz Levy hatte das Glas mit schwarzem Bastelpapier abgedeckt und nur ein kleines Loch gelassen, durch das die Kamera auf Evelyns Haus schaute. Neben der Tür stand eine Schrotflinte. Kein Wunder, dass sie Will nicht ins Haus gelassen hatte. Sie wollte

Weitere Kostenlose Bücher