Hass
und noch dunklere Gefühle erbitterte Kämpfe lieferten und Jahre der Erinnerung an die Oberfläche brodelten, um ihn mit sich zurückzureißen. Er hatte gewollt, dass Christie am Leben war – was danach kommen sollte, wusste er nicht.
Dix beobachtete, wie Richter Sherlock vorsichtig vier Streifen knusprigen Truthahnspecks auf eine Scheibe Toast legte, sie zusammenklappte und herzhaft hineinbiss. Corman sagte: »Savich und Lacey haben schon gewusst, was passiert ist. Sie wollten Sie damit nicht belasten, bis Sie selbst dazu bereit waren. Keiner der beiden hat geglaubt, dass Charlotte Pallack Ihre Frau sein könnte.«
»Die beiden haben mir nicht gesagt, dass sie schon mit Ihnen gesprochen hatten, Sir. Ich kann mir sogar vorstellen, dass sie nicht überrascht waren, dass es nicht Christie war. Sie sind schließlich beide Polizisten und haben einfach schon zu viel gesehen, um noch an ein Happy End zu glauben. Genau wie die Richter.«
Es war nicht Christie, dachte er wieder. Er hielt den Kopf leicht gesenkt, damit sie die Trauer in seinem Gesicht nicht sahen. Du willst die Leute doch nicht mit deinem Schmerz belasten. Das wäre nicht fair, hatte ihm seine Mutter einmal beigebracht, was er nie vergessen hatte.
»Wir haben das ja schnell aufgelöst«, sagte Evelyn sachlich, »und das ist das Wichtigste. So mussten Sie nicht länger als nötig auf die Wahrheit warten.«
Er lächelte sie kurz an. Sie hatte recht. Er hatte es herausgefunden, bevor er im Abgrund versank.
»Vielen Dank, dass Sie mich so kurzfristig aufgenommen haben, dass Sie die Pallacks hergeholt haben und für mich da gewesen sind. Ich stehe in Ihrer Schuld.«
Anstatt dem höflich zu widersprechen, nickte Richter Sherlock. »Dass mir ein Sheriff was schuldig ist, gefällt mir. Kann ja nicht schaden, wer weiß?«
Evelyn lachte. »Er lässt nichts anbrennen, Dix. Da muss man richtig aufpassen.« Da war etwas zwischen den beiden, was Dix auch von seinen eigenen Eltern kannte und was es auch zwischen ihm und Christie gegeben hatte – aufrichtige Zuneigung. Aber nun gab es jemand Neues – Ruth -, und er machte sich wieder bewusst, wie glücklich er war. Wenn er nach Hause kam, würde er es endlich offiziell machen, damit Ruth und er mit ihrem Leben weitermachen konnten. Und die Jungs konnten dann endlich zur Normalität einer Familie mit Mutter und Vater zurückkehren.
Isabel erschien im Esszimmer. »Mr Noble, da ist jemand für Sie am Telefon. Sie können das Gespräch, wenn Sie möchten, hier draußen im Flur entgegennehmen.«
Dix zog eine Braue hoch. Wer wusste denn, dass er hier war, außer Chappy, Savich und Sherlock, die ihn auf dem Handy angerufen hätten? Er folgte Isabel aus dem Esszimmer und nahm den Hörer. »Hallo?«
»Mr Noble? Dix? Hier spricht Charlotte Pallack.«
Er ließ beinahe den Hörer fallen. Es hätte ihn weniger überrascht, wenn es das Finanzamt gewesen wäre. »Guten Morgen, Mrs Pallack.«
»Kommen Sie schon, Dix, nennen Sie mich Charlotte.«
Er wartete schweigend. Was sollte das alles?
Sie sagte hastig: »Würden Sie heute mit mir zu Mittag essen?«
Nachdem er sich wieder einigermaßen gefangen hatte, fragte er vorsichtig: »Mit Ihnen und Ihrem Mann?«
»Nein, nein, nur mit mir. Wir hatten gestern Abend gar nicht die Möglichkeit, uns zu unterhalten. Mein Mann stürzt sich immer gleich auf die Politik, und ich, tja, ich bin aus dem Süden. Und da Sie ja auch aus dem Süden sind, wollte ich gerne hören, wie dort alles so ist, wo ich doch schon so lange nicht mehr dort war. Mein Mann und ich, wir interessieren uns beide sehr für die Politik in unserer alten Heimat.«
Das war eine der fadenscheinigsten Ausreden, die er je gehört hatte. Er wusste gar nicht, was er darauf antworten sollte. Die Politik in Virginia? Er wollte eigentlich nur noch nach Hause. Selbst, wenn er den Flug um zehn Uhr noch erwischte, würde er Robs Baseballspiel verpassen, aber wenigstens wäre er daheim. »Ich muss nach Hause, Mrs … Charlotte. Ich habe zwei Jungs im Teenageralter, die auf mich warten – und ich muss zu einem Baseballspiel.«
Sie ließ sich nicht beirren. »Es ist doch nur ein Lunch, Dix. Wie gesagt, ich möchte mich mal wieder mit jemandem von zu Hause unterhalten, Erfahrungen austauschen, Sie wissen schon, Sachen, die nur jemand von dort verstehen kann. Und mein Mann verschlingt politische Skandale und Intrigen. Als Sheriff wissen Sie sicher, was in Richmond so los ist.«
Sie redete sich um Kopf und Kragen. Warum tat
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