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Hass

Hass

Titel: Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Coulter
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Entschuldigung.
    Als er nicht antwortete, sagte sie: »Werde ich Sie jemals wiedersehen, Dix?«
    Er dachte an all die Zufälle, an die zwei Armbänder, und fragte sich: Warum hat ihr Mann nichts auf die Unterseite des Verschlusses eingravieren lassen, wenn es ein Hochzeitsgeschenk war? Und dann: War es vielleicht ein neuer Verschluss? Das wäre recht einfach, man bräuchte ihn nur auszutauschen.
    Etwas beruhigte sich in ihm, er hatte eine Entscheidung getroffen. Jetzt hatte er alles wieder unter Kontrolle. Er lächelte sie an. »Sag niemals nie.«

KAPITEL 16

San Francisco Früher Sonntagmorgen
    Julia schaute auf ihren Jungen hinab. Seine Haut war so dünn, fast schon transparent. Er war einfach eingeschlafen, während sie seine kleine Hand gehalten hatte. Das war ein Segen. Aber er sah nicht friedlich aus, eher leer und grau.
    Dr. Bryer trennte den Monitor vom Netz, der leise Summton war nach dem Herzstillstand verstummt. Die Zeit flog dahin, ein ganzes Leben, und doch nur ein Augenblick. Er drückte ihren Arm, um sie zu trösten, was ihm nicht gelang. Er wollte, dass sie sich verabschiedete und den sterilen, kalten Raum und Linc verließ.
    »Er ist nicht mehr hier, Julia«, sagte Dr. Bryer. »Er hat jetzt seinen Frieden. Kommen Sie mit mir.«
    Wohin sollte sie kommen?
    Sie erinnerte sich, wie sie im Skyler Park mit ihm Körbe geworfen hatte, erinnerte sich an sein haarsträubendes Lieblingsmanöver in der Halfpipe – mit dem hinteren Fuß knallte er das Skateboard auf den Boden, während der vordere Fuß es hoch in die Luft zog, o Gott, viel zu hoch, dann drehte er sich um die eigene Achse, wobei ihr fast das Herz stehen blieb, und seine Freunde feuerten ihn währenddessen immer noch weiter an: »Echt krass, Linc, cool.« Wie ungewöhnlich, dachte sie, während sie auf ihn hinuntersah, dass Linc sich beim Skateboarden nie verletzt hatte. Trotzdem hatte ein Skateboard seinen Tod verursacht.
    Sie erinnerte sich an seinen konzentrierten Gesichtsausdruck, als er sie und ihr gemietetes Ferienhaus zeichnete. Er hatte abgewartet, sodass er die Wellen malen konnte, wie sie fast die Pfähle des Hauses küssten. Sie konnte seinen Arm um ihren Hals spüren, mit dem er sie drückte, bis sie lachend aufschrie. Das war ein altes Spiel zwischen ihnen, das inzwischen nicht mehr ganz so angenehm für sie war, weil er von Monat zu Monat kräftiger wurde.
    Julia starrte auf seinen erschlafften Mund – keine feuchten Küsse mehr auf ihre Wange, die sie willkommen hießen. Er hatte den klugen Mund seines Vaters, der immer auf alles eine Antwort wusste. Aber sein Vater war tot, schon seit drei Monaten.
    Jetzt war auch Linc fort. Sie musste es akzeptieren. Nein, noch nicht. Sie nahm seine schlaffe Hand, als sie neben dem geradezu unheimlich leistungsstarken Krankenhausbett stand. Wenigstens war er nicht mehr mit irgendwelchen Schläuchen verbunden. Die baumelten an den stillen Maschinen.
    Sie fühlte sich einsamer als je zuvor in ihrem Leben. Bitte, wach doch auf, Linc, bitte. Aber es geschah nicht.
    In zwei Wochen wäre er sieben geworden.
    »Mrs Taylor, kommen Sie. Es ist Zeit.«
    »Danke, Dr. Bryer, aber ich würde gerne noch ein Weilchen bei Linc bleiben.« Sie nickte dem älteren Arzt, Scott Lyland, zu, der sie schon ihr ganzes Leben kannte. Er hatte Tränen in den hellen Augen. Da verlor sie beinahe die Fassung.
    Die Zeit verging in einer schleppenden Parade kalter Minuten, bevor sie seine tiefe, hypnotisierende Stimme hörte, August Ransoms Stimme, direkt neben ihrem Ohr:
     
    »Ich kann dir sagen, was Linc denkt und fühlt, Julia. Er vermisst dich, aber er ist glücklich, da gibt es keinen Zweifel. Er ist bei seinem Großvater. Du weißt, wie gern er seinen Opa hatte. Ja, auch sein Vater ist hier. Ben hat Linc geliebt, Julia, das darfst du nie bezweifeln. Ich kann dir helfen, mit Linc zu sprechen, Julia, wenn du es mir gestattest.«
     
    Dann war die unwiderstehliche sanfte Stimme plötzlich verstummt, aber sie hörte noch etwas, nicht seine Stimme, aber … es bewegte sich etwas, etwas flüsterte, unverständlich durch die große Entfernung und so flüchtig wie die Gefühle vor langer Zeit, die sich noch immer nicht beruhigt hatten. Es hatte sie noch nicht erreicht, aber es kam näher.
    Der Eichenboden im Korridor knarrte leise, die Geräusche kamen näher.
    Welcher Korridor?
     
    Julia erwachte jäh, ihr Atem ging schnell, sie war für einen Moment völlig orientierungslos. Dann wurde ihr klar, dass sie geträumt hatte. In

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