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Harter Schnitt

Harter Schnitt

Titel: Harter Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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elektronische Geräte bei sich, dass sie wahrscheinlich alle an Strahlenvergiftung sterben würden. Sie hatte ein BlackBerry, auf dem sie Laborberichte und Krankenhaus-Verlautbarungen empfing, und ein iPhone für den persönlichen Gebrauch. Ihr Krankenhaus-Handy war ein Klappgerät, das vorher offensichtlich jemandem mit sehr klebrigen Händen gehört hatte. An ihrer Manteltasche klemmten zwei Piepser, einer für die Notaufnahme, der andere für die Kinderstation. Ihr persönliches Handy war schmal und normalerweise das letzte, das sie fand, und das war auch diesmal der Fall.
    Sie blätterte durch die Nummern, zögerte kurz bei Amanda Wagner und blätterte dann zurück zu Will Trent. Es klingelte zweimal, bevor er sich meldete.
    » Trent.«
    Beim Klang seiner Stimme brachte Sara zuerst keinen Ton heraus. In der Stille hörte sie Windgeräusche, den Lärm spielender Kinder.
    Er sagte: » Hallo?«
    » Hi, Will– ’tschuldigung.« Sie räusperte sich. » Ich rufe an, weil ich eben mit jemandem vom Büro des ME gesprochen habe. Wie Sie mich gebeten haben.« Sie spürte, dass sie errötete. » Wie Amanda mich gebeten hat.«
    Er murmelte irgendetwas, wahrscheinlich irgendetwas zu Amanda. » Was haben Sie herausgefunden?«
    » Das Texicanos-Opfer, Ricardo. Noch kein Familienname, aber er war wahrscheinlich Puerto Ricaner.« Sie wartete, während er die Information an Amanda weitergab. Sie stellte dieselbe Frage wie Sara zuvor selbst. Sara antwortete: » Auf der Hand hatte er das Tattoo einer Gang, die Neta, die aus Puerto Rico stammt. Der Mann, mit dem ich redete, meinte, Ricardo habe wahrscheinlich die Gangs gewechselt, als er nach Atlanta kam.« Wieder wartete sie, bis Will es Amanda gesagt hatte. » Außerdem hatte er den Bauch voller Heroin.«
    » Heroin?« Er hob überrascht die Stimme. » Wie viel?«
    » Weiß ich nicht genau. Der Mann, mit dem ich sprach, sagte, das Pulver sei in kleinen Ballons abgefüllt gewesen. Als Faith auf ihn schoss, wurde das Heroin freigesetzt. Das allein hätte ihn schon getötet.«
    Will gab es an Amanda weiter und meldete sich dann wieder: » Amanda dankt Ihnen für Ihre Mühe.«
    » Tut mir leid, dass ich nicht mehr habe.«
    » Das ist doch klasse, was Sie uns geliefert haben.« Dann verbesserte er sich: » Ich meine, vielen Dank, Doctor Linton. Das sind für uns sehr wertvolle Informationen.«
    Sie wusste, dass er vor Amanda nicht reden konnte, aber so schnell wollte sie ihn nicht davonkommen lassen. » Wie läuft’s bei Ihnen?«
    » Das Gefängnis war ein Reinfall. Jetzt im Augenblick stehen wir vor Hironobu Kwons Haus. Er wohnte bei seiner Mutter im Grant Park.« Er war weniger als fünfzehn Minuten vom Grady entfernt. » Die Nachbarin sagt, seine Mutter sollte bald nach Hause kommen. Schätze, sie kümmert sich um die Beerdigung. Sie wohnt direkt gegenüber vom Zoo. Wir mussten ungefähr eine Meile entfernt parken. Das heißt, ich musste parken. Amanda ließ sich absetzen.« Jetzt erst hielt er inne, um Atem zu schöpfen. » Wie geht’s Ihnen?«
    Sara lächelte. Er schien ebenso gern am Telefon bleiben zu wollen wie sie. » Haben Sie letzte Nacht viel geschlafen?«
    » Nicht viel. Und Sie?«
    Sie wollte etwas Kokettes sagen, begnügte sich dann aber mit: » Nicht viel.«
    Amandas Stimme klang zu gedämpft, um sie verstehen zu können, den Tonfall bekam Sara allerdings schon mit. Will sagte: » Wir reden dann später. Noch einmal vielen Dank, Dr. Linton.«
    Sara kam sich blöd vor, als sie abschaltete. Vielleicht sollte sie wieder ins Ärztezimmer gehen und mit Nan quatschen.
    Oder vielleicht sollte sie mit Dale Dugan reden und diese Romanze gleich im Keim ersticken, bevor es für sie beide noch peinlicher wurde. Sara zog ihr Krankenhaus-BlackBerry heraus, suchte nach Dales E-Mail-Adresse und gab sie in ihr iPhone ein. Sie würde ihn bitten, sich mit ihr in der Cafeteria zu treffen, damit sie alles durchsprechen konnten. Vielleicht sollte sie aber auch den Parkplatz vorschlagen. Sie wollte nicht noch mehr Gerüchte, als sowieso schon zirkulierten.
    Ein Stückchen weiter vorn hörte Sara die Signalglocke des Aufzugs und sah Dale, der mit einigen Schwestern lachte. Anscheinend hatte Junior ihm erzählt, dass sie hier unten war. Plötzlich verließ Sara der Mut. Sie öffnete die erste Tür, zu der sie kam, was zufällig die zum Archiv war. Zwei ältere Damen mit fast identischen, sehr akkurat frisierten Dauerwellen saßen hinter Schreibtischen, auf denen sich Patientenakten türmten.

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