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Hasstament

Hasstament

Titel: Hasstament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serdar Somuncu
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also die Toleranz reicht nicht aus, um beides zu akzeptieren, deswegen könnte der sich doch auch wirklich konzentrieren und sagen: ›Ich bin jetzt wirklich nur das eine und auch zufrieden.‹
    Es reicht doch auch, wenn man schwarz ist, muss ja nicht auch noch ein geschwärztes Arschloch haben. (Serdar guckt aus dem Fenster.)
    Drängle du mal, du kleine Nutte. Hinter mir so ein Typ in so ’nem Golf 3, wollte mich gerade von rechts überholen, bei der Autobahnausfahrt. Sieht aus, als stünde ihm die Durchschwulung kurz bevor, Arschloch, trotzdem hat er es besser als Bruce Darnell, weil danach hat er nur das eine und muss sich nicht für beides rechtfertigen.
    Warum können zum Beispiel nicht auch Juden gleichzeitig Nazis sein?
    Das wäre doch mal spannend. Ein Nazi-Jude. Jetzt werden einige Original-Nazis sagen: ›Das sind die Juden ja, machen ja mit den Palästinensern nichts anderes als wir damals mit den Juden gemacht haben!‹ Damit geben sie dann indirekt zu, dass sie es gemacht haben, wobei sie im nächsten Atemzug, wenn man sie drauf anspricht, sagen: ›Das waren aber nicht so viele.‹
    Na ja, gut, aber die Palästinenser, die waren jetzt auch nicht so viele wie die, die ihr zugeben würdet, wenn ihr müsstet und könntet und wolltet. Also wäre doch die Lösung: Der Jude wird zum Nazi und sagt: ›Ich mach’ das jetzt, lass mal die Finger davon, wir können das besser, Selbstkritik ist viel besser und auch glaubhafter.‹
    Und dann hält so ein Jude ’ne Rede (Serdar imitiert Hitler): ›Die Juden werden ausgerottet‹, und im nächsten Atemzug sagt er: ›Mir kann man ja nichts, weil ich bin ja selber einer.‹ Geniale Taktik!
    Das heißt, um besser diskriminieren zu können, muss man sich einfach zu denen zählen, die einen diskriminieren würden oder zu denen, die diskriminiert werden würden.
    Hm, im ersten Fall wäre ich ja Nazi und würde mich selbst diskriminieren, ah damit ich besser diskriminiert werden kann, hahahahaha, genial!
    Das heißt, wenn man also zu zwei Minderheiten gehört, wird das Leben einfacher, weil man kann immer hin und her springen. Man kann sagen: ›Scheiße, was die Nazis mit den Juden machen‹, aber im selben Augenblick auch: ›Scheiß Juden, ich bin ja selber einer‹, heheh, das ist nicht schlecht!
    Also der schwule Neger – nee, der hat ja gar nichts, ist ja beides scheiße.
    Beim Juden-Nazi ist ja eines immer gut. Entweder die Perspektive, die man hat als Opfer, oder der Spaß, den man daran hat, Täter zu sein.
    Aber als schwuler Neger ist man ja nur Opfer.
    Hm, dann doch lieber behinderte Griechen-Lesbe, hahahaha.
    (Serdar imitiert griechischen Akzent): ›Ey guten Tag ich bin behinderte Griechenlesbe, kommt was auf der Pommes drauf? Kann man bitte ein bisschen Fett von der Muschi lutschen?‹«

    SRHN, Kapitel 14: Death Metal
    Serdar im Auto: »Death Metal, das ist so eine Musik, die kann man schwer beschreiben, kaum ertragen. Das ist halt so schnell, wie man kann Schlagzeug spielen und darüber möglichst einen Akkord, Gitarre so verzerrt, wie es geht, und ein Typ, also singt, will ich nicht sagen, röchelt ganz, ganz, ganz liebevoll Texte ins Mikro, die ich ehrlich gesagt noch nie verstanden habe. Ein paar Begriffe ja, also so: beäääääälalalalabuuäääää.
    Death-Metal-Fans sind immer gleich, Typen, die so ’n Kinnbart haben, mittelgroß mit schwarzer Jeans, schwarzem T-Shirt und langen Haaren, total gepflegten langen Haaren mit extra Conditioner und so schön gekämmt, und alle haben so was total Devotes an sich, so als hätte Mami sie zu lang ins Kinderzimmer eingeschlossen und sie seien darüber hinaus so verzweifelt, dass ihnen keine andere Reaktion auf dieses Unrecht bleibt, als total auszurasten – aber kontrolliert. Also auf Ansage, nicht maßlos, nicht Grenzen überschreitend, brutal aggressiv ohne Rücksicht, sondern im Rahmen eines Konzerts – Death-Metal-Konzert. Angeführt und angeleitet von ihren Koryphäen. Obituary zum Beispiel, das ist eine ganz bekannte Death-Metal-Band. Die Fachleute werden mich jetzt korrigieren und sagen: ›Das ist gar kein Death Metal, das ist Punkdeathmetaldudirap‹, irgendein Name halt für diese Wichsmusik. Oder Cannibal Corpse ist zum Beispiel auch so eine Band. Und dann sind die da und singen, weiß ich nich’, ob die singen, tanzen und schütteln ihre Köpfe und recken ihre Finger in die Luft und sind unter ihresgleichen und fühlen sich unglaublich böse. Jahahahaha, sind aber in Wirklichkeit in ihrem

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