Hass
ruhig. Aber vorhin … da dachten alle, sie würde sterben. Die Ärzte und Schwestern sind ganz schön rotiert.«
Savichs Herz pochte wieder genauso heftig wie in dem Moment, als Ruth ihm gesagt hatte, dass Kathryn Goldens Herz ausgesetzt hatte. Aber jetzt ging es ihr wieder gut, Gott sei Dank.
»Der Neurologe ist bei Miss Golden. Er hat alle beruhigt, sie sei jetzt stabil. Lieutenant Ramirez und einer seiner Detectives sind vor etwa fünf Minuten gegangen. Er war nicht sehr glücklich, weil sie noch immer bewusstlos war.«
»Gab es Probleme mit Reportern?«, fragte Sherlock.
Officer Lazarus grinste stolz. »Ja, ich habe drei oder vier von diesen Windhunden rausgeschmissen, seit ich hier bin. Die machen sicher ein Fass auf. Die Explosion im Mariner und dass Miss Golden Hellseherin ist – da haben sie mal was zu berichten, das spannender ist als die Erhöhung der Parkgebühren. Hoffentlich finden Sie den Verantwortlichen.«
Savich öffnete leise die Tür. Ein älterer Mann im weißen Kittel stand über das Bett gebeugt da und horchte Kathryn Golden ab. Nachdem er etwas in der Krankenakte notiert hatte, blickte er zu Savich und Sherlock auf und runzelte die Stirn.
»Kommen Sie gerade vom Mariner?«
»Woher wissen Sie das?«, fragte ihn Sherlock und bedachte ihn mit ihrem sonnigsten Lächeln. »Wir haben uns gut geschrubbt, bevor wir hergefahren sind.«
»Es muss wohl das Eau de Qualm sein. Lieutenant Ramirez ist nicht mehr hier. Wer sind Sie? Was wollen Sie? Warum hat der Officer Sie hereingelassen?«
Savich und Sherlock zeigten ihre Marken und stellten sich vor.
»Hm, FBI. Ich habe noch nie jemanden vom FBI persönlich kennengelernt. Ich bin Dr. Saint.« Er betrachtete Sherlock genauer und straffte die Schultern. »Unsere Namen sind sowohl ein Segen als auch ein Fluch, oder?«
Saint – der Heilige. Ein Gleichgesinnter, dachte Sherlock. Wie sie, hatte sicher auch er schon eine Menge zu hören bekommen. Sie sagte: »Mein Vater empfindet es als Segen – er ist Bundesrichter in San Francisco. Ihm gefallen die ängstlichen Blicke der Verteidiger und ihrer Klienten, wenn er seinen Namen sagt. Eigentlich haben wir die Sache im Mariner verpasst, wir waren bei einem anderen Brand in San Francisco. Aber entschuldigen Sie bitte den Rauchduft.«
»Sie waren bei dem Hausbrand in Pacific Heights? Wirklich? Ich habe gerade erst davon gehört – eine Riesenvilla wurde in die Luft gesprengt, oder?« Als Savich nickte, schüttelte der Arzt den Kopf. »Es passieren so viele verrückte Dinge hier. Meinen Sie, dass die beiden Feuer zusammenhängen?«
»Das können wir Ihnen noch nicht sagen«, sagte Sherlock. »Wie geht es Miss Golden?«
Dr. Saint beugte sich über seine Patientin und berührte ihre Schläfe. »Wie Sie sehen, ging es ihr sicher schon mal besser. Sie hat uns vorhin ganz schön erschreckt mit ihrem Herzrhythmus und Blutdruck. Da haben wir sie auf die Intensivstation verlegt. Es könnte von einer Aufprall- oder Kopfverletzung herrühren, aber wir haben es wohl unter Kontrolle. Unsere Hauptsorge ist, dass sie noch nicht völlig wach war und wir den Grund nicht kennen. CT und MRT waren ohne Befund. Keine inneren Blutungen oder Schwellungen. Ansonsten hat sie einige Prellungen abbekommen, eine Gehirnerschütterung und einen schlimmen Schnitt am Bein, den Dr. Ring genäht hat. Ihre Werte sind stabil. Sie liegt nicht im Koma, befindet sich aber, hauptsächlich wegen der Medikamente, in einer Art Dämmerzustand. Jetzt müssen wir abwarten, denn sie scheint noch nicht bereit zu sein, zurückzukommen. Sie hat wohl eine ziemliche Tortur hinter sich.«
»Ja«, sagte Savich und blickte auf Kathryn Golden hinab. »Das stimmt. Und ihr Herz ist wirklich wieder in Ordnung?«
Dr. Saint nickte. »Es gibt keine Garantie im Leben oder in der Medizin, aber ich bezweifle, dass es noch einmal passiert, nicht zu diesem Zeitpunkt.«
Kathryn Goldens Gesicht war so blass wie der Nebel an diesem Morgen, die bläulichen Prellungen ausgenommen. Beide Arme lagen ausgestreckt auf der Bettdecke, Infusionsschläuche waren an beiden Händen befestigt. Trotzdem sah sie nicht so schlimm aus, wie Savich es sich vorgestellt hatte, was ihn sehr erleichterte. Er hätte sie sicher überall erkannt, da er sie letzte Nacht so deutlich vor sich gesehen hatte. An den Arzt gewandt sagte er: »Wir würden gerne ein bisschen bei Miss Golden bleiben, wenn es Ihnen nichts ausmacht, Dr. Saint.«
»Das ist kein Problem. Es ist ja Ihre Zeit, und sie wird
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