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Hass

Hass

Titel: Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Coulter
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sie das? Hatte sie ihn gestern Abend wirklich angemacht? Wenn ja, was erwartete sie dann heute von ihm? Es konnte sicher nicht der Blickwinkel eines Kleinstadtsheriffs auf politische Vergehen in Virginia sein. Vielleicht war es etwas ganz anderes, etwas, das sie ihm nur unter vier Augen erzählen konnte, ohne dass ihr Ehemann dabei war. Er sagte: »Na gut. Es tut mir leid, aber ich kenne keine Restaurants in San Francisco.«
    »Mögen Sie Fisch?«
    Auf sein Ja antwortete sie: »Wie wär’s mit dem Port Louis in der Lombard Street? Das ist nicht weit von den Sherlocks entfernt. Dort haben sie die besten Meeresfrüchte in ganz San Francisco.«
    »Gut, geben Sie mir die Adresse und sagen Sie mir, wie ich dahin komme.«
    Ein paar Minuten später ging Dix zurück ins Esszimmer. Er sah die Sherlocks an. »Das war Charlotte Pallack. Sie will mit mir Mittag essen und über gemeinsame Südstaatenerfahrungen, politische Skandale in Richmond und so weiter plaudern.« Er fuhr sich durchs Haar. »Ich mache mich ganz verrückt, und Sie gleich mit. Ich bezweifle, dass die Verabredung mit ihr eine meiner besten Ideen war. Es könnte sogar das Dümmste sein, was ich seit Langem gemacht habe.« Er verzog das Gesicht. »Ich habe ein ganz flaues Gefühl im Magen, aber ich denke, ich sollte sie treffen. Mal sehen, ob sie mir etwas zu sagen hat, das sie mit ihrem Mann im Raum nicht konnte.«
    »Das ist ja praktisch«, sagte Evelyn. Und als Dix sie verständnislos anblickte, fügte sie erklärend hinzu: »Ich frage mich, womit sie Sie zu einem Treffen überredet hätte, wenn sie nicht die Südstaatengeschichte hätte vorschieben können.«
    »Ich frage mich eher«, sagte Richter Sherlock, während er sich langsam erhob, »was sie Ihnen vor Thomas nicht sagen konnte. Möglich, dass es einfacher ist, als Sie denken.«
    Evelyn sagte: »Charlotte ist nicht dumm …« Sie trommelte einen Moment mit den Fingerspitzen auf der weißen Tischdecke, dann grinste sie ihn an. »Vielleicht ist es so unkompliziert, wie Corman sagt – Charlotte will Sie einfach nur sehen -, sie ist Cormans französischen Manschetten zum Opfer gefallen, die Sie gestern getragen haben.«

KAPITEL 14
    Nachdem Dix einen späteren Flug gebucht hatte, übermittelte er Ruth seine neue Ankunftszeit. Sie hatte eine Menge Fragen und wollte auch gleich damit loslegen, aber er unterbrach sie. »Ich habe die Antworten jetzt noch nicht, Liebling, aber bald.«
    Liebling? Ruth bemerkte den Honig, der ihr hier ums Maul geschmiert wurde. Liebling?
    Also gut. Sie lehnte sich im Stuhl zurück. »Ich höre dir zu. Geschickter Schachzug.«
    Sie konnte ihn fast ins Handy grinsen sehen.
    »Ruth, ich weiß noch nicht mal, wie die Fragen aussehen. Ich erzähle dir alles, wenn ich zurück bin. Bitte hab noch etwas Geduld.«
    Sie schnaufte und lachte dann. »Typisch Polizist.«
    Aber das war nur die halbe Wahrheit, dachte sie, als sie auflegte. Sie war auch Polizistin – und sie liebte ihn.
    Liebling. Das hatte schon was. Sie summte vor sich hin, bis sie zu dem Verhörprotokoll eines Landstreichers zurückkehrte, der mordend durch den Nordosten gezogen war. Sie hatten ihn gefasst, als ihm in einer Bar die Pferde durchgegangen waren und er einem anderen Kunden eine Bierflasche über den Kopf gezogen hatte.
     
    Dix fuhr in Richter Sherlocks uraltem schwarzen Chevy K5 Blazer den Hügel hinab zur Lombard Street.
    »Zur Mittagszeit wird in der Nähe des Restaurants kein einziger Parkplatz frei sein. Also suchen Sie erst gar nicht. Im selben Block gibt es ein Parkhaus«, hatte Isabel ihm geraten. Sie musterte ihn von oben bis unten. »Sie sehen wie ein knallharter Bursche aus – ohne diese französischen Manschetten, viel machomäßiger.«
    Dix lachte. Er trug schwarze Jeans, schwarze Halbstiefel, ein weißes Hemd und eine schwarze Lederjacke. Ganz normal. Knallhart? Na gut, das war wahrscheinlich etwas Positives.
    Richter Sherlock schüttelte ihm die Hand und warf ihm einen vielsagenden Blick zu: Passen Sie höllisch auf bei der Frau.
    Charlotte Pallack wartete schon vor dem Port Louis auf ihn. Als er sie sah, musste er zweimal hinschauen bei der Erinnerung an die schreckliche Leere, die ihn so lange zerrieben hatte. Doch er nahm sich schnell zusammen. Es war ja nicht Christie. Hoffentlich machte er hier keinen riesigen Fehler und vermittelte Charlotte nicht den falschen Eindruck, dass er mit ihr flirtete.
    Er lächelte und streckte die Hand aus, damit sie sie nehmen musste und ihn nicht umarmen

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