Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie

Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie

Titel: Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: beltz Verlag
Vom Netzwerk:
haben.
    Die gläubigen Fundamentalisten fühlen sich als die einzig wahren »Eingeweihten«. Cannabis ist ihre Religion, ihr Dogma. Missionarisch singen sie das Hohelied auf Cannabis. Argumentative Auseinandersetzungen auf der Sachebene mit ihnen sind unendlich ermüdend und letztendlich fruchtlos, weil sie nur gelten lassen, was ihrem eigenen Cannabisbild entspricht. Für jeden Einwand finden sie ein Gegenargument. Ihre Wahrnehmung der Welt ist folgerichtig überaus selektiv. Was nicht ins Bild passt, wird ausgeblendet. Hierin sowie in der Penetranz ihrer Haltung und der vorgegebenen Unangreifbarkeit ihrer Argumentationsketten unterscheiden sie sich von dem ebenso eingeweihten »bewussten Kiffer«, der für andere Meinungen jedoch innerlich ansprechbar bleibt.
    Militante Kiffer finden sich vereinzelt in jeder Schule, jedem Betrieb und nahezu jeder Einrichtung der Jugendarbeit. Gehäuft treten sie in »Hanfinitiativen« und »Gesellschaften für nachwachsende Rohstoffe« aller Art in Erscheinung, wo sie für ihre Überzeugungen fechten. Aber damit keine Missverständnisse oder falschen Zuschreibungen entstehen: Längst nicht jedes Mitglied einer Hanfinitiative, die für die Legalisierung von Cannabis oder seine patientengerechte Verwendung als Heilmittel eintritt, ist ein militanter Kiffer. Trotz ihrer Tendenz zur Überheblichkeit sind die militanten Kiffer ein nützlicher Typus, weil sie als Teil der politisierten Cannabisbewegung vom Rest der Gesellschaft immer wieder hartnäckig das Recht einfordern, dass Menschen selbstverantwortlich über eine zweckbestimmte und sinnvolle Verwendung jener uralten Kulturdroge entscheiden dürfen. Die eifernde Haltung hinsichtlich Cannabis widerspricht auch in keiner Weise der Tatsache, dass militante Kiffer in ihrem Wesen ansonsten überaus liebenswerte Menschen sein können.
    In einem äußeren Merkmal sind die militanten Kiffer unverwechselbar: Sie sind zu 99,9 % männlichen Geschlechts.
Die genießenden Freizeitkonsumenten
    Die genießenden Freizeitkonsumenten weisen eine gewisse Ähnlichkeit mit den in Studien öfter beschriebenen sozial gut integrierten Gelegenheitskonsumenten auf. Die Genießer, die Cannabis gelegentlich in ihrer Freizeit in Dienst nehmen, haben mit der Droge keine Schwierigkeiten. Sie pflegen einen moderaten Umgang mit dem Mittel und wissen sein Wirkungsspektrum gezielt einzusetzen. Sie »beamen« sich niemals komatös weg, sondern streben die Verstärkung angenehmer Gefühle an. Sie leben sozial unauffällig, sind in tragende Freundschaftsbeziehungen eingebunden und entwickeln persönliche Vorstellungen über ihre Zukunftsperspektiven, die sie ebenso zielstrebig wie leistungsmotiviert verfolgen. In ihrer Freizeit sind sie nicht einseitig auf den Gebrauch von Cannabis fixiert, sondern gehen zahlreichen weiteren Interessen nach. Folglich entscheiden sie sich stets neu, wie und mit wem sie ihre Freizeit gestalten. Der Griff zur Droge erfolgt nicht automatisch und gewohnheitsmäßig, sondern wohlüberlegt.
    Wenn man unabhängig von den Kriterien »legal« oder »illegal« davon ausgeht, dass es für Rauschmittel wie Cannabis einen mehr oder minder »bestimmungsgemäßen« Gebrauchsmodus gibt, dann gehören die genießenden Freizeitkonsumenten ebenso wie der Individualist unter den Kiffern zu den bestimmungsgemäß konsumierenden Menschen. Sie benutzen die Droge unter keinen Umständen in der Schule oder während der Arbeit. In beiden »Funktionsbereichen« erfüllen sie problemlos die an sie gestellten Erwartungen. Außerhalb dieser normativen Lebenswelten gönnen sie sich in der Freizeit gelegentliche »kleine Fluchten«, in denen sie die angenehmen Wirkungen der Rauschdroge zu genießen suchen. Mit zunehmendem Alter, verbunden mit innerer Reife, misslingen solche Versuche allerdings des Öfteren. Der Genussanteil wird immer flüchtiger, der Preis unangenehmer. Nach wenig geglückten Konsumsituationen hängen »ungeübte« Freizeitkonsumenten eher körperlich ermattet und seelisch abgeturnt drei Tage in den Seilen. So schleicht sich ihr Vergnügen davon. »Es lohnt sich nicht mehr«, sagte mir kürzlich ein Sozialarbeiter.
    Über die Belastungen hinaus, die das Rauchen von Cannabis mit sich bringt, erleiden Genießer kaum weiteren Schaden durch ihren Drogengebrauch. Da sie insgesamt eher selten Cannabis gebrauchen, ist selbst dieses Restrisiko überschaubar. Im Übrigen haben sie wenig Schwierigkeiten, gänzlich auf Haschisch oder Marihuana zu verzichten,

Weitere Kostenlose Bücher