Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie

Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie

Titel: Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: beltz Verlag
Vom Netzwerk:
17-jährige Gymnasiastin brachte es ohne Beschönigung auf den Punkt:
    »Wir sind eine Generation, die ist gefühlsmäßig so zu, dass jeder nur noch für sich allein ist. Wenn wir gemeinsam kiffen, hilft uns das, wenigstens dann mit den anderen näher zusammen zu sein. Kiffen erleichtert mir den Kontakt. Ich mache mir dann weniger Gedanken, wie ich auf die anderen wirke, bin weniger kontrolliert und kann mehr aus mir herausgehen.«
    Junge Menschen auf dem Weg zum Erwachsenwerden müssen ihr inneres Gleichgewicht finden zwischen »Bei-sich-Sein« und »Im-Kontakt-mit-anderen-Sein«. Wer sich in sich selbst vergräbt, verliert die bereichernde zwischenmenschliche Berührung, wer sich zu viel nach anderen richtet, läuft Gefahr, die eigene Person aus den Augen zu verlieren.
    Ein 23-jähriger Verkäufer sucht »das richtige Maß« mithilfe von Cannabis zu ermitteln:
    »Ich bin öfter unsicher, wenn ich mit anderen Leuten zusammen bin. Ich weiß manchmal nicht so richtig, was ich mit denen reden soll oder wie ich mich verhalten soll. Dann verschwimmt mir alles oder wird mir zu eng. Wenn ich Gras rauche, ist das anders. Das Kiffen führt mich auf direktem Weg zu Gefühlen, die ich sonst nicht so zeige. Ich fühle mich dann auch mehr wie ich selbst. Gleichzeitig erleichtert mir Gras den Umgang mit den Leuten. Ich finde alles viel unkomplizierter, kann mehr und besser reden. Gras macht mich einfach lockerer.«
    Viele Aussagen junger Menschen gleichen sich inhaltlich. Unbekifft strengen sie sich sehr an, sich gegenseitig an »Coolness« zu überbieten. Weder wollen sie im Beisein anderer Gefühle »rauslassen« noch sie an sich »ranlassen«. Da niemand Gefahr laufen will, als »uncool« zu gelten, ist Fassade angesagt. Rauer Umgang miteinander gehört in der Lebenswirklichkeit der jungen Leute dabei heutzutage zum guten Ton. Jede Verletzlichkeit muss angestrengt verborgen werden. Tendenziell gilt das für Jungen wie Mädchen gleichermaßen, obgleich sich männliche Jugendliche geschlechtsspezifisch meist noch einen Tick härter geben, ungeachtet des inneren Preises, den sie dafür zu bezahlen haben. So schreibt Amon Barth beispielsweise noch über die Anfänge seiner Kifferkarriere in der Clique:
    »Die reden immer furchtbar roh miteinander, für sie ist das offenbar normal. Ich komme damit jedenfalls nicht wirklich klar. Wahrscheinlich hat jeder von uns ein sensibles und verletzliches Ego, und gerade deshalb geht es so rau und hart bei uns zu … Bei uns Jungs geht es zu wie in einer Affenbande. Wir halten zusammen gegen die Außenwelt, doch unsere ganze Freundschaft besteht aus Angeberei und derben Sprüchen. Solange man über die Schwächen anderer redet, fühlt man sich selbst prima. Wir finden immer jemanden, den wir niedermachen und über dessen ›Behindertheit‹ wir uns amüsieren können. In unseren Augen sind wir von Spastis und Mongos, Honks und Wichsern umgeben.«
    Jeder muss seinen Weg finden, um mit solch kalten Realitäten zurechtzukommen. Lässig und »obercool« stellt mir daher ein 17-jähriger Schüler sein Lebensmotto vor, das er wie ein Schutzschild vor sich herträgt:
    »Ich will meinen Spaß und machen können, was ich will, sonst eigentlich nichts. Die anderen interessieren mich nicht.«
    Im bekifften Zustand verändert sich die nach außen errichtete Fassade, wie ein sich im Klassenverband ebenfalls betont unnahbar gebender Mitschüler im Einzelgespräch zugibt:
    »Coolsein ist viel Show. Aber hier zieht doch jeder seine Show ab. Manchmal fühle ich mich schon ganz schön allein. Mir ist überhaupt nicht egal, sondern richtig wichtig, was mit mir und meiner Familie oder mit meinen Freunden ist. Auch wenn das für Stress sorgt und die das nicht verstehen, für mich ist Kiffen etwas, das mir hilft im Umgang mit anderen Menschen. Deshalb kiffe ich ja auch immer nur so viel, bis ich leicht angeturnt bin. Voll dicht sein will ich ja gerade nicht. Gras ist mir wie ein Freund, der mir wieder andere Leute zum Freund macht.«
    Die Wirkungen von Cannabis vermögen die persönliche Wahrnehmung zu sensibilisieren oder genau umgekehrt die Unterschiede im Empfinden anderen Menschen gegenüber einzuebnen. Auf jene Tatsache hat Mitte des 19. Jahrhunderts bereits der haschisch- und opiumerfahrene Charles Baudelaire in seinem »Haschischgedicht« hingewiesen. Er vermerkt, wie er und seine Mitbeobachter im berühmt gewordenen Zirkel des Hôtel Pimodan »im Haschisch ein seltsames Wohlwollen sich kundtun sahen, das

Weitere Kostenlose Bücher