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Hass

Hass

Titel: Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Coulter
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konnte, was sie seinem Bauchgefühl nach gerade tun wollte. »Mrs Pallack.«
    »Nicht doch. Sagen Sie Charlotte, bitte, Dix.«
    Er nickte, und sie betraten zusammen das Restaurant. Beide bestellten den geschwärzten Heilbutt.
    »Das hat was von New Orleans«, sagte er, als er dem Ober in der roten Jacke die Speisekarten zurückreichte.
    Sie nickte nur und ließ dann sofort ihre Fragen vom Stapel. Es waren jedoch keine Fragen, die gemeinsame Erfahrungen betrafen, die amtierenden Senatoren von Virginia oder den Gouverneur, sondern Fragen über ihn.
    Er gab nur das Nötigste von sich preis und blieb dabei so distanziert wie möglich. Sie wiederholte ihre Fragen mit leicht geändertem Wortlaut. Sie war hartnäckig, das musste er ihr lassen. Als sie schließlich wissen wollte, wie seine Frau gestorben war, wurde ihm bewusst, dass sie in Wirklichkeit über Christie sprechen wollte.
    Er schaute ihr in die schönen Augen, hinter denen nichts von Christie erkennbar war. Während er ihr Gesicht beobachtete, sagte er: »Meine Frau ist vor über drei Jahren plötzlich verschwunden. Sie wurde nie gefunden.«
    Er hielt inne, schluckte und schwieg.
    Der Heilbutt wurde gebracht. Er war so scharf gewürzt, dass Dix sich zwingen musste, ihn herunterzubekommen. Das Essen rumorte ebenso wie die widerwärtigen Gedanken in seinem Bauch. Er griff nach einem Brotstäbchen. Es schmeckte wie Kreide.
    »Wissen Sie, was mit ihr passiert ist?«
    »Nein.«
    »Sie denken, dass sie tot ist, oder? Sie glauben nicht, dass sie weggelaufen ist oder so etwas?«
    »Nein, sie ist tot. Warum sind Sie so betroffen, Charlotte?«
    »Es interessiert mich, weil Sie dadurch sehr verletzt wurden, Dix. Das gefällt mir nicht.«
    Vermutlich hatte Evelyn recht, wahrscheinlich war sie an ihm interessiert. Aber warum? Weil es ihr einen Kick gab, wenn sie ihre weiblichen Fähigkeiten spielen lassen konnte, bei einem Mann, der gestern Abend so offensichtlich auf sie fixiert gewesen war? Sie war die Frau eines anderen, aber offensichtlich hatte sie es auf ihn abgesehen. Es war idiotisch gewesen, dieses Angebot zum Mittagessen anzunehmen. Aber der Polizist in ihm war neugierig. Es war an der Zeit, den Spieß umzudrehen.
    Er fragte sie: »Haben Sie Geschwister?«
    »Einen Bruder.«
    »Ist er der einzige?«
    Sie wartete einen Moment und nickte dann langsam.
    Seine Miene verfinsterte sich. Also stimmte mit ihrem Bruder etwas nicht. Er ließ es erst einmal dabei bewenden und fragte weiter: »Wo sind Sie zur Universität gegangen?«
    »Boston. Ich habe mich in einen Deutschen verliebt – groß, blond, strohdumm – und bin mit ihm nach München durchgebrannt. Es hat aber nicht geklappt. Meine Eltern waren stinksauer, aber wenigstens habe ich ihn nicht geheiratet.«
    »Sind Ihre Eltern reich?«
    Sie lachte und bedeutete dem Ober mit einem Nicken, ihr von dem milden trockenen Chardonnay nachzuschenken. Sie bedachte Dix mit einem gekünstelten Schulterzucken.
    »Reich, arm, wo ist da der Unterschied? Im Endeffekt trifft jeder eine Wahl. Und entweder bereut man seine Wahl irgendwann oder man sie bereut sie nicht.«
    »Aber Geld spielt eine Rolle. Vergessen Sie nicht, dass ich Polizist bin. Ich habe schon viele Male gesehen, wie entscheidend Geld sein kann. Weshalb haben Sie zum Beispiel einen reichen Mann geheiratet, der Ihr Vater sein könnte?«
    Sie sah aus, als hätte er ihr gerade eine Ohrfeige verpasst. »Das … das ist nicht nett von Ihnen, Dix. Warum ich ihn geheiratet habe, geht Sie überhaupt nichts an.«
    »Was halten Ihre Eltern denn von Ihrem Mann?«
    »Meine Eltern sind tot. Schon seit Langem. Ich bin schon eine ganze Zeit alleine.«
    »Und wie lange sind Sie verheiratet?«
    »Wenn Sie es unbedingt wissen wollen: drei Jahre.« Ihre Stimme wurde schrill. »Haben Sie noch weitere Fragen, Dix?«
    »Ja, kommen wir zur Sache, Charlotte. Warum haben Sie mich zum Mittag eingeladen?«
    Sie schaute ihn nicht an. Mit gesenktem Blick sah sie Christie so ähnlich, dass es ihm fast den Atem nahm. Sie trug ein seidenes Wickelkleid in einer blassblauen Schattierung, wie sie Christie gefallen hätte. Es hatte einen tiefen V-Ausschnitt und lange Ärmel, die fast bis zu den Fingern reichten. Ihre Brüste waren größer als Christies – aber das konnte ja auch das Ergebnis einer Operation sein. Was ging ihm da nur durch den Kopf?
    Er wollte verschwinden, wollte gar nicht wissen, ob sie scharf auf ihn war. Er wollte diese Doppelgängerin in seinem ganzen Leben nie wieder sehen. Es war

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