Hass
ich uns auch in anderen Dingen ähnlich, nicht nur im Aussehen. Was meinen Sie?«
Während er sie wieder anblickte, antwortete er ehrlich: »Ich kenne Sie nicht, Charlotte. Ich habe keine Ahnung, wie ähnlich Sie Christie sind.«
»Geht es Ihnen wieder gut, Dix? Wollen Sie sich das Armband noch einmal anschauen?«
Ja, genau das wollte er. Er hätte es ihr am liebsten vom Arm gerissen. »Ja bitte, das wäre sehr nett.«
Elegant öffnete sie den Verschluss, und das glitzernde Diamantenkettchen rutschte durch ihre Finger, als sie es in seine Hand fallen ließ.
Er wusste genau, wonach er suchte. Seine Hände zitterten beim Gedanken daran, was er finden könnte.
Langsam drehte er das Armband um, sodass er sich die Unterseite des Verschlusses anschauen konnte. Da musste es stehen: Wenigstens für immer. Und darunter das Meisterzeichen von Pietro Magni, ein »p«, verschlungen mit einem »m«.
Er musterte es ganz genau.
Die Unterseite des Verschlusses war glatt. Es war auch kein Hinweis darauf zu erkennen, dass etwas abgefeilt worden war. So nah dran, es war Christies Armband so unheimlich ähnlich, dass er laut schreien wollte, weil das, was er vor einer Minute noch geglaubt hatte, sich nicht bewahrheitet hatte. Ein weiteres Hirngespinst, eine Fata Morgana, die sich in Luft aufgelöst hatte.
Letzten Endes war diese Frau nicht Christie, und dieses Diamantenarmband gehörte auch nicht seiner Frau. Er mochte keine Zufälle, glaubte eigentlich auch nicht daran, und diese beiden hätten ihm beinahe das Herz zerrissen.
Er gab ihr das Schmuckstück zurück, das sie mit der Leichtigkeit jahrelanger Übung wieder um ihr Handgelenk schloss.
»Es tut mir leid, Charlotte, es sieht dem meiner Frau auffallend ähnlich, aber ich sehe jetzt, dass es doch anders ist. Bitte entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen Angst gemacht habe.«
Er schenkte ihr sein natürlichstes Lächeln, das Ruth oft veranlasste, innezuhalten und ihn zu sich hinunterzuziehen. Ruth hatte ihm einmal im Scherz geraten, dieses Lächeln patentieren zu lassen.
Das war nicht gut. Er trat einen Schritt zurück.
Charlotte berührte seinen Unterarm. »Es tut mir so leid, dass ich es überhaupt getragen habe, Dix. Das Allerletzte, was ich will, ist, Ihnen Schmerz zu bereiten. Das alles muss sehr schwierig für Sie sein.« Sie legte den Kopf zur Seite, genau wie Christie, schaute ihm in die Augen und sagte dann bedächtig: »Deswegen sind Sie in San Francisco, stimmt’s? Jemand, der Ihre Frau kannte, hat Ihnen von mir erzählt, und Sie sind hergekommen, um herauszufinden, ob ich Christie bin. Sehen wir uns wirklich so ähnlich?«
Er blickte in das hübsche Gesicht und musste sich zwingen, klar zu denken: Diese Frau ist nicht Christie. Ihr Armband gehört nicht Christie. Lass es dabei bewenden. Fahr nach Hause. Vergiss das alles.
Aber sie war wirklich clever. Sie hatte sich das alles sehr schnell zusammengereimt.
»Zum Teil, ja. Jemand hat Sie gesehen und geglaubt, Sie seien Christie.«
»Aha. Mein Mann hat sich schon gewundert, warum ihn gerade Corman Sherlock so kurzfristig eingeladen hat, wo er doch wusste, dass der Richter höchstwahrscheinlich keinen plötzlichen Sinneswandel in Sachen Politik haben würde.« Sie wartete. »Wussten Sie, dass Thomas sich wie verrückt gefreut hat, weil Sie mich den ganzen Abend lang angestarrt haben? Es hat ihm gefallen, dass ein attraktiver junger Kerl ihn beneidet. Also waren Sie der Grund für das Essen gestern Abend, Dix? Damit Sie mich sehen konnten?«
»Wie gesagt, das war einer der Gründe. Ich bin aber auch ein sehr guter Freund von Richter Sherlocks Tochter und ihrem Mann. Und ich bin hier, um bei einer Kriminalistikkonferenz einen Vortrag zu halten. Ich gebe es zu – als ich Sie gesehen habe, habe ich weiche Knie bekommen. Sie können das einen merkwürdigen Zufall nennen, aber so ist es eben. Und jetzt ist es vorbei.
Sie waren sehr geduldig mit mir, Charlotte. Ich danke Ihnen dafür, aber jetzt muss ich gehen. Kommen Sie, ich begleite Sie zu Ihrem Wagen. Wo haben Sie geparkt?«
Bevor er sie bei dem silbernen Lexus auf dem ersten Parkdeck stehen ließ, sagte sie: »Sie haben mich gefragt, warum ich Sie zum Essen eingeladen habe.«
Er wartete.
»Ich bin kein junges Mädchen mehr, Dix, und die Wahrheit ist, dass ich mich von Ihnen angezogen fühle, obwohl ich verheiratet bin.« Sie zuckte mit den Achseln. »Thomas ist sehr großzügig, aber …« Es gab immer ein Aber, dachte Dix, als sei das eine zulässige
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