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Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie

Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie

Titel: Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: beltz Verlag
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genießen ihr Bekifftsein. Ihr Credo lautet: »Ich kiffe, also bin ich.« Will sagen:
    »Ich bin einfach da im Leben. Hier und heute will ich was vom Leben haben. Was morgen ist, lasse ich einfach auf mich zukommen. Wenn ich Lust habe, zu arbeiten, arbeite ich, wenn nicht, dann eben nicht.«
    Oder wie Amon Barth in »Mein Leben als Kiffer« schreibt:
    »Wir sind einfach nur da, immer gleich und doch immer anders. Wir genießen es, jedes Mal die gleichen Dinge zu tun, Abwechslung brauchen wir keine. Wir haben das Gras und uns – das reicht.«
    Diese innere Haltung ist in höherem Maß eine Reaktion auf die Krankheit unseres materialistischen Zeitgeistes als ein individuelles Verhalten mit psychiatrischem Krankheitswert. Jemand, der selbst nur am Hetzen und Rennen ist, damit er im Wettlauf um den Aufstieg auf der Karriereleiter bloß nicht hinten liegt, muss ob solcher Provokation vor Neid erblassen. Das bis heute unbegrenzte Haltbarkeitsdatum der Diagnose »amotivationales Syndrom« erfüllt eine gesellschaftlich benötigte kollektive Abwehrfunktion, damit nur ja nicht mehr Menschen auf den äußerst sinnvollen Gedanken kämen, weniger zu arbeiten, um mehr zu leben.
    Diese Gedanken stelle ich an den Anfang meiner Einschätzungen des amotivationalen Syndroms. In einer differenzierteren Betrachtung müssen wir heutzutage aber zur Kenntnis nehmen, dass wir die Existenz des Syndroms nicht abtun können. In Form konkreter Lebensschwierigkeiten, in welche sich intensive Cannabisgebraucher bringen, gewinnt es zunehmend an Bedeutung. Es wäre sträflich, diese Tatsache ausblenden zu wollen. Bis etwa in die Jahre zwischen 1990 und 2000 konnten wir noch mit gutem Gewissen behaupten, dass kein nachweisbarer Zusammenhang zwischen längerfristigem Cannabisgebrauch und zwangsläufig abfallender Leistungsmotivation zu belegen war. Bei sorgfältiger Auswertung aller ernst zu nehmenden Studien zum amotivationalen Syndrom bis zu besagtem Zeitpunkt durften wir diesen Schluss noch ziehen. Doch Zeiten und Umstände haben sich in einem Maße geändert, dass sich heutzutage auch andere Einschätzungen aufdrängen.
    Cannabiskonsum führt nach allem, was wir heute darüber wissen, nicht zu zwangsläufiger Demotivierung in Bezug auf Leistung und Zukunftsplanung. In der Regel unterscheiden sich gemäßigte Cannabisgebraucher in ihrer Leistungsmotivation nicht erkennbar von ihren nicht kiffenden Altersgenossen. Sehr viel anders sieht es jedoch in den Fällen aus, in welchen Jugendliche sehr frühzeitig in den Konsum von Cannabis einsteigen, ihren Gebrauch rasch steigern und sich schließlich zu denjenigen Kiffern entwickeln, die langfristig täglich intensiv konsumieren. Da braucht man kein großer Prophet zu sein, um voraussagen zu können, welches Bild sie abgeben werden: Ihr Antriebs- und Aktivitätsniveau werden sinken; mit ihrem zunehmend gegen null gehenden Durchhaltevermögen bei der Planung und Verfolgung von Lebensplänen werden sie sich eine solche Menge von Enttäuschungen einhandeln, dass ihr Selbstwertgefühl in untolerierbarem Maße leidet; die Abwärtsspirale durch die zur Schau getragene Gleichgültigkeit gegenüber Schule, Beruf, Eltern und inneren Bindungen werden sie durch Achselzucken oder grandioses Gehabe auszugleichen suchen. Kurz: Sie werden mit hoher Wahrscheinlichkeit das Vollbild des »amotivationalen Syndroms« ausbilden, aber innerlich und heimlich martern sie sich mit der Frage: »Wer bin ich?« Dieser Frage gegenüber entwickeln sie nicht wirklich Gleichgültigkeit. Anzulasten ist die Entwicklung zur Demotivierung einer unglückseligen Mischung aus gesellschaftlichen, familiären und individuellen Umständen sowie ganz eindeutig der mächtigen Eigendynamik der Droge Cannabis und ihrer langfristigen Substanzwirkung auf junge Konsumenten, denen sowohl die allgemeinen Lebenskompetenzen als auch die drogenspezifischen Kompetenzen zu einem kontrollierten, unschädlichen Gebrauch von Haschisch und Marihuana fehlen. Diese Behauptung ist bei den Anhängern von Cannabis sicherlich nicht uneingeschränkt populär. Doch jemand, der es wissen muss, Amon Barth, fasst als Exkiffer, der jahrelang genau diesen Weg nach unten beschritt, seine Erfahrungen mit erlebter Gleichgültigkeit in den wenig spektakulär klingenden Sätzen zusammen:
    »Seitdem ich regelmäßig kiffe, sind mir einige Dinge viel gleichgültiger geworden. Ich mache mir keine Sorgen mehr darum, wer nun mein Freund ist und wer nicht oder was die anderen für

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