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Hastings House

Hastings House

Titel: Hastings House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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du davon, wenn du mit zu mir nach Hause kommst? Ich will mich duschen und nach meinen E-Mails sehen. Didi Dancer und die anderen Mädchen fangen erst später an zu arbeiten.”
    Einen Augenblick lang sah sie ihn unschlüssig an, schließlich nickte sie. “Okay.”
    Nachdem sie losgefahren waren, schaute sie nachdenklich aus dem Seitenfenster. “Was gibt es da Interessantes zu sehen?”, fragte Joe.
    “Die Stadt über der Erde, die Stadt unter der Erde”, erwiderte sie und lächelte wehmütig, als sie seinen verständnislosen Blick bemerkte. “Der Gedanke geht mir nicht aus dem Kopf. Denk nur mal an die Gruft, die wir entdeckt haben. So viele andere Gebäude hat man im Lauf der Zeit auf ihr errichtet, dass niemand mehr etwas von ihrer Existenz wusste. Sieh dir die Stadt an, wenn du mit dem Auto hindurchfährst, und dann sieh sie dir an, wenn du die U-Bahn nimmst. Dann siehst du nichts von diesen Dingen. Du bewegst dich wie ein Maulwurf durch den Untergrund.”
    “Das stimmt allerdings.” Er sah sie eindringlich an. “Was ist heute Morgen passiert?”
    Sie zuckte mit den Schultern. So gut kannte sie Joe nicht, zudem musste sie sich immer wieder vor Augen halten, dass er nicht Matt war. “Ein Stück Putz von der Decke hat mich getroffen.”
    “Bist du dir da sicher?”
    “Sie haben mir gezeigt, wo es sich gelöst hatte”, erwiderte sie.
    Joe lebte in einem alten Backsteingebäude. Erdgeschoss und Keller gehörten zu seiner Wohnung. Er beobachtete Leslie, die sich beim Hereinkommen umsah. Er hielt seine Wohnung für gemütlich. Im Wohnzimmer standen mehrere Sessel und ein gemütliches Sofa mit Blick auf einen großen Fernseher, der in einem Schrank aus polierter Eiche stand. Es gab einen alten Kamin, außerdem seine Sammlung antiker Schwerter und Gewehre, die er über die Jahre zusammengetragen hatte. Die Küche war erstaunlich groß und umfasste eine Essecke. Daneben gab es das Schlafzimmer, ein Büro und sogar einen Alkoven, der als Gästezimmer dienen konnte. Im Keller standen sein Billardtisch und einige ramponierte Sessel.
    “Und?”, fragte er.
    “Und was?”
    “Findet meine Wohnung ein gnädiges Urteil?”
    Lachend gab sie zurück: “Eine tolle Junggesellenwohnung. Sehr männlich.”
    “Kann ich dir etwas anbieten? Ich will nur schnell meine E-Mails checken und kurz duschen.”
    “Nein, danke. Ich werde mal sehen, was ich von deiner CD-Sammlung halte”, erklärte sie.
    Er ging in sein Büro. An verschiedene Leute hatte er Anfragen geschickt, weil sie vielleicht etwas über Genevieve wussten. Vor allem aber hätte er Wetten auf seine Vermutung abgeschlossen, dass er erst die dunkle Limousine finden musste – und den Mann, der den Wagen fuhr –, wenn er eine Chance haben wollte, Genevieve aufzuspüren. Dennoch konnte er mögliche andere Hinweise nicht einfach ignorieren.
    Während der Rechner hochfuhr, griff Joe nach dem Klatschblatt mit dem Artikel über Genevieve. Es war einer von diesen Texten, die zunächst eine Person lobten und in den Himmel hoben, um sie dann Stück für Stück zu demontieren. Er hatte nie zuvor von diesem Skandal etwas gehört, aber der Artikel spielte auf eine Affäre an, die mit Genevieves Geburt zusammenhängen sollte. Das Ganze war geschickt geschrieben, lediglich Andeutungen, ohne jemals wirklich zu behaupten, Genevieve sei das Ergebnis einer außerehelichen Affäre ihrer Mutter. Joe lehnte sich zurück. Er hatte den Artikel einige Male gelesen, doch es kam ihm vor, als würde ihm irgendetwas dabei entgehen. Also nahm er sich ihn noch einmal vor.
    Joes Wohnung war gemütlich und einladend. Die Möbel waren aus massivem, auf Hochglanz poliertem Holz. Insgesamt kam es Leslie so vor, als verbringe er gern Zeit zu Hause, ohne viel Aufhebens darum zu machen. Da Leslie kaum ein Staubkörnchen entdecken konnte, vermutete sie, dass er eine Putzfrau hatte, die regelmäßig sauber machte.
    Sie schlenderte zum Schrank und begann sich Joes CD-Sammlung anzusehen, da bemerkte sie hinter sich eine Bewegung. Als sie sich umdrehte, saß auf dem Sofa ein Mann in der Uniform des New Yorker Regiments, die ihn wie den Angehörigen einer irischen Brigade aussehen ließ.
    Völlig konzentriert starrte er Leslie an, und plötzlich sprach er: “Sie können mich sehen.”
    “Ja.”
    “Sie können mich sehen”, wiederholte er fast ein wenig ehrfürchtig.
    “Ja”, bestätigte sie erneut.
    “Und Sie haben keine Angst vor mir? Sie werden nicht gleich schreien?”
    Sie lächelte ihn an.

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