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Hastings House

Hastings House

Titel: Hastings House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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bekannten Komponisten gehörte?”
    “Ähm … nein.”
    Sie nickte. “Sein Name war Zachary Duff. Bevor er in den Krieg ziehen musste, wurden einige seiner Kompositionen verlegt und aufgeführt.”
    “Und woher weißt du das?”, fragte er und scherzte: “Ich meine, der Bürgerkrieg ist schon eine Weile her. Der Typ wird wohl nicht mehr unter uns weilen, oder etwa doch?”
    “Na, du weißt doch, dass Musik etwas für die Ewigkeit ist.”
    “Mal ernsthaft, Leslie. Woher hast du diese Informationen? Ich kenne einige Unterlagen über dieses Haus, und ich glaube mich erinnern zu können, dass irgendwo der Name Duff auftaucht. Aber im späten neunzehnten Jahrhundert gehörte es einer Familie namens Norman. Duff hatte wohl keine Kinder. Ist er im Krieg gefallen?”
    “Er überlebte lange genug, um heimzukehren. Später starb er an den Folgen seiner Kriegsverletzungen.”
    “Spukt er noch durchs Haus?”, fragte er lachend.
    Leslie verzog keine Miene.
    Joe wurde ebenfalls ernst und sah sie irritiert an. “Leslie?”
    “Überprüf die Ziegelsteine am Kamin im Keller”, sagte sie. “An der linken Außenwand kannst du ein paar Steine herausziehen, dahinter findest du ein Versteck mit seinen Arbeiten. Es wäre großartig, wenn du sie einem Musikverlag anbieten könntest.”
    Nun lachte er wieder von Herzen. “Du nimmst mich doch auf den Arm, nicht wahr?”
    “Nein, ich meine es ernst. Ich bitte dich, es für mich zu tun. Ich bitte dich, mir diesen einen Gefallen zu tun. Du wirst sehen, du befindest dich im Besitz einer echten Kostbarkeit alter amerikanischer Musik.”
    “Woher hast du diese Informationen? Ernsthaft.”
    Sie tat so, als würde sie ihn nicht hören, und ging an ihm vorbei zur Tür.
    “Leslie.”
    Er folgte ihr, fasste sie an den Schultern und drehte sie zu sich herum. Ihr Gesichtsausdruck war aufrichtig.
    “Leslie”, fragte er ernst. “Du glaubst doch nicht an Geister, oder?”
    “Ich verbringe viel Zeit in Bibliotheken”, antwortete sie. “Du weißt, wir müssen unglaublich viel recherchieren, bevor wir ein Grundstück freilegen können. Ein Großteil von Lower Manhattan und auch einige Gebiete in Brooklyn entpuppen sich als wahre Schatztruhe, wenn man nur tief genug gräbt.”
    “Und rein zufällig hast du dich dabei auch mit meinem Haus beschäftigt und weißt deshalb, dass in meinem Kamin Notenblätter versteckt sind?”
    “Richtig”, sagte sie.
    “Leslie …”
    “Ich brauche vor heute Abend noch was Hartes zu trinken. Komm, lass uns irgendwo hingehen, okay?”, unterbrach sie ihn.
    Er hätte ihr etwas Entsprechendes anbieten können, aber es war besser, wenn sie beide aus dem Haus kamen. Noch länger mit ihr hier allein zu sein …
    … das war einfach zu schmerzhaft.
    “Klar.”
    Während er ihr aus dem Haus folgte, meinte er beiläufig: “Recherche, wie?”
    “Sieh dir den Kamin an”, gab sie nur zurück.
    Hastings House. Sein Gefängnis.
    Aber wenigstens ging es Leslie gut. Er hatte sie gesehen … und fast sogar berührt. Als sie nach ihm rief, hatte er mit aller Kraft versucht, ihr zu antworten. Dann war sie gegangen. Aber wenigstens wusste er, dass es ihr gut ging. Dennoch hatte er solche …
    … solche Angst.
    Es war lachhaft.
    Er war nur der Geist eines Mannes. Wie jämmerlich! Warum war er hier, wenn er ihr nicht helfen, wenn er sie nicht vor dem Bösen und Ungerechten beschützen konnte?
    Einen Platz für ihn gab es nur in ihren Träumen. Träume voller Erinnerungen, die schmerzhaft, schön und unwirklich waren.
    Wenn er es nicht schaffte, sich für mehr als nur ein paar Sekunden zu zeigen, wenn er das Haus nicht verlassen konnte, warum war er dann in der Lage, unentwegt und verzweifelt durch das Haus zu ziehen?
    Ruhe in Frieden …
    Eben das konnte er nicht. Es gab einen Grund für diesen Schmerz, zu existieren und gleichzeitig nicht zu existieren. Es war Angst. Angst um Leslie. Sonderbare Warnungen machten seiner Spektralseele zu schaffen. Ohne es erklären zu können, wusste er, dass sie in Gefahr war. Doch welchen Nutzen hatte die Gewissheit, dass das Böse, das auch ihn umgebracht hatte, immer noch sein Unwesen trieb, wenn er nichts tun konnte, um sie davor zu warnen? Was hatte er verbrochen, dass er diese Hölle verdiente? Diese Hölle, durch die ihm klar geworden war, dass weder der Schmerz des Lebens noch der Schmerz des Todes die größte Qual auf Erden war, sondern vielmehr der Schmerz der Trennung?
    Während er durch das Haus ging, schien es ihm so, als

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