Hasstament
Voyeurismus! Ich will Fritzl sehen! Ich will Kampusch sehen! Ich will alles sehen! Ich will mich laben an der Grausamkeit der Menschheit, an der Verkommenheit unserer Gesellschaft! Deswegen hab’ ich immer die Fernbedienung in der Hand, immer im Anschlag und ständig bereit umzuschalten, in mir auch zu switchen.
Hauptsache, es passiert was in dieser verfickten Welt!
Ja. So, jetzt geb’ ich Gas und fahr’ gegen die Wand, mal gucken ob’s morgen in der Zeitung steht oder ob man für mich ’n Staatsakt macht, ’ne zentrale Trauerfeier, auf der Angela Merkel ’ne Rede hält. ›Er war so nett! Gut, manchmal ’n bisschen böse, aber er hat’s nicht verdient!‹ Ja, manche würden sich freuen! Die würden dann über mich irgendwelche Blogs veröffentlichen: ›Dieses Arschloch!‹
Hahah, aber es wird nicht passieren, nein! Weil ich bin zäh wie Leder und überlebensfähig! So, und ich muss auch fernsehen, damit ich wieder weitere Sprüche habe, finden kann, mir überlege.
So, das war’s. Aus. Aus, ich möchte nicht, dass gefilmt wird.
Wer hat das neulich noch gesagt? Sandy Meyer Fotze, die Ex-Ficke von Boris Becker. ’Tschuldigung, Schmuckdesignerin. Hat doch tatsächlich auf ’ne Frage geantwortet, das ist mir zu privat! Das gehört nicht in die Öffentlichkeit! Wer hat denn seine Muschi exponiert im Fernsehen? Wer war’s denn? Deswegen zerrt sie an ihren Haaren ins Rampenlicht: Ich will sie sehen! Aber die Sandy Meyer-Wölder, die will ich nicht nur sehen!
Warum kriegt der Boris Becker so was? Der sieht doch nicht besser aus als ich.
Oh Sandy!
Ich bereite mich vor auf den finalen Cunnilingus, unter Ausschluss der Öffentlichkeit.«
SHN, Kapitel 42: Sinnlose Zeit
Serdar fährt im Auto: »Ich weiß nicht, wie viele Minuten in meinem Leben sinnlos vergehen. Durch warten, ja, ich hasse es zu warten! Auf Leute zu warten, die angekündigt sind um zwölf und um viertel nach zwölf kommen. Das sind 15 Minuten meines Lebens, die ich sinnlos vergeudet habe! Ich könnte irgendwas anderes machen, Schnecken pulen, Essen kochen, Eier rasieren … Ja, aber nein, ich warte auf fremde Leute, ich warte auch im Stau! Weil fremde Leute zur gleichen Zeit wie ich im Auto fahren müssen!
(Guckt aus dem Seitenfenster, dann wieder nach vorne in die Kamera.) Ja guck’ du ruhig, du Hure, ich schrei dich ja nicht an, ich schrei mich in Rage! Weil auch du in diesem Stau steckst! Ich wünschte, ich steckte in dir, so wie du in diesem Stau! Aber dann würden wir die Zeit ja gemeinsam verplempern.
Auch das ist verplemperte Zeit! Immer wieder den gleichen Fick zu absolvieren, obwohl es schon 100 Mal funktioniert hat, muss ich immer wieder unter Beweis stellen, Orgasmus nach Orgasmus, dass ich ein geiler Hengst bin.
Ich krieg’ ja keine Urkunde, wenn ich mal zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle abspritze! Nein! Da will man’s noch mal haben! Kein Wunder, dass die Leute anfangen, Schafe zu ficken!
Die sind wenigstens zufrieden. Steckste was rein und dann machen ’se ›Määääh‹, kannste, wenn du schnell genug bist, nach vorne laufen und wieder was reinstecken, dann machen ’se ›Urgwääh‹, hahaha.
Ja, Zeit vergeht sinnlos. Manche Leute sprechen auch sinnloses Zeug und müllen einem den Kopf zu. Besonders Leute, die man nicht haben will, irgendwelche Geistergestalten, die aus dem Orbit zu einem sprechen und Unterbewusstseins-Botschaften verkünden: ›Ruf an! Ruf an! Ruf an! Tu dies! Mach das!‹ Ich will selber entscheiden, was ich mache!
Ich frag’ mich manchmal, warum keiner mehr mit mir redet.
Ich hab’ so viel Zeit. Ich bin doch auch ein ganz netter Junge.
Jetzt ist schon wieder Zeit vergangen, ohne dass ich ’ne Pointe gemacht habe.
Ich kann keine Pointen mehr machen, ich bin ein pointenloses Hufgetier.
Ich bin ein Sack schwarzer Kohle.
Ich bin Luft, ein Baum, dem die Blätter abfallen, ich bin ein Grab ohne Sarg.
Meine Güte, wie poetisch ich gerade bin!
Manchmal kann man auch Zeit nicht sinnlos nur verplempern, sondern auch mit sinnlosen Sätzen sinnloser verplempern, als sie sinnlos verplempert wäre, wenn man sie mit sinnvollen Sätzen sprechen würde.
Ja, ich bin ein Poet.«
SHN, Kapitel 43: AIDS
Serdar im Auto: »Mir geht die letzten Wochen wieder alles auf den Sack! Ich weiß nicht, ob ich das falsche Medikament genommen hab’. Da seh’ ich Deutschland sucht die Superärsche mit Obernazi und Jury-Fascho Dieter Bohlen, dieser Drecksack, der mich seit Jahren belästigt mit seiner
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