Haschen mit Hexen
sich Ihrer zu entledigen.«
Wenn
Hector Mulvane derart blind in sie verliebt war, wie es aussah und sie
behauptete, dann tat er ihr bestimmt den Willen. Also sah ich keinen Sinn mehr
darin, die Unterhaltung fortzuführen; außerdem hatte ich sowieso lausiges
Kopfweh. Ich ging hinaus zu meinem Auto und fuhr heim, wobei ich das Denken
abzustellen versuchte. Vor allem versuchte ich mich nicht daran zu erinnern,
wie Ed Koncius’ Leiche da am Fuß der Düne gelegen hatte; wie lange mochte es
dauern, bis er entdeckt wurde?
Um
die Mittagszeit war ich zu Hause und beschloß, zu Bett zu gehen, denn ein
bißchen Schlaf hatte ich nach den Strapazen der vergangenen Nacht bitter nötig.
Gegen achtzehn Uhr wurde ich wieder wach, unterzog mich dem Ritual von Duschen,
Rasieren und Ankleiden, und fühlte mich nach zwei Bourbons und einem Steak
soweit besser, daß ich mich zu fragen begann, was ich, zum Teufel, nun anfangen
sollte — als die Türklingel anschlug.
Ich
öffnete und sah mich einem weiblichen Phantasiegebilde gegenüber. Das kurze
blonde Haar war vom Scheitelpunkt nach allen Richtungen gebürstet, hing bis
tief in die blauschwarzen Augen und rahmte die Wangen mit kessen Koteletten
ein. Sie trug ein mattgelbes, zweiteiliges Jerseymodell: das ärmellose Leibchen
reichte bis knapp unter die provozierend vorspringenden Brüste und hing nur mit
einem zerbrechlichen Straßbändchen an dem weiten
Rock. Ein juwelenbesetztes Schlangenarmband wand sich liebevoll um ihren linken
Oberarm.
»Rick
Holman?« fragte sie mit kehliger Stimme.
»Stimmt.«
»Ich
bin Amanda Mulvane. Wie ich höre, zerbricht sich Daddy den Kopf über ein paar
unartige Fotos von mir, die man ihm anonym zugeschickt hat, und Sie sollen nun
in seinem Auftrag das Rätsel lösen?«
»Stimmt
ebenfalls.«
»Na,
dann bitten Sie mich doch herein.« Sie kicherte. »Ich beiße nicht.«
Ich
öffnete die Tür etwas weiter, und als sie an mir vorbei in die Diele trat,
wehte mich kurz ihr teures und sinnliches Parfüm an. Als ich sie einholte, saß
sie bereits auf einem Hocker vor der Bar.
»Die
Bedienung in diesem Schuppen ist mies«, stellte sie fest. »Ich nehme Scotch mit
Eis.«
Ich
trat hinter die Theke und füllte zwei Gläser.
»Glauben
Sie an Magie, Mr. Holman?« fragte sie plötzlich.
»Nicht
die Bohne«, sagte ich und machte das Anti-Hexen-Zeichen.
Sie
schüttelte sich vor Lachen. »Sagen Sie — sehe ich gut aus auf diesen Fotos?«
»Na,
jedenfalls nackt«, sagte ich.
»Nackt
sehe ich immer gut aus.« Ihre Stimme troff vor Selbstzufriedenheit. »Und wie
sonst noch?«
»Lebendig
— im Gegensatz zu Shirley Rillman .«
»Ach,
Sie haben den Rest des Vereins wohl schon gesprochen?« Sie zählte sie an den
Fingern ab. »Kirk, Marie. Pete, Ed — und natürlich Brenda. Und der gute alte
Daddy, wie trägt er sein schweres Los?«
»Mit
Fassung. Nur der Gedanke, daß sein Titel in Gefahr geraten könnte, treibt ihm
Schweiß auf die Stirn.«
»Die
gute Seele!« Sie seufzte übertrieben. »Ach, wenn ich an die schönen Zeiten
denke, die wir nie miteinander erlebt haben... Wer hat Ihnen von Shirley Rillman erzählt?«
»Stimmt
es?«
»Frage
und Gegenfrage, Mr. Holman? Stimmt was?«
»Daß
Sie sie als lebenden Altar mißbraucht und später ermordet haben?«
»Hat
Kirk Ihnen das erzählt?«
»So
wie ich es hörte, war Kirk wahrscheinlich der Mörder.«
»Dann
hat Kirk es Ihnen nicht erzählt, das steht fest.« Sie nahm einen Schluck. »Wer
war’s — Pete vielleicht?«
»Machen
wir ein Geschäft«, bot ich ihr an. »Sie sagen mir, ob es stimmt, und ich nenne
Ihnen meinen Informanten.«
»Doch,
es stimmt schon.« Mit ihren blauschwarzen Augen brütete sie eine Weile vor sich
hin. »Jedenfalls, daß Shirley Rillman einen lebenden
Altar für uns abgab. Aber ich bin nicht sicher, daß sie von jemandem aus
unserer Gruppe umgebracht wurde.«
»Ich
habe die Geschichte von Marie Pilgrim«, sagte ich, mein Versprechen einlösend.
»Doch sie und Brenda scheinen mir notorische Lügnerinnen zu sein. Fragt sich
nur — ist das bei Ihnen anders?«
Sie
zuckte mit den Schultern. »Wo steckt Kirk?«
»Keine
Ahnung. Cronin und Koncius behaupten, er hätte Sie gestern
abend dringend gesucht.«
»Mein
liebender Bruder! Wie süß von ihm, daß er sich um mein Wohlergehen solche
Sorgen macht. Haben diese gewagten Fotos ihn ebenfalls aufgescheucht?«
»Ich
schätze, euer ganzer Hexenzirkel macht sich wegen der Fotos Sorgen — bis auf Ed
Koncius.«
»Warum
Ed nicht
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