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Hass

Hass

Titel: Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Coulter
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wieder und hörte, wie die Kugel in die Wand hinter ihm einschlug. Zwei weitere Schüsse jagten ihn im Zickzack aus dem Schlafzimmer. Stiefelschritte entfernten sich in dem langen Flur. Verdammt, sie hatte ihn nicht noch einmal getroffen.
    Julia sprang auf und verfolgte den Mann, wobei sie noch ein paarmal schoss, während er die Treppe hinunterrannte. Er war zu schnell und wich den Kugeln gekonnt aus. Plötzlich drehte er sich zu ihr um, ging in die Hocke und nahm sich offensichtlich Zeit zum Zielen. Nein, er wollte ein neues Magazin einlegen.
    Sie fiel auf die Knie, duckte sich hinter dem Geländer, lud ihre SIG nach und feuerte. Sie verfehlte ihn nur um Zentimeter, traf dafür aber einen Treppenpfosten. Das Holz splitterte und flog ihm ins Gesicht und an den Hals. Er stöhnte vor Schmerz auf und fuhr sich mit der Hand ins Gesicht. Sie rannte die Treppe hinab, genau auf ihn zu, und feuerte dabei ununterbrochen. Der Mann wandte sich um und rannte weg. Ihr zweites Magazin war fast leer. Sie wollte nicht riskieren, dass ihr die Patronen ausgingen, trotzdem schoss sie noch einmal. Die Kugel schlug in eine Fliese neben seinem rechten Fuß, und er fluchte. Bei ihrem nächsten Schuss riss er die Eingangstür auf und verschwand in der Dunkelheit. Es gab kein kreischendes Geheul. Alles war still. Er hatte die Alarmanlage lahmgelegt.
    Sie rannte durch die Eingangshalle und streckte die Hand nach dem Türgriff aus. Nein, mach die Tür nicht auf, gib ihm nicht noch eine Chance. Wahrscheinlich hatte er es jetzt geschafft, die Waffe nachzuladen. Er könnte direkt vor der Tür stehen und grinsend darauf warten, dass sie sich zeigte, damit er sie erschießen konnte. Sie atmete mehrmals tief durch, und ihr Herz schlug so laut, dass es wehtat. Also zwang sie sich zur Ruhe. Es ging ihr gut.
    Sie legte die Hand um den Türknauf. Das Adrenalin schoss immer noch durch ihren Körper, der inzwischen bebte. Nein, sie musste klug sein, sie durfte ihm nicht folgen.
    Sie hatte ihm in den Arm geschossen, und Holzsplitter waren in sein Gesicht und seinen Hals gefahren. Sie hatte ganze Arbeit geleistet. Hoffentlich fiel er in ihrem Vorgarten tot um. Sie wollte unbedingt die Tür öffnen und ihm hinterherschauen. Halt, wie viele Patronen hatte sie noch im Magazin? Es konnten nicht mehr viele sein.
    Sie öffnete die Tür einen Spalt und hörte ein paar Häuser weiter einen Motor starten und ein Auto anfahren, dann entfernte sich das Geräusch.
    Julia lief zum Telefon, rief aber nicht den Notruf an. Sie wählte Special Agent Cheney Stones Handynummer.

KAPITEL 17
    Cheney fuhr die Strecke von der Belvedere Street im oberen Haight-Ashbury bis zur Ransom-Villa am Broadway in knapp acht Minuten. Vom Handy aus rief er Captain Frank Paulette an und erzählte ihm, was passiert war und dass er sich auf dem Weg zu Julia Ransom befand.
    Als er in die Einfahrt einbog, stand sie bereits hinter der einen Spaltbreit geöffneten Tür. Er sprang mit gezogener Waffe aus dem Audi und suchte die Schatten um das Haus herum ab. Es war niemand zu sehen, alles war ruhig. Cheney steckte die SIG zurück ins Halfter und bedeutete Julia mit erhobener Hand, im Haus zu bleiben.
    Als er fast bei der Tür angekommen war, fragte er: »Alles so weit in Ordnung bei Ihnen?«
    »Ja. Ich habe Ihnen schon dreimal am Telefon gesagt, dass es mir gut geht. Kommen Sie herein. Ich war so dumm. Ich hätte ihn erschießen können. Aber nein, ich musste ihn ja unbedingt warnen, sich nicht zu bewegen. Da hat er sich natürlich herumgedreht. O Gott, Cheney, er war so schnell, aber ich lag auf dem Boden und hab ihn in den Arm geschossen. Dann hat er auf mich geschossen, einige Male. Aber er hat mich jedes Mal verfehlt, weil ich nicht da war, wo er mich erwartet hat.
    Ich hätte ihn nicht warnen sollen. Ich hätte ja nur auf ihn schießen müssen und immer weiter feuern, wie Sie es mir gesagt haben. Habe ich aber nicht. Dann habe ich auf meine Lampe geschossen, ich Idiotin. Aber immerhin hab ich ihn am Arm erwischt. Vielleicht kriegt er eine Blutvergiftung, was meinen Sie?«
    Ihre Stimme überschlug sich, wurde schrill. Sie wiederholte noch zweimal, was passiert war, während er sie vom Scheitel bis zur Sohle musterte. Sie hörte sich an wie ein zugedröhnter Teenager und sah auch so aus, aus ihrem Mund sprudelten nur noch unzusammenhängende Wörter hervor. Sie trug ein langes dunkelblaues Nachthemd mit einem Bild von Wonder Woman und dicke Sportsocken. Das Haar hing ihr in Strähnen ums Gesicht.

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