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Hastings House

Hastings House

Titel: Hastings House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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und permanent Angst hatten, ihr gegenüber etwas Falsches zu sagen. Hinzu kam, dass sie mit kaum einem ihrer Freunde wirklich über alles reden konnte oder wollte.
    Doch dann war auf einmal Nikki in ihr Leben getreten, und es kam ihr vor, als würden sie sich seit einer Ewigkeit kennen. Natürlich hing es auch damit zusammen, dass sie beide Geister sehen konnten, genauso wie Nikkis Ehemann Brent. Nikki konnte sich immer wieder darüber amüsieren, dass man ihm viel leichter als ihr die Fähigkeit abnahm, mit den Toten in Kontakt treten zu können, nur weil er von den Dakota Sioux abstammte. Offenbar hielt man ihn dadurch von Natur aus für viel spiritueller veranlagt.
    “Leslie?”
    “Ja, alles in Ordnung. Ich glaube nur, ich muss erst mal eine Weile für mich allein sein. Aber wenn du etwas später raufkommen könntest, würde ich mich freuen. Dann kann ich dir New York von einer Seite zeigen, die du noch nie gesehen hast.”
    “Abgemacht.”
    Nachdem sie noch ein paar Minuten geredet hatten, beendeten sie das Telefonat.
    Leslie lag hellwach in ihrem Bett und sagte sich, dass es die richtigen Gründe waren, die sie heimkehren ließen: Es war ihre Arbeit, eine günstige Gelegenheit, und außerdem liebte sie New York. Sie musste einfach dorthin zurück.
    Oh verdammt, eigentlich wusste sie genau, dass sie nur aus einem einzigen Grund nach New York wollte – um endlich Kontakt mit Matt aufnehmen zu können.
    Joe sah Eileen nach, wie sie in ihre Limousine stieg und der Chauffeur die Tür hinter ihr schloss. Er konnte sich selbst nicht erklären, warum er ihr Angebot ausgeschlagen hatte, ihn ein Stück weit mitzunehmen. Es war spät am Abend, aber das hier war New York. Die Menschen waren zu jeder Tages- und Nachtzeit unterwegs, selbst wenn es in Vierteln wie diesem hier doch deutlich ruhiger zuging, sobald die Nacht anbrach.
    Als Eileens Wagen außer Sichtweite war, machte sich Joe zu Fuß auf den Weg. Er hatte Downtown schon immer geliebt. Er war ein echter New Yorker, geboren und aufgewachsen in Brooklyn Heights, einem Viertel, das ihm sehr am Herzen lag. Doch die Downtown New Yorks besaß eine interessante und wechselhafte Geschichte, die die wenigsten Menschen zu schätzen wussten, da sie sich vor allem fürs Geschäft, für die Shoppingmeilen und für Vergnügungen aller Art interessierten.
    Sein Weg führte ihn über den Broadway. Als er an St. Paul’s vorbeiging, verspürte er ein ungewohntes, tröstendes Gefühl. Sogar der alte Friedhof, der von längst vergangenen Zeiten zeugte, vermittelte ihm einen Hauch von Beständigkeit und Zugehörigkeit. Er liebte diese Kirche, auch wenn sie nicht so prachtvoll war wie die nur ein Stück entfernt liegende Trinity Church. St. Paul’s war die einzige noch existierende Kirche aus der Zeit vor dem Freiheitskrieg, ein echtes architektonisches Meisterwerk. Washingtons Kirchenbank befand sich immer noch dort, gleich neben einer Tafel, mit der diejenigen geehrt wurden, die nach der Katastrophe vom 11. September unermüdlich versucht hatten zu retten, wen sie noch retten konnten – schließlich lag die Kirche nur einen Steinwurf vom Schauplatz der Katastrophe entfernt. Obwohl sie mit der Vergangenheit und deren Geschichte untrennbar verbunden war, spendete sie auch den Menschen der Gegenwart Ruhe und Trost.
    Er ging weiter und überlegte beim Anblick mancher Gebäude, wie alt sie wohl tatsächlich waren und hinter welcher modernen Fassade sich in Wahrheit ein viel älteres Bauwerk verbarg. Sein Weg führte ihn vorbei an Fraunces Tavern und dann weiter zum frisch renovierten Hastings House.
    Seit jenem tragischen Abend war er schon des Öfteren hier entlanggegangen, auch wenn er nie so recht wusste, warum er das tat. Jedes Mal verspürte er den gleichen stechenden, bitteren Schmerz. Vier Tote. Jerry Osbourne, Polizist. Sally Rydell, Society-Lady. Tom Burton, Architekt. Und Matthew Connolly, ein brillanter Journalist, dessen Worte das Potenzial besessen hatten, wirklich etwas zu bewirken und zu verändern.
    Als sich das Unglück ereignete, war Joe selbst in Las Vegas unterwegs gewesen, um in einem Fall zu ermitteln, den die Polizei bereits als ungeklärt zu den Akten gelegt hatte und bei dem es um Entführung, Betrug und Geldwäsche ging. Der Auftrag hatte ihn fast ein Jahr lang in Anspruch genommen, aber er war dafür auch bestens bezahlt worden. Es war ihm gelungen, alle offenen Punkte zu klären, kurz bevor er zur Beerdigung seines Cousins nach Hause geflogen war.
    Noch

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