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Hasstament

Hasstament

Titel: Hasstament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serdar Somuncu
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nächsten Verwandten und vor allem ihrer Frau und ›meinem Produzenten und dem wunderbaren Team, das mir das alles ermöglicht hat‹ und merken gar nicht, dass sie Teil des Establishment geworden sind, dass seine Faust so fest in ihr Rektum presst, dass sie dabei einen ganz verkrampften Gesichtsausdruck haben.
    Ich bin ja auch so. Wirft man mir ja gerne vor, aber ich gebe es zu, im Gegensatz zu allen anderen. Ich war ja vorher schon eine Nutte. Bei mir war das Dasein ja darauf angelegt, mich kaufen zu lassen von Freiern. Aber das Schöne ist, ich sag’ immer noch das, was ich denke, und so lange ich das tue, nehme ich dafür auch Preise. Wenn ich aber verändern würde, was ich sage, um Preise zu bekommen, dann wäre es anders. Das ist der feine Unterschied zu denen, die es wirklich können und denen, denen man nicht mehr abnimmt, dass sie es jemals gekonnt haben. Das ist der feine Unterschied in der Haltung, die Welt erobern zu wollen und auch notfalls sie von innen zu zerstören oder sich von der Welt erobern zu lassen, weil man innerlich schon längst zerstört ist. Kleine Unterschiede im fehlenden Differenzierungsvermögen der allgegenwärtigen Kritik-Nacheiferer. Man kann auch nur kritisieren, wenn man Ahnung hat, und nicht ahnungslos einfach irgendwas nachplappern und sich echauffieren darüber, dass man irgendwo am Arsch ’n Pickel gespürt hat, und deswegen bin ich auch der Einzige, der das Recht hat, diesen Leuten vorzuwerfen, dass sie intrigante korrupte kleine schmierige kommerzgeile Arschlöcher sind und ich, wenn ich das Gleiche tue oder dasselbe wie mancher Orthografieklugscheißer jetzt sagen wird, dabei ja einen ganz anderen Zweck, nämlich ein höheres Ziel verfolge und schon auf halben Weg bin, es erreicht zu haben, auf halben Weg. Denn je mehr ich überall meine Fresse platziere und mein subversives Geschwätz, desto mehr geraten diese Leute in meine Hände. Statt Handlanger zu sein von unsichtbaren Industriellen wie Endemol oder Pro Po 7 oder Sat fuck 1 oder RTL 1, 2, 3 Super, hahah.
    Dann doch lieber bei mir, denn am Ende winkt die totale Unterwerfung in die hassistische Diktatur.
    Ja, und wer ist nicht schon alles Hassist, ohne dass er es merkt?
    Wem haben wir nicht schon alles unseren Stempel aufs Arschloch gedrückt, unser Zeichen auf die Backen gemarkt, wem?
    Allen!«
    Serdar guckt aus dem Autofenster und schreit: »Fahr’, Nutte. Ah, Mercedes, noch nicht mal ein Neuer, ein Alter. Eingepackt, als wäre es kalt wie am Nordpol, fährt sie mit ihrem Alten in den Supermarkt, um sich die Scheiße zu kaufen, die dann später ihr Bauch wird. Aber warte ab, wenn ich an der Macht bin, du kleines Flittchen, dann bist du die Erste, die meine Geheimpolizei von zuhause abholen und geradewegs in Straflager geleiten wird.«
    Serdar schreit erneut aus dem Autofenster: »Drecks-Opa, hier ist Einbahnstraße! Du auch, auch die Alten und Schwachen werden dran glauben.
    Insofern, Raab ist nur der Anfang, ich bin das Ende.«

    SRHN, Kapitel 17: In nomine patris et filii et spiritus sancti
    Serdar im Auto: »Ich glaube, das Leben, diese Zeitspanne, von dem Moment, in dem wir zum ersten Mal die Augen öffnen bis zu dem Moment, wo wir die Augen endgültig schließen, das Leben ist nur ein Zustand und es kommt nicht darauf an, was wir in diesem Zustand den anderen antun oder uns aneignen, sondern es geht letztendlich darum, was wir aus diesem Zustand machen und was wir übrig lassen und deshalb ist der Tod auch nur eine Befreiung aus diesem Zustand, der für manche sogar, während sie in ihm sind, eine Last bedeutet.
    Deshalb ist der Tod auch nichts anderes als das Herausschälen der Säle … der Seele aus ihrem Gefängnis, dem Körper, zurück zur ihrem Kern, nämlich dem Unfassbaren, dem Geist, dem Unsichtbaren, dem eben, was man dann aus dem, was man in dieser Zeitspanne zur Verfügung hatte an Erlebnissen, an Ausdruck gemacht hat. Es bringt also nichts, traurig zu sein, wenn jemand geht, für immer, so lange er etwas hinterlassen hat.
    Es bringt nichts, Besitzansprüche zu stellen, an diese Zeitspanne, die man Leben nennt, sondern es ist unsere Aufgabe, uns damit abzufinden, dass wir nicht lange Zeit haben, um zu erfüllen, uns selbst, vielleicht auch Ansprüche anderer und dann wieder unseren Hut nehmen.
    Hoffentlich nicht zu früh, jeder wünscht sich, dass er dann geht, wenn seine Zeit gekommen ist, und nicht, dass seine Zeit dann kommt, wenn er noch nicht gehen will, aber dann eines Tages, wenn die Zeit

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