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Hastings House

Hastings House

Titel: Hastings House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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liebte ihre Tante über alles. Deshalb bin ich überzeugt davon, dass sie sich ganz auf ihre Arbeit konzentrierte, anstatt sich Zeit für ihr Privatleben zu nehmen. Und ich glaube, sie gab sich solche Mühe mit den Prostituierten, weil sie lange genug ihrem Vater zugehört hatte. Sie muss geglaubt haben, in die Vergangenheit eingreifen zu können, wenn sie diesen Prostituierten hilft, von der Straße wegzukommen.” Er sah Leslie tief in die Augen. “Vielen irischen Frauen, die nach Amerika kamen, blieb keine andere Wahl, als anschaffen zu gehen. Ich kann mir vorstellen, dass Genevieve das Gefühl hatte, dieses Elend wiedergutzumachen, indem sie diesen Frauen half.”
    “Und du meinst, wenn sie könnte, würde sie mit ihrer Tante Kontakt aufnehmen?”
    Er nickte ernst.
    Die Kartoffelsuppe wurde gebracht. Er hatte sie schon bei früheren Besuchen gegessen, und aus einem unerklärlichen Grund freute er sich, als Leslie erklärte: “Das ist
tatsächlich
die beste Kartoffelsuppe, die ich je gegessen habe.”
    “Warst du noch nie hier?”
    “Nein. Du weißt, es ist eine große Stadt.”
    “Ja, ich weiß. Ich dachte nur …”
    “Was?”
    Er schüttelte den Kopf.
    “Was?”, hakte sie nach.
    “Als wir noch jung waren, hat Matt dieses Lokal geliebt.”
    “Aha.” Sie zuckte beiläufig mit den Schultern. “Wir haben oft in Brooklyn gegessen.”
    “Ich esse noch heute oft in Brooklyn.”
    “Na siehst du? Und trotzdem sind wir uns nie begegnet.”
    “In den letzten Jahren war ich nur selten in New York.”
    Bridget brachte ihnen ihre Teller. “So viele Leute meinen, sie würden eine Lage fetttriefende Speckstreifen serviert bekommen”, erzählte sie. “Ich stelle ihnen den Teller hin, und dann sagen sie: ‘Oh mein Gott, dieser Speck – der ist ja so zart wie Schweinefleisch.’ Was glauben die Leute eigentlich, was Speck ist?”, fragte sie ungläubig.
    Beide lachten höflich.
    “Bridget”, wandte sich Joe noch einmal an sie. “Wenn ich Ihnen Fotos mitbringen würde, glauben Sie, Sie könnten die Männer wiedererkennen, mit denen Genevieve hier war?”
    “Ich glaube, schon. Ja, doch. Der eine Typ … das war zur Cocktailstunde, da war es düster und sehr voll. Bei dem bin ich mir nicht sicher, aber versuchen kann ich es.”
    “Danke.”
    “Ich freue mich, wenn ich helfen kann”, sagte sie.
    “Welche Fotos hast du denn?”, fragte Leslie, nachdem die Kellnerin gegangen war.
    “Momentan eins von ihrem Boss, außerdem ein paar alte Freunde.”
    “Dann hat dein Wahnsinn also Methode – oder zumindest deine Wahl, in welches Lokal du gehst”, meinte sie belustigt. Er war froh, dass sie mit solchem Appetit aß und es ihr tatsächlich gut zu gehen schien.
    “Hast du immer noch Kopfschmerzen?”, wollte er wissen.
    “Nur wenn ich nicht dran denke und die Hand an den Kopf lege.” Sie sah ihn ernst an. “Mich wundert immer noch, dass du auf einmal in die Gruft kamst.”
    “Vielleicht gibt es ja so was wie ESP.” Es klang wie eine beiläufige Bemerkung.
    “Zweifelst du an ESP?”
    “Natürlich. Oder hast du etwa übersinnliche Wahrnehmungen?”
    “Nein. Trotzdem gibt es so viele Berichte darüber. Erst vor Kurzem habe ich noch von einem ganz traurigen Fall gelesen. Eine Mutter wachte in der Nacht auf, weil sie fühlte, dass ihre Tochter, die im Mittleren Osten in der Armee dient, in Gefahr war. Sie rief dort im Lager an, um mit ihrer Tochter zu sprechen oder wenigstens zu erfahren, ob es ihr gut ging. Es stellte sich heraus, dass sie in dem Moment ums Leben kam, als ihre Mutter vor Schreck aufgewacht war.”
    “Hm”, machte Joe.
    “Außerdem gibt es Dutzende von Fällen, die eineiige Zwillinge betreffen. Manchmal weiß der eine, dass der andere Hilfe benötigt.”
    “Hm”, machte er abermals.
    “Also”, folgerte sie grinsend, “musst du ESP haben.”
    Er hob seine Kaffeetasse an und betrachtete Leslie eindringlich. “Weißt du, Robert Adair ist davon überzeugt, dass du irgendeine übersinnliche Begabung besitzt.”
    “Wirklich?”
    “Hat er recht?”
    “Wer weiß das schon?”, sagte sie amüsiert. “Sollen wir gehen?”
    “Ich bezahle nur noch.”
    Es stellte sich heraus, dass er nichts zu bezahlen hatte. Mrs. O’Malley bestand darauf, dass seine Bestellung aufs Haus ging, also gab er Bridget ein ordentliches Trinkgeld, und dann verließen sie den Pub.
    “Ich kehre wohl am besten zur Baustelle zurück”, überlegte Leslie.
    “Du weißt, dass du das nicht tun solltest. Was hältst

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