Hastings House
Ewigkeit, und der hatte für ihn auch den Kontakt zu Eileen Brideswell hergestellt. Robert war ein guter Detective, der seine Arbeit auf die bewährte Manier erledigte. Dryer war ein eitler Pfau – aber er war gut darin, immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, wenn die Polizei zu einem Vorfall etwas zu sagen hatte.
Dann war da Hank Smith vom Bauunternehmen. Er sollte sich mit Kellern und Fundamenten gut auskennen. Und Laymon. Dachte dieser Mann jemals an irgendetwas anderes als an seine Arbeit? Aber vielleicht täuschte dieser Eindruck auch. Wer konnte schon sagen, was sich hinter der Fassade des arbeitswütigen Archäologen abspielte, wenn er nicht buchstäblich im Dreck wühlte? Und dann war da schließlich noch Brad. Brad und Laymon hatten beide in Virginia gearbeitet, als etliche Frauen verschwanden. Allerdings war es von dort bis nach New York nur ein Katzensprung.
Ratternd donnerte die Bahn durch den Tunnel. Immer wieder flackerte die Deckenbeleuchtung. Sie waren tief unter der Erde unterwegs. Man musste Manhattan einfach lieben. Was oberirdisch nicht möglich war – nämlich eine zügige Personenbeförderung –, lief hier unten reibungslos. Die finsteren, muffigen und menschenleeren Tunnel schienen endlos zu sein.
War es tatsächlich ein Unfall gewesen, als Leslie auf den Schienen landete? Eigentlich war es erstaunlich, dass so etwas nicht häufiger vorkam. Absicht hätte es nur sein können, wenn ihr jemand in die U-Bahn gefolgt wäre – und keiner seiner möglichen Verdächtigen war zum Zeitpunkt dieses Zwischenfalls auf dem Ausgrabungsgelände gesehen worden.
Es konnte also sehr gut möglich sein, dass sich Leslie im Fadenkreuz eines unbekannten Täters befand.
Was aber, wenn der es von Anfang an auf Leslie abgesehen hatte, gar nicht auf Matt?
Nur … aus welchem Grund?
Weil sie die unheimliche Gabe besitzt, die sterblichen Überreste von Menschen zu finden.
Nach der Ankunft an seiner Haltestelle bahnte er sich seinen Weg durch die Menge, bis er das Fotogeschäft in der Christopher Street erreicht hatte. Im schlicht gehaltenen Schaufenster waren verschiedene Kameras ausgestellt. Das Ladenlokal selbst war schmal, zog sich aber wie ein Schlauch weit nach hinten. Cops und Privatdetektive griffen ständig auf Harry zurück, weil er eine ganz besondere Art hatte, mit Fotos umzugehen – egal aus welcher Quelle sie stammten.
“Hey”, grüßte Harry ihn, als er den Laden betrat. Er bediente soeben eine ältere Frau, doch die betrachtete noch ganz begeistert die Motive ihrer Katzen, sodass Harry zu ihm kommen konnte. “Joe, wie geht’s dir?” Harry war unglaublich dünn und groß, trug eine Brille und einen weißen Kittel, sein graues Haar stand zerzaust in alle Richtungen ab.
“Konntest du was finden?”
“Vielleicht ja. Mit einem Digitalbild wäre es einfacher gewesen, aber ich habe ein bisschen damit herumgespielt. Komm mit nach hinten, dann zeige ich dir, was ich rausgeholt habe.”
Harry führte Joe durch einen schmalen Gang in den Bereich, der hinter dem Verkaufsraum lag, und betrat mit ihm ein Büro auf der linken Seite.
“Ich habe dir ein paar Abzüge gemacht”, erklärte Harry und setzte sich vor seinen Computer. “Ich dachte mir nur, du würdest es vielleicht gern mal auf dem Monitor sehen.”
“Ja, danke.”
Er klickte ein Symbol an, dann war das Foto zu sehen. Genevieve stand neben Betty, den Arm um sie gelegt. Der Mann befand sich ein Stück seitlich von ihnen. War er mit ihnen zusammen unterwegs gewesen, oder hatte er sich nur zufällig in der Nähe der beiden aufgehalten?
Keine Bearbeitungskunst der Welt konnte etwas daran ändern, dass der Mann im Profil zu sehen war. Aber durch die Ausschnittvergrößerung bekam Joe einen besseren Eindruck von dem Gesicht. Nachdem er es eine Zeit lang betrachtet hatte, drängte sich ihm das Gefühl auf, den Mann zu kennen. Dennoch konnte er ihn nicht identifizieren.
Dann fluchte er leise.
“Konnte ich dir weiterhelfen?”, fragte Harry.
“Allerdings”, antwortete Joe, dessen Herz auf einmal schneller schlug. “Das konntest du allerdings.”
15. KAPITEL
A uch wenn sie selbst diejenige war, die möglicherweise in Schwierigkeiten steckte, wollte Leslie doch unbedingt wissen, wie es Nikki und Adam ging. Trotz ihrer neugierigen Fragen spürte Nikki jedoch, dass Leslie etwas bedrückte, und kam schnell auf ihre Situation zu sprechen.
Zwar konnte Leslie Adam gut leiden, aber offen sprechen konnte sie nicht mit ihm. Schon
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