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Hasenherz

Hasenherz

Titel: Hasenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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fing mit Älteren an. Ein Fehler, wenn man überhaupt von einem Fehler sprechen kann. Aber was stand dagegen? Das war und bleibt die Frage. Es ermüdet sie, darüber nachzudenken, ob es ein Fehler war; sie liegt da, naß vom Schwimmen, durch ihre geschlossenen Lider schimmert es rot, sie versucht, sich zurückzutasten durch all die roten Erinnerungen und zu ergründen, ob sie es falsch gemacht hat. Nein, sie hat es richtig gemacht. Ihre Jugend war ein Ersatz für Schön heit, und daß die Männer älter waren, hat ihr allzu großes Ungestüm erspart. Gott, da gab's welche, bei denen dauerte es ewig, und dann hielten sie ihre winzige Beisteuer für das Fabelhafteste von der Welt – falls es überhaupt dazu kam. Und nun dieser hier. Gräßlicher Kerl. Aber er ist sanft. Zumindest nimmt er einen als Menschen. Mein Gott, die erste Nacht, als er so stolz «Na?» gesagt hat, da machte es ihr gar nicht mehr so viel aus, sich zu unterwerfen, im Gegenteil, sie hatte das Gefühl, daß sie's müßte. Sie verzieh ihnen allen in der Nacht damals, sein Gesicht ließ die Gesichter der andern zu einer schreckvollen Masse zusammenfließen, und ihr war, als beuge sie sich vor etwas, das besser war als sie. Aber allmählich stellt sich heraus, daß er keineswegs so anders ist als die andern, daß er genauso niedergeschlagen und liebeskrank an einem rumhängt und einen dann satt hat oder zumindest sich belästigt fühlt, wenn's vorbei ist. Es geht auch immer schneller vorbei, es wird zur Gewohnheit, er wird regelrecht hastig, wenn er merkt oder sie ihm sagt, daß er sie nicht mitkriegt. Dann liegt sie einfach da und hört sozusagen zu, und das ist auch ganz angenehm; aber hinterher kann sie nicht einschlafen. In manchen Nächten versucht er, sie doch noch dahinzubringen, aber sie ist so schläfrig und so schwer, daß da unten bei ihr überhaupt nichts los ist. Manchmal will sie ihn wegstoßen und ihn schütteln und schreien: ich kann nicht, du Idiot, merkst du nicht, daß du Vater wirst! Aber nein. Sie darf nichts sagen. Wenn sie was sagt, dann würde es feststehen, und schließlich ist ja erst die eine Periode ausgefallen, die nächste müßte morgen kommen, vielleicht kommt sie, und dann wird es ja nichts. Schreckliche Komplikationen würde es geben, sie weiß darum nicht, ob sie wirklich glücklich sein würde. Aber wenigstens tut sie für alle Fälle gut daran, die ganzen Süßigkeiten zu essen. Gott, sie ist nicht mal sicher, daß sie es nicht will, denn er will's anscheinend, nach der Art zu urteilen, wie er vorgeht, nie zieht er sich was drüber, immer soll sein Anhängsel schön bloß sein. Sie ist noch nicht mal sicher, ob sie's nicht ganz absichtlich herbeigeführt hat dadurch, daß sie einschläft in seinem Arm, um's ihm zu zeigen, diesem eingebildeten Kerl. Nämlich, wenn er schläft, ist es ihm völlig egal, ob sie aufsteht und ins blöde Badezimmer geht oder nicht, Haupt sache, er weiß nichts davon. So ist er: er lebt einfach in seiner eigenen Haut und pfeift auf alles, was kommen könnte. Wenn sie ihm von den Süßigkeiten erzählt und von ihrer Schlappheit, dann kriegt er wahr scheinlich einen fürchterlichen Schreck und verschwindet auf Nimmerwiedersehn mit seinem sauberen kleinen Anhängsel und seinem reizen den lieben Gott und seinem reizenden Geistlichen, der jeden Dienstag Golf spielt mit ihm. Denn das Schuftige an diesem Geistlichen ist, daß Rabbit, bevor er ihn kannte, wenigstens noch die leise Ahnung gehabt hat, daß er unrecht tut, aber seit er ihn kennt, scheint er der Meinung zu sein, er sei Jesus Christus persönlich, der die Welt rettet, indem er einfach tut, was ihm in den Kopf kommt. Ich wollte, ich könnte den Bischof mal erwischen oder sonst wen und sagen, wie fein dieser Geistliche sich auf seinen Beruf versteht. Was für Flausen er dem armen Rabbit in den Kopf setzt. Sogar jetzt strömt ihr seine Stimme sanft und selbstgefällig in die Ohren, seine Antwort auf ihre Frage kommt wie von weit her mit träger Eitelkeit und erbittert sie so sehr, daß die Tränen nun doch kommen:
    «Ich will dir was sagen. Als ich von Janice weglief, hab ich eine interessante Entdeckung gemacht.» Die Tränen quellen ihr unter den Wimpern hervor, und der scheußliche Geschmack des Bassinwassers ist in ihrem Mund versiegelt. «Wenn du den Mumm hast, du selbst zu sein», sagt er, «werden andere den Preis für dich zahlen.»
    Besuche zu machen, die unangenehm sind, das ist für Eccles das Schlimmste. Jedenfalls empfindet

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