Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie
leisten. Bei größeren Beratungsstellen gehören Elternkreise zum festen Gruppenangebot der Einrichtung. Wo solches nicht der Fall ist, finden Eltern Rat und Unterstützung bei den bundesweit zahlreich vertretenen Ablegern der »Elternkreise drogengefährdeter und drogenabhängiger Jugendlicher«.
Das Leben
ist nach vorne hin offen:
Eine Familie bewältigt
die Krise
An die Schnittstelle zwischen dem Servicekapitel für Eltern und demjenigen für Cannabiskonsumenten setze ich ein Beispiel für familiäre Krisenbewältigung. Zum einen, um ein letztes Mal das Prinzip Hoffnung zu verstärken, zum anderen, um selbst Cannabis konsumierende junge Erwachsene auf ihren Teil der Verantwortung einzustimmen.
Das Leben schreibt mitunter die eigenwilligsten Geschichten. Nicht immer folgt deren Verlauf dem Skript, das die Menschen sich für ihr eigenes Leben gerade vorstellen. Die Beziehung zwischen Kiffern und der Droge ihrer Wahl findet so nicht selten eine Wendung oder ein überraschendes Ende, welches sich die Gebraucher von Marihuana und Haschisch niemals hätten träumen lassen.
So geschehen auch bei W., einem 16-jährigen jungen Mann mit bewegter Cannabisgeschichte. Die Jahre seines Lebens mit dem Stoff wurden zwar wie mit ihm und seiner Familie verabredet von mir niedergeschrieben. W., seine Mutter und sein älterer Bruder haben den Bericht aber wiederholt gegengelesen und mit ihren persönlichen Anmerkungen und Kommentaren versehen. Alle drei haben ihn nach einer letzten gemeinsamen Diskussion gutgeheißen. Er markierte für sie die letztendlich versöhnliche Wende eines aufwühlenden Lebensabschnitts, welcher die gesamte Familie in ihren Bann zog.
W. wurde von dem ebenso plötzlichen wie unerwarteten und eigenwillig inszenierten Ende seines Kifferdaseins völlig überrascht. Er war innerlich in keiner Weise bewusst darauf vorbereitet, geschweige denn von sich aus motiviert, seine jahrelange maßlose Kifferei einzustellen, um seinem Leben in den Tag hinein eine neue Richtung zu geben. Im Gegenteil: Für ihn war immer klar, dass er dem Kiffen niemals freiwillig entsagen würde. Es waren andere Kräfte als bewusstes Handeln am Werk, die für ihn tätig wurden, um seine Kifferei zu einem Ende zu bringen. Seine Seele und sein Körper fingen urplötzlich an, selbstständig und ohne sein willentliches Zutun zu agieren, um ihm unmissverständlich zu signalisieren, dass er auf einem Irrweg in seiner Entwicklung war.
W. hatte mit 12 Jahren seine ersten Erfahrungen mit Cannabis gemacht: »Nach den ersten paar Versuchen, bei denen ich wenig gemerkt habe, ist es mir total gut gekommen. Es ging mir einfach nur noch gut ab. Deshalb habe ich gekifft und zunehmend mehr Gefallen an Gras gefunden.« Altersgemäße Neugier und beginnende pubertäre Schwierigkeiten trugen zwar als Auslöser zum ersten Probiergebrauch bei, waren aber nicht ausschlaggebend für den rasant ausufernden Konsum von Haschisch und Marihuana. Die tiefere Ursache hierfür ist in der Trennung der Eltern von W. zu vermuten, unter welcher der 12-Jährige stark litt. W. wiegelte das aus seiner Sicht zwar lange Zeit ab, aber nach Einschätzung seiner Mutter und dritter Personen, die W. nahestanden, hat die Trennung den Drogengebrauch ihres Sohnes zumindest erkennbar begünstigt. In den dämpfenden Wirkungen von Cannabis suchte und fand W. Trost für seine innerlich reichlich erlebten Irrungen und Wirrungen. W. fühlte sich von einer extremen Unruhe getrieben. Seine innere Gespanntheit war kaum zu ertragen. Insoweit entsprach sein Gebrauch von Cannabis auch einem Selbstheilungsversuch, um eine Form von Gleichgewicht zu finden. Im Verein mit seinen Identitäts- und Orientierungsschwierigkeiten wurde das Kiffen für W. schnell zum Mittelpunkt des alltäglichen Lebens. Ebenso rasch stellten sich alle möglichen Folgen eines unkontrollierten Cannabisgebrauchs ein. In der Schule wurde W. nach unten durchgereicht, weil er weder die Konzentration noch die Motivation aufzubringen vermochte, um das Niveau zu halten. Die Ursache für das auffällige Schulversagen wurde den familiären Beziehungen zugeschrieben. Der Drogengebrauch von W. blieb noch unentdeckt.
Als seine Mutter eine von außen betrachtet schwer verständliche Wiederannäherung an den Vater versuchte, die in einem Debakel endete, drehte sich der Cannabisfilm für W. weiter. Die aufkeimenden Hoffnungen des zu diesem Zeitpunkt 13-Jährigen, der Vater könnte in die Familie zurückkehren, zerbarsten in
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