Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie
Gesprächs mit Interesse an ihrer Person und ihrer Sicht der Welt. Das braucht allerdings ein Quantum Geduld. Für Ungeduldige und »Zeitsparer« ist das nichts. Die Arbeit mit diesen speziellen Klienten gleicht einem Leistungskurs in »politischer Philosophie« oder »philosophischer Politik«. Sobald es uns an einer Stelle gelingt, ihren guten Argumenten gegen eine Zufriedenheit erlaubende Beteiligung am Leben in dieser Gesellschaft noch bessere Gründe für eine aktive Positionierung in dieser Welt zu liefern, sind sie fast schon neu für das Leben gewonnen. Ihre eigene Logik ist etwa in der Art aufzubrechen, dass das Leiden in der Welt nicht weniger wird dadurch, dass sie selbst mit leiden, oder dass sie das Übel in der Welt durch »mehr desselben«, nämlich durch das eigene Übel, nur vergrößern, anstatt die Welt im Kleinen mit zu verändern, indem sie das Maß an positiver Energie durch ein höheres Maß an eigener Zufriedenheit erhöhen. Derart in ihrer eigenen Denkstruktur überrascht und sich ernst genommen fühlend, sind Begegnungsschienen möglich, die ihr selbstschädigendes Verhalten in eine Richtung gesteigerter Achtsamkeit und Selbstfürsorglichkeit zu bahnen vermögen. Tief in ihrem Inneren ersehnen sie sich kaum etwas mehr als eine »Überredung zum Leben«, welche ihnen Wege aufzeigt und gestattet, ihre berechtigte Kritik an Gott und der Welt zu vereinbaren mit der Suche und dem Finden eines eigenen Platzes in der Welt, ohne indes das Gefühl zu bekommen, sich selbst untreu zu werden und die eigenen Werte zu verraten. Der etappenweise Rückzug aus dem Leben wird gestoppt. Er wandelt sich mit der Wiederaneignung der eigenen Lebensbejahung in aktive Lebensteilhabe.
Keiner der hier beschriebenen Typen von Cannabisgebrauchern ist mit einem Absolutheitsanspruch versehen. Selbst wenn wir aufgrund der beobachtbaren Realität mit Berechtigung bestimmte, voneinander abgrenzbare Konsumentengruppen unterscheiden dürfen, gebieten der menschliche Respekt und das für die praktische Arbeit so unverzichtbare Taktgefühl eines: Wir sollten ausnahmslos allen »Kiffern« ihre individuellen Gesichter gönnen und jeden Menschen mit seiner ganz persönlichen Lebensgeschichte als »Einzelfall« vor uns sehen.
Ursachen und Motive
für den Konsum
von Cannabis
Seinen Kummer ausatmen können,
tief ausatmen,
sodass man wieder einatmen kann.
Und vielleicht auch
seinen Kummer sagen
können in Worten,
die zusammenhängen und Sinn haben
und die man noch verstehen kann
und die vielleicht sogar irgendwer
sonst versteht oder verstehen könnte,
und weinen können.
Das wäre schon fast wieder Glück.
(Erich Fried)
Ursachen und Konsummotive für den Gebrauch von Cannabisprodukten gibt es so viele, wie es Konsumenten von Haschisch und Marihuana gibt. Aufgrund wiederkehrender Ähnlichkeiten lassen sich jedoch offene Überschriften für den Rauschmittelgebrauch junger Menschen formulieren, die geeignet sind, etwas von den persönlichen Lebensgeschichten erahnen zu lassen, mit denen der Konsum von Drogen einhergeht. Längst nicht jeder Cannabiskonsum ist ein schädlicher oder problembelasteter. Die meisten Motive, aufgrund derer Menschen zu Suchtmitteln greifen, lassen jedoch tief blicken. Sie sind ein schonungsloses Spiegelbild für unsere kranke »zivilisierte« Gesellschaft, die so völlig aus den Fugen geraten ist, was ihr Verständnis von Leben und Glück anbelangt. Täglich veranlasst sie neue Menschen, ihre Zuflucht in den trügerischen Heilsversprechungen potenter Rauschdrogen zu suchen.
Wer mit dem Finger auf »Nachbars Uwe« zeigt, der Drogen nimmt, sollte sich Gedanken über die restlichen vier Finger der Hand machen, die auf ihn selbst zurückweisen. Viele der als »problematisch« oder gar als »seelisch krank« bezeichneten Konsumenten von Rauschdrogen weisen mehr gesündere Lebensanteile auf als viele der als »normal« angesehenen Menschen, deren hervorstechendste Eigenschaft ihr angepasstes Funktionieren ist. Allzu viele Halt und Orientierung suchende Menschen geraten durch ihre Bekanntschaft mit Drogen indes zeitweilig oder dauerhaft in die Irre und ins Abseits des Lebens. Die im Folgenden beschriebenen Lebensgeschichten, in denen sich die Motive und Ursachen für den persönlichen Drogengebrauch junger Menschen entdecken lassen, werden viele Leser und Leserinnen an bestimmten Stellen an eigene vergangene oder aktuelle Situationen im Leben erinnern. Mögen sie sich aus den wiedergegebenen Erfahrungen anderer
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