Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hass

Hass

Titel: Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Coulter
Vom Netzwerk:
tatsächlich kannte, hatte er nicht bemerkt, wie ähnlich ihr seine Frau sah?
    Evelyn bot Thomas grüne Bohnen mit winzigen Silberzwiebeln und blanchierten Mandeln an. »Thomas, Sie kennen Dix’ Schwiegervater. Die Welt ist doch klein, oder?«
    Pallack sagte: »Ich erinnere mich an ein kurzes Treffen mit Chappy in Maestro – so hieß doch die Stadt, oder? Dann sind wir nach Richmond gefahren, wo wir noch zwei andere Banker getroffen haben. Ich weiß noch, ich habe ihn gefragt, warum er nicht in New York ist. Ich meine, was gibt es in so einem Kuhkaff im westlichen Virginia schon zu tun? Nichts für ungut, Sheriff Noble.«
    Dix sagte gelassen: »Ich mag das Kuhkaff sehr gerne, Sir. Ich bin sogar freiwillig mit meiner Familie aus dem großen, aufregenden New York dorthin gezogen.«
    Doch Thomas Pallack war daran anscheinend nicht im Geringsten interessiert. Zwischen ein paar grünen Bohnen und einem Bissen von seinem Brötchen sagte er: »Corman, mein Kandidat für das Amt des Bezirksstaatsanwalts, Galen Banbridge, vertritt im Wahlkampf einen harten Kurs, was Gesetz und Ordnung angeht. Möglicherweise könnte man ihn für den Bau neuer Gefängnisse begeistern.«
    Dix wurde still. Er betrachtete Thomas Pallack, der so wohlgenährt und sich seines Platzes an der Sonne so sicher war. Wer oder was war er eigentlich? Er fragte: »Glaubt Ihr Kandidat daran, dass das Böse aus der Welt geschafft werden sollte, Sir?«
    »Das Böse?« Thomas Pallack hatte den Anstand, ein Lachen zu unterdrücken, aber ihm stand die eisige Verachtung ins Gesicht geschrieben. »Das Böse, sagen Sie? Das Böse? Wer glaubt denn in der heutigen Zeit noch an solchen mittelalterlichen Unsinn wie das Böse?«
    Evelyn konnte sich offensichtlich schon vorstellen, wie Thomas Pallack mit verdrehten Augen neben dem Esstisch lag und Dix über ihm stand. Und weil sie eine erfahrene Gastgeberin war, ging sie schnell zu etwas Vormittelalterlichem über, nämlich zu der Ausstellung über die ägyptische Königin Hatschepsut, die gerade im de Young Museum zu besichtigen war. Glücklicherweise hatten beide Pallacks die Ausstellung besucht.
    Bei einem vorzüglichen Apfelkuchen mit Eiscreme ließ Richter Sherlock Thomas Pallack wortreich seinen Kandidaten vorstellen. Er schaffte es auch beinahe, interessiert zu wirken.
    Charlotte Pallack flirtete auf diskrete Art mit Dix. Das ging so weit, dass ihre Finger leicht über seinen Ärmel strichen, während ihr ihr Ehemann um exakt zweiundzwanzig Uhr in den Kaschmirmantel half. Richter Sherlock versicherte Pallack, dass er sich den Hardliner-Kandidaten näher anschauen würde, obwohl Pallack ihm das sicherlich nicht abnahm. Er war so enthusiastisch gewesen, wie er konnte, ohne eine Diskussion anzufangen, die Evelyn dazu gebracht hätte, mit Weingläsern nach den beiden zu werfen.
    Als die Eingangstür geschlossen war, tätschelte Evelyn Dix die Wange. »Sie hat Sie nicht erkannt, und umgekehrt ebenso nicht. Es ist vorbei, Dix. Alle Fragen sind beantwortet. Gehen Sie schlafen und ruhen Sie sich aus.«

KAPITEL 13
    Nach dem Frühsport in ihrem Fitnesskeller saßen die Sherlocks um acht Uhr am Samstagmorgen in ihren Sportsachen zusammen mit Dix am Frühstückstisch. Sie sahen fit aus. Ihre Gesichter glänzten noch von der Anstrengung und strotzten vor Gesundheit. Evelyn hatte kein Make-up aufgelegt. Sie war sehr hübsch. Dix biss in ein Stück Grapefruit. »Ich habe gestern Abend Savich und Sherlock angerufen und ihnen erzählt, was passiert ist. Und Christies Vater natürlich auch.« Und Ruth.
    »Ein schwieriger Anruf«, sagte Richter Sherlock.
    »Es war sehr schwer.« Chappy war völlig verstummt, und Dix hatte sich die erneute pure Trauer in seinen Augen vorstellen können, eine Trauer, die sich in den letzten drei Jahren ein wenig verringert hatte und jetzt erneut aufgebrandet war, obwohl er gewusst und akzeptiert hatte, dass Christie tot war. »Es tut mir leid, Chappy«, hatte er gesagt, »für uns alle. Diese Frau sah Christie sehr ähnlich, aber sie war es nicht.« Das war so unzulänglich, aber es gab sonst nichts zu sagen. Chappy war nicht zusammengebrochen, wofür Dix ihm ungemein dankbar war.
    Er hatte Ruth auf ihrem Handy angerufen, damit sie nicht vor den Jungs mit ihm sprechen musste. Sie hatte versucht, sich die große Erleichterung nicht anmerken zu lassen. Dix war es schwergefallen, seine Stimme ruhig zu halten. Er wusste weiß Gott nicht, was er tief im Inneren wirklich empfand, wo sich düstere Fragen

Weitere Kostenlose Bücher