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Hass

Hass

Titel: Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Coulter
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Die Prellung am Kinn verblasste schon langsam.
    Sanft legte er ihr die Finger auf den Mund. Sie quasselte noch ein wenig weiter, bevor sie verstummte. »Das ist schon ganz schön viel Aufregung, oder? Aber Sie haben das gut gemacht, Sie haben gewonnen. Es ist in Ordnung, dass Sie den Mann nicht getötet haben. Sie haben ihn ja immerhin vielleicht lahmgelegt.«
    Sie atmete durch und sagte: »Ich glaube, ich habe ihn nicht gleich erschossen, weil ich wissen wollte, wer mich tot sehen will. Vielleicht suche ich jetzt aber auch nur nach einer Erklärung. Ich weiß eigentlich gar nicht mehr, was ich gedacht habe. Ich habe wohl angenommen, ich sei so schlau, ich könnte ihn gefangen nehmen und befragen. Sie sollten mir eine kleben, Cheney.«
    »Noch nicht«, sagte Cheney und lächelte. »Reden Sie weiter, Julia, aber bitte langsamer. Also, er ist zur Vordertür hinaus …«
    »Ich bin ihm nicht hinterhergelaufen, aber ich habe die Tür einen Spaltbreit geöffnet. Ich habe sein Auto starten gehört, ein paar Häuser entfernt. Ich hatte gehofft, er läge tot beim Rhododendron, aber wenigstens ist er verletzt. Die Kugel könnte eine Arterie getroffen haben … nein, so viel Glück habe ich nicht, und überhaupt, wo ist dann das Blut? Normalerweise gibt es eine Blutfontäne, wenn eine Arterie getroffen ist, oder?«
    Die Worte sprudelten wieder aus ihr heraus, sie klang beinahe ein wenig irre, also unterbrach Cheney sie mit ruhigem, deutlichem Ton. »Man kann die Blutstropfen dort drüben auf dem Bürgersteig von hier aus sehen. Es war keine Arterie, aber Sie haben ihn erwischt. Das reicht schon.« Er nahm ihr vorsichtig die Waffe aus der Hand.
    »Aber ich hätte ihm den Kopf wegpusten sollen. Er konnte fliehen. Er ist immer noch da draußen. Ach, kommen Sie doch rein, Agent Stone.«
    »Es ist fast zwei Uhr morgens. Nennen Sie mich Cheney.«
    »Ja, Sie haben recht. Es ist schon das zweite Mal, dass Sie mich völlig verängstigt gesehen haben. Nur, dass Sie diesmal nicht nass geworden sind.« Sie sah auf ihre weißen Socken, entdeckte ein Loch bei der großen Zehe und grinste. »Kann ich meine Waffe wiederhaben? Ich werde vorsichtig sein, versprochen. Aber sie gibt mir das Gefühl von Sicherheit und Kontrolle. Wenn ich sie nicht gehabt hätte, hätte er mich erschossen.«
    Sie hatte sich etwas beruhigt, war langsam wieder sie selbst. Also gab Cheney ihr die SIG zurück. Sie schlich seitwärts ins Wohnzimmer und richtete die Waffe auf die Schatten.
    Er lächelte nicht. »Sie können sie jetzt beiseitelegen, Julia. Er ist weg.«
    »Ja, na gut …« Sie legte die Waffe vorsichtig auf einem antiken Intarsientisch ab. Als sie sich zu ihm umwandte, sah sie, dass er telefonierte. Nachdem er das Gespräch beendet hatte, sagte er: »Ich habe Captain Paulette noch einmal angerufen und ihm gesagt, dass ich jetzt hier bin. Er und sein Team kommen auch gleich. Er schickt seine Streifenpolizisten auf die Suche nach dem Kerl. Morgen früh werden sie dann die Nachbarn befragen. Es war derselbe Mann, oder?«
    »Ja. Derselbe wie am Donnerstag. Er hat nicht einmal versucht, sein Gesicht zu verbergen, weil er mich ja umbringen wollte. Habe ich das noch nicht gesagt?«
    »Doch, aber erzählen Sie es mir noch einmal.«
    »Also gut. Ich habe recht wenig gesehen, weil es im Schlafzimmer so dunkel war. Aber als er in den Flur gerannt ist, konnte ich ihn deutlich erkennen. Er hatte seine Brille auf, trug aber nicht denselben Mantel, sondern eine dunkle Lederjacke und, ich glaube, schwarze Stiefel. Ich muss noch mehr Schießübungen machen, der Kerl war so schnell. Beim zweiten Mal ging der Schuss mindestens einen halben Meter vorbei. Ich habe die Lampe erschossen. Danach habe ich auf den Treppenpfosten geschossen, aber das war dann ja ganz gut. Die Eichensplitter haben sich in seinen Hals und sein Gesicht gebohrt. Ich habe ihn richtig schlimm erwischt, das muss ziemlich wehgetan haben.«
    »Gut gemacht.«
    Sie seufzte und spürte zum ersten Mal eine Spur kalter Erschöpfung.
    »Captain Paulette wird alle Krankenhäuser informieren lassen. Vielleicht ist die Verletzung so schlimm, dass er medizinische Hilfe benötigt. Möglicherweise auch für seine Augen. Okay, jetzt fangen Sie noch einmal ganz von vorne an.«
    Sie setzte sich auf eines der mit Brokat bezogenen Sofas und drehte sich zu ihm um. Bevor sie anfangen konnte, kam Captain Paulette herein. »Die Tür ist nicht verschlossen«, sagte er.
    »Gutes Timing, Frank«, sagte Cheney und nickte Julia

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