Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie
Ablehnung durch seine Tochter zu kämpfen hatte. Heute bewegt sich die junge Frau frei zwischen den beiden neu zusammengesetzten Familien. Cannabis ist kein Thema mehr für sie.
Nicht in allen Fällen verlaufen die Entwicklungen so zufriedenstellend wie in den geschilderten Beispielen. Oft genug bleibt ein Elternteil – Vater oder Mutter – dauerhaft abwesend und es kommt zu keiner Wiederannäherung mit den betroffenen Kindern. Bisweilen ist eine Wiederannäherung nicht einmal wünschenswert. Es gibt immer wieder Eltern, die sich ihren Kindern gegenüber menschlich so unakzeptabel, verletzend oder sogar vernichtend verhalten haben, dass ein erneuter Kontakt mit ihnen für die Kinder mehr schädigend als förderlich wäre, zumal dann, wenn sich der betreffende Elternteil obendrein wenig einsichtsfähig und veränderungswillig zeigt. Gelegentlich füllen neue Partner des verbliebenen Elternteils die entstandene Lücke.
Es bedeutet jedoch nicht automatisch eine Katastrophe, wenn Kinder nur bei einem Elternteil aufwachsen. Alleinerziehende Eltern sind keine schlechteren Eltern, ihre Kinder nicht zwangsläufig benachteiligt. Das ist eine von der Realität nicht bestätigte Unterstellung. Kinder und Jugendliche verfügen über hohe Selbstheilungskräfte und Lebensstrategien, die sie auch befähigen, neben nur einem Elternteil aufzuwachsen und sich dennoch angemessen zu entwickeln. Sie vermögen sich vieles, was sie für ihre Entwicklung benötigen, von anderen Menschen zu holen. Vor allem alleinerziehende Mütter sollten sich hüten, sich in Selbstvorwürfen zu ergehen, wenn es das Leben so gefügt hat, dass der leibliche Vater eines Kindes seine Rolle nicht mehr ausfüllt. Spreche ich bei Elternveranstaltungen zu Cannabis die Rolle der abwesenden Väter an, stehen im Anschluss nicht selten Mütter im Austausch beieinander. Da kann ich im Vorübergehen dann schon mal Sätze hören wie: »Das konnte ich jetzt gar nicht brauchen, was er über die abwesenden Väter und das Kiffen von Söhnen gesagt hat.« Geraten alleinerziehende Frauen innerlich in Bedrängnis mit ihrer Rolle, ist ein wirkungsvolles Heilmittel das Sichüben in Mitgefühl für die eigene Person.
Vor etwas müssen sich alle alleinerziehende Eltern in achtsamer Selbstbeschränkung strikt hüten, wenn sie sich nicht selbst heillos überfordern wollen: Sie dürfen niemals versuchen, die Rolle des abwesenden, gegengeschlechtlichen Elternteils mit auszufüllen. Ein solcher Versuch ist zwangsläufig zum Scheitern verurteilt. Mütter sind keine Väter und Männer. Väter sind keine Mütter und Frauen.
Entscheide dich:
Entweder er oder ich …
»Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr!« Wegen der überragenden Bedeutung, welche Vätern im Ursachengeflecht für einen Cannabisgebrauch vor allem ihrer Söhne zukommt, verweile ich noch länger bei dem Thema. Bisweilen spielen sich für Jungen familiendynamische Dramen ab, weil erwachsene Männer nicht willens oder nicht in der Lage sind, ihrer Verantwortung als Vater gerecht zu werden. Ich meine das nicht als Schuldzuweisung, denn »Schuld« ist in diesem Zusammenhang ein gänzlich untauglicher Begriff, sondern als Appell, die eigene Männer- und Vaterrolle selbstkritisch zu begutachten.
Ein durchaus sympathischer, musisch kreativer Mann, der seine wachsweiche Männlichkeit durch situationsunangemessene harte Erziehungssprüche zu kompensieren sucht, bekam mit der Geburt seines Sohnes für sein Empfinden eine Konkurrenz ins Haus, vor der er letztlich kapitulierte. Seine Frau, die auf den ersten Eindruck zu einem Bild verführt, zu gut für diese Welt zu sein, hielt aufgrund leidvoller Verlusterfahrungen männlicher Familienmitglieder in ihrer Herkunftsfamilie von Beginn an eine übertrieben schützende Hand über ihren Jungen. So wuchs er in die Rolle eines anspruchsvollen Prinzen, allerdings mit einem hohen Maß an innerer Unfreiheit durch die Kontrollbindung seiner Mutter. Vater und Mutter rivalisierten um die Erziehung des Sohnes. Wollte der Vater gelegentlich klare Grenzen ziehen oder situationsbedingt hart durchgreifen, konnte er wie der Sohn sicher sein, dass die Mutter das hintertreiben würde. Das Ehepaar verstrickte sich immer heftiger und wurde schließlich kommunikationsunfähig. Der Mann signalisierte seiner Frau resigniert: »Es lohnt sich überhaupt nicht mehr, mit dir zu reden. Du machst sowieso nur penetrant, was du willst.« Der Sohn, der den Vater im Familiensystem einerseits
Weitere Kostenlose Bücher