Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie
beabsichtigen, zieht sie sich einen verwöhnten »kleinen Pascha« heran. Richtet der sich jedoch bequem in seiner Rolle ein, beklagt sich die gleiche Mutter gegen Ende der Pubertät, dass ihr Sohn sein Leben nicht in die Hand nehmen und »Hotel Mama« nicht verlassen möchte.
Ein 14-jähriger Gymnasiast empfand die mütterliche Gängelei mittlerweile mehr einengend als bequem. Er begehrte auf und suchte sich der mütterlichen Kontrolle zu entziehen. Mit Freunden probierte er Haschisch, was er seiner Mutter keck erzählte und sie prompt in helle Aufregung versetzte. Als seine Mutter gewahr wurde, dass er innerhalb kurzer Zeit öfter zu dem Mittel griff, schleppte sie ihn kurzerhand zur Drogenberatung. Sie gab sich ahnungslos: »Ich verstehe nicht, wieso mein Sohn plötzlich mit Drogen zu tun hat. Ich habe doch alles für ihn getan. Es fehlt ihm doch an nichts.«
Ihr Junge wirkte einerseits sehr auf sie bezogen, andererseits »lümmelig«. Er erschien noch halbherzig und unentschlossen, die Annehmlichkeiten seiner häuslichen Umsorgung tatsächlich aufzugeben: »Wenn ich kiffe, werde ich angenehm müde und schwer und muss nichts tun«, fasste er die Wirkungen von Haschisch zusammen. Er steckte unschlüssig in der Klemme. Einerseits war der ihn passiv stimmende Haschischkonsum ein Versuch, nicht aus der engen Zweierbeziehung mit der Mutter aussteigen zu müssen. Andererseits ärgerte und provozierte er seine Mutter, die ihn an ihren Rockzipfel band. Im Hintergrund des familiären Geschehens zog ein Mann und Vater die Fäden, der sehr auf eine traditionelle Rollenverteilung bedacht war. Beruflich erfolgreich und gut verdienend, wollte er nicht, dass seine Frau arbeiten ging. Sie sollte sich ganz um das Kind kümmern. Mittlerweile genügte ihr die zugedachte Rolle jedoch nicht mehr. Folglich steckte sie ebenfalls in einer Klemme. Entweder musste sie klein beigeben und weiter »glucken« oder aber sich ihrem Mann gegenüber behaupten und in ihren erlernten Beruf zurückkehren. Die Beziehung zwischen Mutter und Sohn war in keiner Weise »bösartig«, sondern bloß getrübt von der beidseitig latent empfundenen Notwendigkeit zur Ablösung voneinander. Die Arbeit mit den beiden Familienmitgliedern gestaltete sich insofern recht einfach, als die Richtung den eigenen Wünschen von Mutter und Sohn entsprach. Die Mutter kehrte mit Unterstützung in ihren Beruf zurück und hörte auf, sich um alle Angelegenheiten ihres Sohnes zu kümmern. Sie überließ ihm zunehmend die Verantwortung für sein Handeln. Der Junge bekam wachsende Lust, sich und seine Fähigkeiten zu erproben, womit er ausgiebiger und spannender beschäftigt war als mit Kiffen. Der Ehemann im Hintergrund schließlich profitierte von der größeren Lebenszufriedenheit seiner Frau.
Längst nicht immer lassen sich Veränderungen so leicht bewirken. In Unselbstständigkeit geübte Prinzen können sich ebenso hartnäckig weigern, aus ihrer Rolle herauszuwachsen und altersgemäße Verantwortung zu übernehmen. Als erwachsene Männer geben sie dann eher eine wenig schmeichelhafte Figur ab. Zum König taugen sie jedenfalls nicht, was hier auch meint, dass sie nicht wie im Märchen von einer selbstbewussten Frau zum Gemahl erwählt werden. Nicht selten finden sich Männer, die in mancher Hinsicht nicht gelernt haben, auf ihren eigenen Füßen zu stehen, in neuen Abhängigkeiten von Frauen mit ausgeprägten Bemutterungstendenzen wieder. Die Beziehungsabhängigkeiten werden nicht gelöst, sondern treten in eine neue Runde ein.
Die Ängste der Mütter …
Mütter entwickeln in Bezug auf ihre Kinder häufig weit mehr Ängste als die Väter. Irrational übersteigerte Angst vermag das gesamte Familiensystem zu packen und zu lähmen. Tauchen in der Folge konkrete Konfliktsituationen auf, ist die Angst ein ungeeignetes handlungsleitendes Instrument und ein schlechter Ratgeber.
Ein 14 Jahre alter Junge kam mit seinen Eltern zur Familienberatung. Den Termin hatte der Vater telefonisch mit mir vereinbart, weil sein Sohn regelmäßig Haschisch rauchte. Als die Familie zum ersten Gespräch erschien, setzte sich der Junge mir am nächsten. Zwischen sich und seine Mutter brachte er viel Abstand. Der Vater saß seiner Frau wie seinem Sohn gegenüber. Der Junge wirkte etwas in sich zusammengesunken, wie von einem auf ihm lastenden Gewicht niedergedrückt. Um Worte und klare Meinungsäußerungen verlegen war er allerdings nicht. Nach dem Anliegen der Eltern befragt, erzählte der Vater
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