Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie
bekommen, ist eine hohe Hypothek auf die Zukunft. Sofern jedoch jemand eine ambulante oder stationäre Therapie beginnt, ist die gute Nachricht, dass das komplette Symptombild des »amotivationalen Syndroms« in aller Regel gut behandelbar ist.
Überaus merkwürdig darf allerdings im Gesamtzusammenhang anmuten, dass die als amotivationales Syndrom bezeichnete »Krankheit« so regional begrenzt auftritt. Sie wird ausschließlich in Leistungsgesellschaften westlicher Prägung diagnostiziert. In den Regionen der Welt, in welchen Cannabis seit Jahrtausenden beheimatet ist, tritt die Krankheit überhaupt nicht auf. Die Menschen dort pflegen einen anderen Lebensstil. Sie folgen einem gemäßigteren Rhythmus. Eingedenk eines Eigenanteils, den der übermäßige Konsum von Cannabis bewirken kann, handelt es sich beim amotivationalen Syndrom in erster Linie um eine wirtschaftsideologische Zivilisationskrankheit, verräterisch ausgedrückt in dem gestrengen Satz eines christdemokratischen deutschen Politikers: »Einen Urlaub von der Gesellschaft können wir nicht gestatten.«
Untauglicher Abschreckungsversuch
oder wahrhaftiges Risiko?
Die Cannabispsychose
Ein gerne herangezogenes Argument gegen den Gebrauch von Cannabis ist die Behauptung, die Droge könne psychotische Reaktionen und Schizophrenie verursachen. Die Existenz einer Cannabispsychose als gänzlich »eigenständiges Ding« gilt zwar als widerlegt. Nicht zu widerlegen, weil Fakt, ist allerdings das Restrisiko, dass Cannabis wie jede andere psychoaktive Droge auch latent angelegte Psychosen bei Personen mit entsprechend vorgeprägter Persönlichkeitsstruktur auszulösen vermag. Cannabinoide sind in der Lage, die Psychoseschwelle zu senken. Schlummert im Verborgenen eine psychotische Vorbelastung (Prädisposition), kann sie bereits durch den einmaligen hoch dosierten Gebrauch von Cannabis zum Ausbruch kommen. Sich verselbstständigende Wahnideen, Halluzinationen, bleibende Panikzustände oder Persönlichkeitszerfall bedürfen fachkundiger Behandlung. Bleibende durch Haschisch ausgelöste psychische Ausnahmezustände sind zwar selten, insgesamt aber kommen »schlechte Haschischfilme« weit häufiger vor als gemeinhin wahrgenommen. Das Risiko einer möglichen Cannabispsychose ist nicht kleinzureden. Es besteht real und erhöht sich, wenn Cannabis im steten Wechsel mit Amphetaminen konsumiert wird. Aufgrund der massiven Eingriffe in die Dopaminregulation (Dopamin ist einer der bedeutendsten Botenstoffe im Gehirn) treten spontane Psychosen dann eher auf.
Ebenfalls nicht mehr zu widerlegen, weil genauso Fakt, ist die Beobachtung, dass sich Psychosen oder psychoseähnliche Symptome auch schleichend entwickeln können. In der Arbeit mit Cannabiskonsumenten zeigt sich eine solche Tendenz insbesondere bei denjenigen, die betont frühzeitig anfangen zu konsumieren und sich innerhalb kurzer Zeit zu Gewohnheitskiffern entwickeln. Im Zusammenspiel zwischen der Persönlichkeit der Konsumenten sowie den eigenmächtigen Wirkungen von Cannabis vermögen sich Veränderungen der inneren wie äußeren Wahrnehmung einzuschleichen, welche psychoseähnliche Zustände ergeben.
Wer solches als wenig hinterfragender Anhänger von Cannabis immer noch nicht zu glauben bereit ist, muss sich mit nachstehender E-Mail auseinandersetzen. Unter dem Betreff »Brauche Hilfe« erhielt ich sie nach dem Erscheinen der Vorausgabe des jetzigen Cannabis-Handbuchs. Ich gebe die Mail buchstabengetreu wieder:
»Hallo,
Ich habe folgendes Problem: Habe mit etwa 14 Jahren angefangen zu kiffen, kiffte regelmäßig und es lief immer gut. Einmal war ich zu Hause und kiffte alleine ziemlich viel, legte mich ins Bett und bekam plötzlich fürchterliche Angst zu sterben, es entwickelte sich ein Gefühl in mir, schwierig zu beschreiben, aber etwa so, wie wenn ich von Stromschlägen gefoltert würde, es war schrecklich. Habe so einen Zustand noch NIE erlebt. War danach nicht mehr wie früher, hatte keine Gefühle gegenüber meinen Kollegen, nur noch Angst und totale Verwirrung.
Kannte mich nicht mehr, hatte so unbeschreiblich beängstigende Gedanken. Habe dann später noch paarmal gekifft, in der Hoffnung, dadurch wieder zurück zu kommen, aber es war wieder genau so brutal! Es sind jetzt etwa 3 Jahre vergangen, aber komme nicht mehr da raus, habe diverse Probleme wie Ängste unter Leuten, komische unbeschreiblich ekelhafte Gefühle, Unsicherheiten, kein, (fast) kein Selbstwertgefühl (schwankend), habe selten Freude
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