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Hastings House

Hastings House

Titel: Hastings House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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lauschte, wie er sich noch kurz mit Melissa unterhielt. Als sie sich sicher war, dass er das Haus verlassen hatte, lief sie zurück in den Keller. Etwas zog sie mit solcher Macht nach unten, dass sie sich nicht dagegen wehren konnte.
    Woher war die Kiste gekommen, über die Brad gestolpert war?
    “Matt?”, flüsterte sie und schüttelte den Kopf. Konnte sie in diesem Raum irgendetwas
fühlen?
    Sie hatte die Überreste einer ermordeten Frau entdeckt. Da war es nur natürlich, dass sie im Keller etwas Übersinnliches empfinden würde. Als sie sich umsah, entdeckte sie verschiedene Dinge, die für die Renovierungsarbeiten benutzt worden waren: einige Rollen Tapete, ein paar Farbdosen, Schachteln mit Nägeln und Werkzeugen. Dieser Kellerraum kam ihr nicht vor wie ein Grab. Doch genau das war er für die arme Frau hinter der Mauer geworden. Aber es war etwas anderes, das sie anzog. Etwas, das sie daran hinderte, diesen Ort zu verlassen. Ihr fiel ein, dass sie Joe anrufen musste, um ihm zu sagen, dass sie das Krankenhaus verlassen hatte. Schließlich sollte er nicht ahnungslos hingehen, um nach ihr zu sehen, während sie schon seit Stunden fort war. Außerdem wollte sie ihm von dem Abendessen erzählen und ihn einladen. Sie zog das Mobiltelefon aus der Tasche und sah sich den Raum genau an.
    Seine Größe entsprach exakt der des darüberliegenden Anrichtezimmers. Unter dem Hauptgebäude gab es einen eigenen Keller. Jener Raum dagegen war nur als Lager für Lebensmittel und Küchenzubehör gedacht gewesen.
    Vom Ofen aus ging sie langsam an den Wänden entlang. Das Telefon in ihrer Hand hatte sie bereits vergessen. Die Wände waren komplett aus Ziegelsteinen gemauert. Leslie versuchte sich die Lage des Kellers vorzustellen. Wenn sie sich in nördlicher Richtung durch die Erde bohrte und dann leicht nach Osten abbog, würde sie die Ausgrabungsstätte erreichen. Die dortige Gruft lag ein paar Meter tiefer als dieser Keller. Ihr wurde klar, dass sie zum Rathaus gelangen würde, wenn sie sich weiter nach Osten bewegte.
    Neugierig breitete sie die Baupläne der U-Bahn aus, auf die sie in der Bibliothek gestoßen war und die sie gleich mitkopiert hatte. Gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts waren Hochbahnen durch Lower Manhattan gefahren. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts baute man die ersten U-Bahn-Strecken – die allererste verlief vom Rathaus bis zur 145th Street. Um 1910 existierten bereits mehrere Linien. Auf einer Karte jüngeren Datums konnte sie nachvollziehen, welche alten Tunnel nicht mehr in Betrieb waren. Außerdem gab es etliche Schächte, die man speziell für die Bauarbeiten der U-Bahn angelegt hatte. Viele von ihnen wurden längst nicht mehr benutzt.
    In der Erde unter Manhattan klafften also zahlreiche längst vergessene Löcher. Aber was genau hatte das zu bedeuten?
    Plötzlich stutzte sie. Hatte sie sich den Luftzug nur eingebildet? Oder …?
    “Matt?”, flüsterte sie voller Hoffnung. “Ich weiß … oh Matt, du musst einfach hier sein, ich kann dich doch spüren …”
    Es kam ihr vor, als würde sie eine Berührung fühlen. Eine sanfte und zärtliche Berührung auf ihrer Wange. Und dann ein Flüstern.
    Geh weg … bitte geh weg.
    “Ich kann nicht.”
    Du musst.
    “Ich möchte dich sehen, dich berühren. Ich weiß, du bist hier. Ich spüre dich doch.”
    Sie wartete.
    Nichts.
    “Soll ich den Keller verlassen?”, fragte sie.
    Geh.
    Die Stimme hatte diesmal einen drängenden Unterton.
    “Soll ich den Keller verlassen? Oder das Haus? Oder New York?” Wieder sprach sie laut, und abermals spürte sie, wie sich die Luft bewegte.
    Oder spielte ihre Fantasie ihr nur einen grausamen Streich?
    “Matt … in der U-Bahn, da habe ich dich gesehen. Ich weiß, Joe war auch dort, und er zog mich raus. Aber zu Anfang … war es dein Gesicht. Und deine Stimme.”
    Geh, geh!
    “Ja, schon gut!”
    Sie begann die Pläne zusammenzurollen, da hörte sie es.
    Ein Schluchzen.

13. KAPITEL
    D as Haus war tatsächlich eine einzige Katastrophe. Joe fragte sich, ob es wohl eine Behörde in der Stadt gab, die sich um derartige Missstände kümmerte. Vermutlich ja, aber es würde eine Menge Verwaltungsaufwand bedeuten. Dennoch war es die Sache wert, fand er.
    Platz war in New York knapp und begehrt, das verstand sich fast von selbst. Doch er wusste auch, dass es Gesetze gab, die Mieter vor solchen Zuständen schützten. Da jedoch die meisten dieser Mieter vermutlich illegale Einwanderer waren oder sich auf dubiose Weise

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