Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hastings House

Hastings House

Titel: Hastings House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:

    Sie verlor allmählich den Verstand. Nein, sie wusste es besser. Sie wusste, dass nach dem Tod manchmal etwas zurückblieb. Sie wusste, dass Geister existierten.
    Aber was war mit diesem speziellen Geist?
    Forderte sie ihn zum Erscheinen auf, nur weil sie ihn so unbedingt sehen wollte?
    “Matt”, wiederholte sie leise und ließ ihren Blick suchend durch den Raum gleiten, doch da war immer noch nichts.
    Absolut nichts.
    In aller Eile zog sie sich an und entschied sich für bequeme Sandalen und ein schwarzes Strickkleid. Sie war sich nicht sicher, was der Rest des Tages und der Abend noch bringen würden.
    Dann föhnte sie ihre Haare und legte etwas Make-up auf.
    Als sie bereit zum Gehen war, hielt sie noch einmal inne. “Matt, ich weiß, du bist hier. Du musst hier sein. Und ich … ich will dir sagen, dass Joe und ich herausfinden werden, was genau passiert ist. Und ich weiß, Matt, dass du es weißt, aber … ich liebe dich so sehr.”
    Liebte
, dachte sie.
Liebte
dich so sehr. Denn Matt … Matt war tot.
    “Ich liebe dich”, wiederholte sie. “Und ich
werde
die Wahrheit herausfinden.”
    Sie verließ das Zimmer, und plötzlich war sie sich sicher, dass sie eine sanfte Berührung an ihrem Rücken spürte. Sie drehte sich um, doch auch jetzt war da nichts.
    Nach wie vor war sie völlig allein.

9. KAPITEL
    A us Leslies Sicht war der Arztbesuch reine Zeitverschwendung. Sie beteuerte mehrmals, dass es ihr gut gehe, und offenbar hatte sie damit recht. Zwar hatte sie eine Beule davongetragen, aber keine Gehirnerschütterung. Es überraschte sie nicht, dass der Arzt wegen ihrer Ohnmacht besorgt war, doch sie überzeugte ihn davon, dass sie nur ein paar Sekunden gedauert habe. Seinen Vorschlag, sich für ein paar Tage im Krankenhaus beobachten zu lassen, lehnte sie dankend ab.
    Als sie die Praxis verließen, fand Joe – der sich im Hastings House noch notdürftig frisch gemacht hatte –, dass sie etwas zu Mittag essen sollten.
    “Hast du Hunger?”, fragte er Leslie.
    “Ich glaube schon.”
    “Denk dran, dass eine bloße Übelkeit etwas Ernsthafteres bedeuten kann”, warnte er sie.
    “Der Schädel ist der härteste Knochen im ganzen Körper”, erklärte sie ihm. “Wusstest du das?”
    “Ich wusste, dass das bei
dir
der Fall ist”, gab er zurück.
    “Und ich möchte wetten,
dein
Schädel ist aus Granit”, konterte sie. “Mittagessen klingt gut. Aber kannst du so viel Zeit mit mir verbringen? Du musst eine verschwundene junge Frau retten.”
    “Oder einen Leichnam ausfindig machen.” Er machte eine düstere Miene.
    “Glaubst du, dass Genevieve nicht mehr lebt?”
    “Ich
möchte
ja glauben, dass sie noch lebt. Aber so wie der Fall liegt …”
    “Ich weiß.”
    “Lass uns hier reingehen.” Er zog die Tür zu einem Pub auf.
    Leslie sah ihn ernst an. “Bist du dir wirklich sicher, dass du dir das erlauben kannst? Du verbringst zu viel Zeit mit mir.”
    “Ich glaube, mit dir kann man nie zu viel Zeit verbringen”, sagte er in einem lockeren Tonfall. Nur er selbst wusste, wie ernst jedes seiner Worte gemeint war.
    “Sehr galant”, meinte sie. “Trotzdem …”
    “Keine Sorge, ich arbeite.”
    “Ach ja?”
    “Wir sind im O’Malley’s.”
    “Das sehe ich.”
    “Eileen Brideswells Lieblingslokal. Nichts Prahlerisches, echt irische Eigentümer – ein Lokal für die ganze O’Brien-Familie. Möchte wetten, dass Genevieve auch öfters herkam. Während wir etwas essen, kann ich ein paar Fragen stellen.”
    “Und du glaubst, das wird dir weiterhelfen?”
    “Ich glaube, sie verschwand, nachdem sie in eine dunkle Limousine eingestiegen ist – in einen Wagen, dessen Fahrer sie kannte. Es hört sich nach einem nicht allzu billigen Auto an. Ich muss also herausbekommen, mit wem sie Umgang hatte, und es könnte sein, dass sie sich mit diesen Leuten auch hier traf.”
    “Aha.”
    Eine hübsche Frau mit einem hörbar irischen Akzent empfing sie an der Tür, schenkte Joe ein breites Lächeln und führte sie beide zu einem gemütlichen Tisch.
    “Das Tagesgericht ist irischer Speck mit Kohl”, ließ sie die beiden wissen. “Und wenn ich das so sagen darf – unsere Kartoffelsuppe ist die beste von ganz New York.” Grinsend fügte sie hinzu: “Vielleicht sogar die beste der ganzen Welt.” Mit einem Augenzwinkern ging sie weg.
    “Eine Freundin von dir?”, fragte Leslie.
    “Ich war ein paarmal hier”, antwortete Joe. “Aber ich glaube, sie sah mich mit Eileen Brideswell, und das macht schon

Weitere Kostenlose Bücher