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Hasstament

Hasstament

Titel: Hasstament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serdar Somuncu
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dieses geheuchelte Patriotentum.
    Ja, Herr Lammert wird wahrscheinlich demnächst wieder im Bundestag durchs Mikrofon rülpsen: ›Wir müssen eine Deutsche Leitkultur haben.‹
    Die einzige deutsche Leitkultur, die ich erkennen kann, sind Larmoyanz und Wehleidigkeit, Weinerlichkeit und Aggression zugleich. Minderwertigkeit und Größenwahn, Banalität und Grausamkeit, ja, herzlichen Glückwunsch Deutschland! Lalalalalala, auferstanden aus Ruinen, la, la, la …
    Der arme Kreisler.«

    SHN, Kapitel 46: Facebook
    Serdar im Auto: »Was mir neuerdings total auf den Sack geht, ist diese Vernetzungs-Kacke! Ja, wir unterhalten uns nicht mehr miteinander, wir vernetzen uns, ja!
    ›Tobias will dich als seinen Freund hinzufügen.‹
    Leck mich am Arsch! Ich will selber entscheiden, ob ich einen Freund haben will oder nicht! Und ’n Freund ist für mich nichts, was man hinzufügen kann, man lernt sich kennen, man mag sich, man gewöhnt sich aneinander und dann befreundet man sich vielleicht irgendwann einmal oder man bleibt auch nur Kamerad! Oder entfernter Bekannter oder Verwandter und Kamerad und Bekannter zugleich.
    ›Wilfried möchte dich als seinen Freund hinzufügen. Möchtest du akzeptieren?‹
    Nein!
    Und dann merkt aber Wilfried, weil ich es nicht akzeptiert habe, dass ich ihn nicht als meinen Freund hinzufügen will. Facebook, diese Scheiße, ja! Es reicht nicht mehr, dass jeder tagelang, nächtelang, wochenlang vor seinem PC versauert, nein, dann muss man auch noch Freundschaften knüpfen, um jedes Detail seines verfickten Lebens mit anderen zu teilen, ja! Thomas hat eine Kackwurst geschissen, möchtest du den Geruch mit ihm teilen? Nein!
    Meine Güte! Und Studi-KZ und Xing und was weiß ich welche Netzwerke es noch gibt von Vollidioten, die sich alleine nicht genug sind und ihresgleichen suchen, damit sie Nichtigkeiten austauschen können! Ja, anstatt sich wirklich mal zu unterhalten oder sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, ja, verlagert man das Problem lieber ins Internet. Und merkt nicht, dass man mit jedem Klick, mit jeder Anmeldung in diesen obskuren Netzwerken, Geld in die Tasche von Leuten wirtschaftet, denen es scheißegal ist, ob
    man Freundschaften pflegt oder zuhause verreckt und vermodert!
    Meine Güte!
    Angela will dich als dein Freund hinzufügen. Bei der würd’ ich vielleicht sogar noch ja sagen und ihr dann sagen, wie der Geruch von meiner Kackwurst sich anfühlt.
    Aber das Einzelwesen gibt’s ja nicht mehr, es gibt nur noch die Masse, alle machen alles zur gleichen Zeit. Saufen Bionade und fressen Tilapia-Filet oder Viktoria-Seebarsch und Bärlauch-Pesto!
    Was ist das für ’ne verfickte Scheißwelt, in der man nur noch Bärlauch-Pesto essen kann?
    Mir kommt’s zu den Ohren und zu den Augen und zur Kimme und zum Schwanzloch raus dieses Bärlauch-Pesto!
    Meine Güte! Demnächst ess’ ich nur noch Heu! Oder Lakritz oder irgendwas ganz Profanes, einfach um mich zu spüren! Ja, aber vielleicht reicht das ja auch nicht. Vielleicht muss ich mich auch einfach nur anmelden, damit ich ’n bisschen mehr Freunde hab’, ich mein’, ich bin ja auch einsam. Vielleicht ist das für mich gemacht! Facebook. Da können wenigstens welche mit mir teilen. Ja, hm, Angelika möchte dich als Freund hinzufügen. Ja, ich möchte der Angelika was ganz anderes hinzufügen. Nämlich meinen besten Freund.
    Jimbo möchte dich als Feind hinzufügen, hahaha.«

    SHN, Kapitel 47: Geilheit
    Serdar im stehenden Auto, blättert in einem Pornomagazin: »Wieso wird man eigentlich mit zunehmendem Alter immer geiler? Und je älter man wird, umso geiler wird man auf junge Weiber, Dinger! Ich mein’, ist ja ’ne gängige Praktik, dass sich ältere Herren mittlerweile jüngere Damen als Freundin nehmen. Hat’s vielleicht was damit zu tun, dass wenn man jung ist zum Beispiel viel schneller kommt und wenn man alt ist auch länger brauchen kann und die Weiber ja sowieso immer jemanden brauchen, der sie rammelt, bis sie ins Nirvana kommen.
    Im Grunde genommen ist das nichts anderes, als ’ne Orgasmusschwäche, aber man sagt lieber den Männern, ihr kommt zu früh, als das man zugibt, ich komm’ zu spät. Ja, man kann ja nicht ’ne Stunde lang mit ’nem Stück Fleisch in ’nem anderen Menschen rumrubbeln. Das nutzt sich ab, ich hab’ ja kein Streichholz, ich hab’ ja ’n Schwanz zwischen den Beinen.
    Gut, aber mit zunehmendem Alter, da lässt auch die Energie nach, da kann man da schon mal eineinhalb Stunden ’n

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