Hast du mich nie geliebt
genauso gegangen mit ihm, das hatte er gespürt. Ihr Körper hatte eindeutig auf ihn reagiert. Kein Zweifel, sie fühlten sich beide sehr zueinander hingezogen.
Sie hatte ihm den Kopf verdreht.
Sie war eine Enthüllung.
Dennoch – irgendetwas stimmte nicht. Nicht ihm sollte eine Frau den Kopf verdrehten, sondern umgekehrt. Er musste es schaffen, dass Janine an nichts anderes als nur mehr an ihn dachte.
Ungeduldig löste er sich von ihrem Anblick und ging zurück ins Zimmer. Dann nahm er den Telefonhörer ab. Es war Zeit für Stufe zwei seines Verführungsplans.
Stufe eins hatte den Zweck gehabt, Janine Fareham kennen zu lernen und ihr einen Eindruck davon zu vermitteln, wie es sein würde, wenn sie seine Geliebte wäre. Er hatte ihr Interesse wecken wollen, und das war ihm offensichtlich gelungen.
In Stufe zwei würde sie lernen, wie es war, sich nach ihm zu verzehren.
Janine saß am Frühstückstisch und warf den Spatzen auf der Terrasse kleine Brotkrumen zu. Sie hüpften begierig hin und her und versuchten, die Krumen zu erwischen. Aber Janine war nicht ganz bei der Sache, denn sie musste wieder an Nikos denken.
Es war bestimmt ein Fehler, doch sie konnte nicht anders. Sie begehrte ihn, wie sie noch nie zuvor einen Mann begehrt hatte.
Seit ihrem Ausflug hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Er hatte sich an der Rezeption von ihr verabschiedet und ihr gesagt, dass er noch ein paar Anrufe erledigen müsse. Janine hatte versucht, sich einzureden, dass sie darüber nur froh sein könne. Endlich hatte sie wieder ein bisschen mehr Zeit für sich, Zeit, in der sie über alles in Ruhe nachdenken konnte. Aber in Wirklichkeit war sie länger als geplant auf ihrem Zimmer geblieben, in der Hoffnung, Nikos würde vielleicht anrufen und sie zum Abendessen einladen.
Warum sah sie sich auch jetzt immer wieder suchend um? Was war mit diesem dumpfen Gefühl im Magen, das ihr sagte, sie wartete vergeblich? Plötzlich kam ihr ein schrecklicher Gedanke. War Nikos vielleicht schon abgereist? Hatte er die Insel verlassen?
Es traf sie wie ein Messerstich direkt ins Herz. Die Vorstellung, Nikos nie wiederzusehen, war einfach schrecklich.
Abrupt stand sie auf.
Das Ganze musste ein Ende haben, und zwar sofort. Sie musste sich endlich wieder unter Kontrolle bekommen. Schließlich gab es noch andere Dinge im Leben als Nikos Kiriakis.
Resolut griff sie nach ihrer Tasche und ihrem Buch. Heute würde sie sich nur um sich selbst kümmern. Sie würde aufhören, jede Minute ihres Zusammenseins in Gedanken noch einmal durchzuspielen. Vielleicht sollte sie ja einen Surfkurs belegen. Das würde sie auf andere Gedanken bringen.
Ja, das war eine gute Idee. Sie schlug den Weg zur Rezeption ein, wo man die Kurse buchen konnte.
Das Erste, was sie sah, war Nikos. Sie erkannte ihn sofort, obwohl er ihr den Rücken zugewandt hatte. Er sprach angelegentlich mit dem Chef der Rezeption und trug wieder einen seiner maßgeschneiderten Anzüge. Neben ihm auf dem Boden stand eine lederne Aktentasche, und er hatte die Wagenschlüssel in der Hand. Die beiden Männer schienen gerade zum Abschluss ihres Gesprächs zu kommen. Nikos griff nach der Aktentasche.
Er sah Janine sofort, als er sich umdrehte. Wie angewurzelt stand sie an der großen Flügeltür und blickte ihn nur an. Er lächelte und kam mit raschen Schritten auf sie zu.
"Guten Morgen! Na, wollen Sie schwimmen gehen?" Er klang so charmant wie immer. Aber es kam Janine nicht so vor, als hätte er ein besonderes Interesse an ihr. So hätte er bestimmt jede Frau begrüßt, der er die Sehenswürdigkeiten der Insel gezeigt hatte, um einem Geschäftsfreund einen Gefallen zu tun.
Sie lächelte ihn unsicher an. "Eigentlich wollte ich einen Kurs buchen. Was ist mit Ihnen? Müssen Sie wieder arbeiten?"
Nikos nickte. "Ja, leider. Ich habe heute mehrere Termine. Einer davon ist in Patra, auf dem Festland. Wie sehen denn Ihre Pläne für heute aus?"
Er schlug nicht vor, dass sie ihn begleitete. Janine registrierte es, und ihre Stimmung sank auf den Nullpunkt. Aber sie zwang sich, sein Lächeln zu erwidern.
"Ich wollte es doch einmal mit dem Surfen probieren. Falls der Kurs nicht schon ausgebucht ist."
"Das klingt gut", meinte er anerkennend. "Ein bisschen Bewegung wird Ihnen bestimmt gut tun." Er sah auf seine Uhr. "Bitte entschuldigen Sie mich, aber ich muss los."
"Ja, natürlich. Ich möchte Sie nicht aufhalten." Sie atmete tief durch. "Vielen Dank noch einmal, dass Sie sich gestern so nett um
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